Nürburgring – „Das Leben ist schön, der Regen ist schön“: Mit diesem leicht umgedichteten Chorus haben die Orsons als Opener der Alternastage am Sonntag ihre Fans empfangen. Und das bei grauem Himmel, böigem Wind und leichtem Nieselregen – oder wie es unter treuen Festival-Fans heißt: bei einem typischen Sommertag am Ring.
An der Centerstage traten am Sonntag nach dem Start mit All Time Low und Bad Religion die Bands Kraftklub und Sportfreunde Stiller auf, bevor die Punkrocker von Green Day aus den Vereinigten Staaten ein lautes Finale gaben.
Mit fetten Bässen und druckvollen Raps versuchten die Orsons, die Regenfront wegzuschieben. Die auffallend vielen Mädchen machten aus ihren Gummistiefeln kurzerhand Tanzschuhe und hüpften zum Beat. Die Band tat es ihnen gleich, wälzte sich am Ende gar am Boden. Regen am Himmel, Sonne in den Herzen – die Orsons lieferten einen erwärmenden Auftritt ab.
Gleiches gilt für Royal Republic. Die vier Schweden dürften für die Fans in den hinteren Reihen zwar durch die wabernden Nebelschwaden eher undeutlich auf der Centerstage zu sehen gewesen sein. Aber letztlich zählt ja auch die Musik. Und die war top: Alternative Rock zum Spaß haben und Rumspringen, genau das Richtige für den nasskalten Ringtag. Zum Feiern hatten die Ringrocker mal wieder lustige Utensilien mitgebracht: Da kreiselte ebenso ein Planschbecken über den Köpfen wie ein aufblasbares Gummikrokodil und ein spärlich bekleidetes Mädchen aus dem gleichen Material. Ein, zwei Schwedenflaggen wurden ebenfalls geschwenkt, was die Band um Sänger Adam Grahn sicherlich gefreut haben dürfte.
Die Routiniers des Punkrock nahmen danach die Centerstage ein: Bad Religion (Foto), seit mehr als 30 Jahren im Business, zog offensichtlich jede Generation von Festivalgängern an. Unaufgeregt, aber voll bei der Sache sang sich Greg Graffin durch einen Mix aus älteren und neuen Songs, darunter der Klassiker „Punk rock song“. Gut, solide, bei Bad Reglion weiß der Fan, was der hat.
Gleichzeitig bewiesen Blumentopf auf der Alternastage, warum sie zur Speerspitze des deutschen Hip Hop gehören. Vier Mcs, ein DJ – mehr brauchte es nicht, um einen starken Auftritt abzuliefern, der den Ring sogar zum Niederknien brachte. Herausragend waren die Freestyles. Beispiel gefällig? „Ich hab gehört, der Nürburgring ist ein Milliardengrab. Mir ist das scheißegal – ich komm' aus Bayern, ich hab' nix bezahlt!“
„Are you ready for Springen“: Mit diesen Worten forderten Simple Plan ihre Fans vor der Centerstage zur Interaktion auf. Die Band folgte auf Bad Religion, und es war schon erstaunlich zu sehen, auf welch unterschiedliche Arten man das Wort Punk interpretieren kann. Bei Simple Plan stand eindeutig die Vorsilbe „Fun“ im Vordergrund. Dass sogar ein Refrain der Black Eyed Peas eingemixt wurde und die Band „Moves like Jagger“ coverte, spricht für sich. Der Andrang vor der Bühne war gigantisch, die Masse hüpfte und tanzte sich warm für Kraftklub und Green Day.
Zwischen diesen beiden hatten noch die Sportfreunde Stiller ihren Auftritt. Auch wenn die Sportis bereits ähnlich oft am Ring aufgetreten sind wie die Hausband Toten Hosen: Sänger Peter Brugger strahlte wie ein Lausbub von der Bühne und beschrieb, wie grandios es immer wieder aufs Neue sei, vor solch einer feierwütigen Meute wie den Ringrockern auftreten zu dürfen, was sie in bewährt spielfreudiger Manier taten. Ein paar Songs vom neuen Album „New York, Rio, Rosenheim“ am Anfang nahm die Menge noch halbwegs gelassen hin, bevor zur Single „Applaus, Applaus“ den Sportis ebensolcher entgegenbrandete – und zwar heftig. Ein paar Klassiker wie „Sieben Tage, sieben Nächte“ und „Ich roque“ brachten die Menge endgültig zum Wogen. Die letzten Stunden am Ring wollten durchtanzt werden.
Von unseren Redakteuren Anke Hoffmann und Markus Kuhlen