Koblenz
Social Media trifft Museum: Erstmals in Koblenz ein TweetUp zwischen Exponaten

Eine Gruppe Menschen, die mit gezückten Smartphones durchs Museum zieht: Das gibt's am 15. August im Landesmuseum Koblenz.

 

Koblenz - Blick zum Exponat, Blick aufs Handy-Display, Tippen, Blick aufs Exponat, Lachen über das, was der Nachbar gerade geschrieben hat: Das Landesmuseum Koblenz steht vor einer seiner ungewöhnlichsten Führungen: Mit unserer Zeitung lädt es zum TweetUp ein, zur Führung extra für Twitterer.

Eine Gruppe Menschen, die mit gezückten Smartphones durchs Museum zieht: Das gibt's am 15. August im Landesmuseum Koblenz.

 spannend präsentiert werden.

Und am 15. August ab 16.30 Uhr dann auch noch mal auf ganz andere Art: Von Tweet zu Tweet geht es mit dem Hashtag #LMKup durch die aktuelle Sonderausstellung, Social Media trifft Museum. Sicher auch eine neue Erfahrung für Kuratorin Franziska Bartels, die die bis zu 30 Teilnehmer führen wird. Derartige exklusive Führungen, bei denen dann die Teilnehmer gleich über Twitternachrichten in die Welt tragen, was sie sehen, gibt es immer häufiger, in der Region ist das Landesmuseum damit aber selbst Pionier in der Kulturlandschaft.

Unsere Zeitung und das Museum laden ein. Die Rhein-Zeitung als Partner – weil das einfach passt: Unsere Zeitung hatte 2001 mit dem E-Paper selbst eine zündende Idee – es war die weltweit erste 1:1-Darstellung einer Zeitung auf HTML-Basis. Und mit den Social-Media-Aktivitäten zählt die RZ zu den Pionieren der Zeitungsverlage.

Boehring: Am Anfang stand der Zufall. Durch einen Zufall entstand in Albert Boehringers Weinsteinfabrik in Ingelheim bei dem Versuch, Zitronensäure herzustellen, Milchsäure. Albert Boehringer ließ das Verfahren perfektionieren und wurde zu einem Pionier der industriellen Anwendung biotechnischer Prozesse. Das erste Patent: Backpulver auf Milchsäurebasis. Frühzeitig wurde eine Forschungsabteilung gegründet und das Portfolio auf pharmazeutische Präparate erweitert. Heute ist Boehringer Ingelheim ein weltweit agierendes Pharmaunternehmen mit 13 000 Mitarbeitern allein in Deutschland. Medikamente wie Thomapyrin und Mucosolvan kommen von ihm.

Bücker: Flugzeuge waren sein Leben. Carl Clemens Bücker wurde 1895 in Ehrenbreitstein geboren. Nach seiner Laufbahn als Pilot gründete Carl Bücker am 3. Oktober 1933 in Berlin die Bücker Flugzeugbau GmbH. Mithilfe eines Konstrukteurs baute er die „Bü 131 Jungmann“, die international zum Verkaufsschlager avancierte. Seine Modelle Jungmann und Jungmeister waren zu Schulungszwecken auch beim deutschen Reichsluftfahrtministerium beliebt. Ab 1935 wurden sie in die Rüstungsproduktion eingebunden. Das Ende des Zweiten Weltkriegs war auch das Ende seiner Firma. Nach seinem Tod 1976 wurde Bücker wunschgemäß nach Koblenz überführt und begraben. Seine Flugzeuge fliegen aber zum Teil noch heute.

Ehl: Ein Stein geht um die Welt. Am Anfang standen ein erfahrener, findiger Bauingenieur und eine wagemutige Kreissparkasse. Der Unternehmer Bernhard Ehl, geboren 1939, entwickelte schnell nach der Unternehmensgründung 1976 in Kruft erste Patente. Seine Philosophie: Mit Steinen gestalten, statt die Landschaft zuzubetonieren. 1983 wurde das erste Zweigwerk bei Bad Kreuznach eröffnet, 1990 das erste Werk in den neuen Bundesländern, 2000 wurde international expandiert. So wurde die Ehl AG in rasantem Tempo zum Marktführer. Bis heute werden Betonsteine in neuen Formen und Verwendungen entwickelt.

Fissler: Die Gulaschkanone kennt jeder. Carl Philipp Fissler gründete 1845 das Unternehmen „Fissler“ in Idar-Oberstein als Klempner- und Installationsgeschäft. Mit der Erfindung der fahrbaren Feldküche 1892 zur Versorgung des Militärs, besser bekannt als „Gulaschkanone“, schrieb das Unternehmen Kulturgeschichte. Dies war der Grundstein für weitere Innovationen im Bereich des Kochgeschirrs, auf das sich der Betrieb spezialisierte. So wurde die Produktion von Urnen, Vasen und Bierfässern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgegeben. Allein in den letzten 50 Jahren hat der Kochgeschirrhersteller mehr als 200 Patente und Gebrauchsmuster angemeldet.

Horch: Ein Mann und seine Marken. Der in Winningen an der Mosel geborene Schmied und Maschinenbauingenieur August Horch (1868–1951) gehört zu den wichtigsten Pionieren des Automobilbaus. Seine Erfindungen und Verbesserungen trieben die Entwicklung der Motorfahrzeuge in Deutschland wesentlich voran. Mit technisch innovativen und zuverlässigen Automobilen machte er die Marken Horch und Audi innerhalb weniger Jahre international bekannt. Dennoch blieb Horch der dauerhafte wirtschaftliche Erfolg versagt. Nach 1920 nahm er nur noch selten Einfluss auf die Entwicklung der von ihm gegründeten Marken und der daraus hervorgegangenen Auto-Union. Die Fahrzeuge machen bis heute Autofahrer glücklich.

Peter Kaiser: Die älteste Schuhfabrik Deutschlands. Nach der Auflösung der Garnison in Pirmasens 1790 verlegten sich viele Soldaten aus der Not heraus auf die Fertigung von Schuhen. Pirmasens entwickelte sich zu einem Zentrum der Schuhproduktion. In dieser Tradition stand auch der Schuhmacher Peter Kaiser, als er 1838 seine Schuhwerkstatt gründete. Bereits 10 Jahre später exportierte er nach Australien, und das Unternehmen wuchs stetig. Dem Niedergang der „Schuhmetropole Pirmasens“ durch Konkurrenzprodukte aus Billiglohnländern Ende des 20. Jahrhunderts entgeht das Unternehmen durch Qualität und den Verbleib der Produktion in Europa. Heute ist Peter Kaiser die älteste noch existierende Schuhfabrik Deutschlands.

Mand: Hochwertiger Klavierbau, inspiriert von Musikern. Angeregt von den in der Nachbarschaft wohnenden Mendelssohns erlernte der in Horchheim bei Koblenz geborene Carl Mand (1811–1892) das Handwerk des Klavierbauers, perfektionierte seine beruflichen Kenntnisse in Wien und gründete in Koblenz eine eigene Werkstatt. Mit Instrumenten von außergewöhnlicher Qualität, technischen Verbesserungen, die er in Zusammenarbeit mit Musikern entwickelte, und neuartigen Flügelmodellen gelang Mand der Durchbruch. Bis zum Ersten Weltkrieg profitierte das von ihm gegründete Unternehmen von der immens steigenden Nachfrage des deutschen Bürgertums nach hochwertigen Klavieren. Danach konnten sich seine Nachfolger nicht mehr gegen die wachsende Billigkonkurrenz behaupten.

Pfaff: Mit Pfaff wurde überall auf der Welt genäht. Den erfolgreichen Handwerker Georg Michael Pfaff (1823–1893) trieb im beginnenden Industriezeitalter die Idee an, menschliche Arbeit zu erleichtern. Deshalb begann er, Nähmaschinen zu entwickeln und herzustellen. Mit technischen Innovationen, unternehmerischem Weitblick und einer vorbildlichen Versorgung der Mitarbeiter begründete er in Kaiserslautern eine Marke, die bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts von der ständig wachsenden Nachfrage nach Haushalts- und Gewerbenähmaschinen profitierte. Anders als die zahlreichen deutschen Konkurrenzfirmen, die sich überwiegend auf Haushaltsnähmaschinen beschränkten, hat sich Pfaff durch die Konzentration auf Industriemaschinen am Markt behaupten können.

Schott: Vom Glaslabor zum internationalen Technologiekonzern. 1884 gründete Otto Schott mit Carl Zeiss, Ernst Abbe und Roderich Zeiss das „Glastechnische Laboratorium Schott & Gen.“ in Jena und legte damit die Grundlage für die moderne Glaswissenschaft und -technik. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen amerikanische Truppen Mitarbeiter des Jenaer Werks mit in den Westen, bevor die Region an die sowjetischen Besatzer übergeben wurde. Die Deportation wurde als „Zug der 41 Glasmacher“ bekannt. Der Neuaufbau des Unternehmens erfolgte unter der Leitung von Erich Schott mit Mitteln aus dem Marshallplan. Mainz wurde Sitz des Hauptwerks und der Firmenzentrale von Schott, und das Unternehmen wandelte sich zu einem internationalen Technologiekonzern mit 16 000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 2 Milliarden Euro.

Schottel: Vom Rhein auf die Weltmeere. In Spay am Rhein gründete Josef Becker 1921 in einer alten Scheune einen Handwerkerbetrieb. Dort baute er Beiboote und Dieselmotorboote. 1934 wurde das Unternehmen nach der Rhein-Untiefe „Auf der Schottel“, welche Geschick in der Lenkung von Schiffen verlangte, umbenannt und ein neues Firmengelände bezogen. Dort entwickelte Becker einen Antrieb, den Schottel Ruderpropeller (SRP), der die Manövrierbarkeit von Schiffen erhöht und so die Schifffahrt revolutionierte. Heute finden Schottel-Antriebe in Personenfähren, Schleppern, Yachten, Eisbrechern, Offshore- Anlagen, Hochseeund Containerschiffen Anwendung und werden sogar in Amphibienfahrzeugen für das Militär verbaut.

Thonet: Durch Pionierleistungen zum Welterfolg. Der gelernte Möbelschreiner Michael Thonet (geboren 1796 in Boppard) besaß neben exzellenten Fachkenntnissen ein sicheres Gespür für Formgebung. Als die Anerkennung in der rheinischen Provinz ausblieb, entschloss er sich zum Wechsel nach Wien. Hier konnte Thonet seine Ideen mit Erfolg umsetzen. Die von ihm perfektionierte Bugholztechnik ermöglichte den Übergang von der handwerklichen zur industriellen Serienproduktion. Hinzu kamen ein Design, das der Zeit voraus war, und der Einsatz neuartiger Werbe- und Vertriebsmethoden. Thonet-Möbel wurden zum Massenkonsumartikel. Bis heute sichern innovative Fertigung und Gestaltung den Erfolg der Marke. Foto: Holger.Ellgaard

 Wagner: Trotz zündender Ideen kein Wohlstand. Der 1837 in Heimbach bei Neuwied geborene Franz Xaver Wagner kann als einer der genialsten Mechaniker seiner Zeit gelten. Dennoch brachten ihm seine bahnbrechenden Ideen weder Ruhm noch Gewinn.Als Erfinder gelang ihm in Amerika 1890 mit einer völlig neuartigen Typenhebelkonstruktion für Schreibmaschinen der Durchbruch. Nur acht Jahre später musste er aufgrund finanzieller Schwierigkeiten sämtliche Patente an die Underwood- Typewriter Company verkaufen. Bevor Wagner 1907 in New York starb, erlebte er noch, wie sich die von ihm verbesserte Schreibmaschine zu einem Massenprodukt entwickelte. Nach seinem System wurden bis in die 1970er-Jahre alle erfolgreichen Schreibmaschinenmodelle gebaut.

ZDF: Vom Maskottchen zum Markenzeichen. Die Ministerpräsidentenkonferenz in Stuttgart legte 1961 in einem Staatsvertrag fest, das „Zweite Deutsche Fernsehen“ zu gründen. Nach langem Ringen entschied man sich für den Standort Mainz. Offizieller Sendebeginn war der 1. April 1963. Schon in den provisorischen Studios in Eschborn erblickten die nach dem Zielstandort benannten Mainzelmännchen aus der Feder von Wolf Gerlach das Licht der Welt. Sie gehörten nicht nur zu den ersten animierten Markenzeichen in Deutschland, sondern sind bis heute Identifikationsfiguren und Werbetrenner. 2013 wurden das ZDF und die Mainzelmännchen 50 Jahre alt. Inzwischen zählt das ZDF zu den größten Sendeanstalten Europas.

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Das Landesmuseum Koblenz in der Festung Ehrenbreitstein setzt in seinen Ausstellungen immer wieder einen Schwerpunkt auf die Geschichte der technischen und wirtschaftlichen Entwicklungen im Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz. Die Sonderausstellung „Zündende Ideen: Marken aus Rheinland-Pfalz“ führt den Begriff der Marke ein: Darunter lassen sich Erfinder, Firmengründer, Unternehmer, Mitarbeiter, Innovationen aber auch Marketingstrategien und Firmengeschichte rubrizieren. Es geht ums ZDF und um Audi genauso wie um den Erfinder der Schreibmaschine aus Neuwied, dessen Name fast vergessen ist.

Bei dem “TweetUp„ sind aber auch Blogger, GooglePlus- und Facebook-Nutzer willkommen. Wer sich anmeldet, hat nicht nur freien Eintritt ins Museum und auch zu anderen Ausstellungen, sondern kann das TweetUp auf der Festung auch anschließend bei Artisten im Rahmen der Reihe Rheinpuls ausklingen lassen.

Die Anmeldung: Wer dabei sein möchte, trägt sich mit seinem (Twitter-)Namen in dieses sogenannte “Doodle" ein. Das ist öffentlich zu lesen.