Mainz – Der Manager hat seine Inspektionsreise ins Ausland beendet und ist mit den Profis des FSV Mainz 05 zum Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach gereist.
Christian Heidel hatte sich unter der Woche ein Länderspiel angesehen. Wo das war und vor allem wen der 47-Jährige beobachtet hat, bleibt geheim.
„Ich kann sagen, dass wir im Moment mit keinem einzigen Spieler über einen Wechsel reden“, sagt Heidel, der jedoch gleichzeitig erklärt, das schließe allerdings nicht aus, dass der Klub im Winter trotzdem Veränderungen im Kader vornehmen werde. Alles andere wäre auch eine Überraschung.
„Die Gespräche darüber, was wir eventuell vorhaben, laufen jetzt intern an“, sagt Heidel. Er werde sich dieser Tage mit Thomas Tuchel zusammensetzen, um die genauen Planungen zu besprechen. Möglicherweise zeichnet sich jetzt schon der Abschied von Jan Simak nach dem Ende der Vorrunde ab. der Tscheche, der am Bruchweg aufgrund vieler Verletzungen und Probleme den Anschluss nicht schafft, soll laut Heidel offenbar eine berufliche Veränderung ins Auge fassen. „Wir wollen keinesfalls den Eindruck erwecken, dass wir Jan wegschicken wollen“, sagt der Manager, „aber klar ist, dass es für ihn schwer wird bei uns.“
Schwer wird für die 05er auch das Auswärtsspiel im Borussiapark, für das der Spielmacher kein Thema sein dürfte. Nach drei Niederlagen in Folge will der Tabellendritte der Bundesliga in Mönchengladbach versuchen, den Negativtrend zu stoppen. Nach drei Niederlagen hintereinander geht's für Tuchels Profis darum, die Wende einzuleiten. „Ich habe das Gefühl, dass wir dort ein gutes Spiel machen“, sagt Heidel, merkt aber an: „Warum, weiß ich auch nicht.“ Vielleicht sei es ganz gut gewesen, dass die Mannschaft nach der Hannoverniederlage nicht die ganze Woche über zusammen, sondern in alle Himmelsrichtungen unterwegs gewesen sei, sinniert der 05-Manager. „Wir müssen dort jetzt so spielen, als beginne für uns die Saison ganz neu“, lautet sein Vorschlag für die Herangehensweise.
Die Borussen-Elf von Trainer Michael Frontzeck präsentiert sich in dieser Vorrunde nicht gerade als Siegerteam. Es hagelte dramatische Niederlagen wie das 0:4 zu Hause gegen die Eintracht oder das 0:7 in Stuttgart, 1:4 gegen Werder Bremen oder 0:3 in Kaiserslautern. Frontzecks Mannschaft hat überhaupt erst zweimal gewonnen: 6:3 in Leverkusen und zuletzt dieses 4:0 im Derby beim 1. FC Köln. Gegen die 05er soll der erste Heimsieg dieser Saison fällig sein. „Für uns ist das in jedem Fall eine schwere Auswärtsaufgabe“, sagt Tuchel, der auf das erwachte Offensivpotenzial des Gegners hinweist. „In den beiden vergangenen Spielen haben sie sieben Tore geschossen.“ Drei beim 3:3 gegen die Bayern, vier in Köln. Das gibt Selbstbewusstsein.
Die 05er haben seit drei Spieltagen keinen eigenen Treffer mehr erzielt. „Die Frage in diesem Spiel ist, wer wem die Stirn bietet“, sagt Tuchel. „Ob wir uns durchsetzen können oder die Gladbacher es schaffen, nachzulegen.“ Der Plan für die Partie im Borussiapark ist logisch: Die Grundlagen müssen stimmen. Laufarbeit, Kampf, Vorwärtsverteidigung, Umschalten. „Wir brauchen in dieser Partie den absoluten Willen für eine 100-prozentige Abwehrleistung, bevor wir darüber nachdenken, wie wir selbst ein Tor erzielen können“, nennt Tuchel die Priorität der Aufgaben. Aus einer defensiven Sicherheit heraus, die eigene Chance suchen – „das ist das Ziel, das wir mit aller Macht verfolgen.“ Er sei gespannt, wie die Mannschaft diese Hürde bewältige. „Wir sind nah dran“, glaubt der Trainer. Manchmal könne ein Schritt zurück der Auslöser sein für zwei Schritte nach vorne.
Seine Mannschaft sei sehr selbstkritisch mit der Situation umgegangen. Tuchel hat das Gefühl, dass die Spieler in dieser Ergebniskrise ein neues Bewusstsein entwickelt haben, die vorhandenen Stärken des 05-Spiels in den Vordergrund zu stellen und neu zu beleben. Personell kann der 05-Coach (mit Ausnahme des verletzten Bo Svensson) die beste Auswahl treffen. Die Nationalspieler sind gesund zurück gekehrt, die angeschlagenen Profis sind wieder voll belastbar. Und Spieler wie Marcel Risse, die zuletzt etwas ins Hintertreffen geraten waren, haben sich im Training angeboten. „Marcel hat in dieser Woche eine deutlich andere Befindlichkeit, Einstellung und Giftigkeit gezeigt als zuvor“, sagt der Trainer und nennt den Ex-Leverkusener als mögliche Alternative für die Startelf.
Über die Aufstellung für diese Partie darf wie üblich munter diskutiert und gerätselt werden. Der MRZ-Ansatz als Hilfestellung: Wetklo – Zabavnik, Bungert, Noveski, Fuchs – Caligiuri, Polanski, Fathi – Risse, Schürrle – Allagui.
Jörg Schneider