Laubach. Die großen Kicks gibt es im Kreis Cochem-Zell nur noch ganz selten, aber am Mittwoch steigt wieder so ein Fußballfest: Um 19.30 Uhr empfängt der Mitte-Bezirksligist SG Vordereifel in Laubach den Oberliga-Tabellenzweiten TuS Koblenz. Im Duell Klein gegen Groß geht es um den Einzug in die dritte Runde des Rheinlandpokals. Die Gastgeber hoffen auf 1000 Zuschauer – und sehen sich gegen die noch im Jahr 2010 in der 2. Bundesliga spielende TuS nicht chancenlos.
„Der ganze Verein ist in Aufruhr“, sagt der SG-Vorsitzende Helmut Junglas. Geschäftsführer Mark Klasen ergänzt: „Das ist das größte Spiel in unserer Vereinsgeschichte.“ Seit 2001 gibt es die SG Vordereifel, den Zusammenschluss der Vereine Spvgg Müllenbach, TuS Kaisersesch, SV Leienkaul und SV Laubach. Seit dieser Saison sitzt auch der SV Binningen mit im SG-Boot. „Die Bereitschaft aller Vereine zu helfen, ist großartig. Das erleichtert die Arbeit ungemein, wenn man so viele fleißige Helfer im Hintergrund hat“, sagt Klasen.
Die fleißigen Helfer benötigt die SGV unbedingt, denn seit der Auslosung hat das Team um Klasen alle Hände voll zu tun. „Es ist nicht so einfach, wenn man so ein Los bekommt“, sagt Klasen: „Aber wir sind auf jeden Fall gerüstet.“ Vorbereitet sei man auf dem Sportgelände in Laubach auf einen Andrang von 1000 Zuschauer. „Ob die kommen, weiß ich nicht“, sagt Klasen: „Das hängt viel vom Wetter ab. Beim Derby vor zwei Wochen gegen Müden hat es geregnet, und da waren am Ende statt 500 nur 300 Zuschauer da.“
Die Fans, die kommen, sollen sich bestens umsorgt fühlen: Auf dem Weg zum Sportplatz weisen Schilder auf die vielen Parkmöglichkeiten hin, die Feuerwehr betätigt sich als Einweiser. Am Sportplatz gibt es zwei Eingänge, einen davon nur für die Koblenzer Fans, um die sich in vielerlei Hinsicht extra gekümmert wird. Die TuS-Anhänger haben ihren eigenen „Gäste-Block“ mit Getränkestand und Imbissbude. Die Polizei wird bei den TuS-Fans genau hinschauen. „Die Polizei hat uns direkt nach der Auslosung kontaktiert, weil die TuS einige Problemfans hat“, sagt Klasen. Die TuS-Anhänger werden am Einlass „gefilzt“ – auch im Hinblick auf Pyrotechnik. Zudem ist eine Security-Firma vor Ort. „Wir gehen aber stark davon aus, dass alles friedlich verläuft“, sagt Klasen.
Und wie wird es sportlich für Vordereifel verlaufen? Zwei Spielklassen trennen die Klubs, beide gehen mit einem guten Gefühl ins Match. Vordereifel überraschte beim 1:1 am Sonntag den Vizemeister Metternich, Koblenz gewann am Freitag das Derby gegen Karbach mit 2:0.
Im Pokal hat sich die TuS in der Vergangenheit oft schwer getan gegen Bezirksligisten. In der Vorsaison gewann Koblenz in Runde drei nur mit 2:1 in Emmelshausen, im Viertelfinale beim VfB Wissen musste sogar das Elfmeterschießen herhalten. Im Halbfinale war dann Schluss beim 0:1 gegen den späteren Pokalsieger FSV Salmrohr.
Kann Vordereifel die TuS Abend ärgern? „Wir werden es richtig angehen und versuchen, uns so teuer wie möglich zu verkaufen. Im Fußball ist in einem Spiel alles möglich“, antwortet Trainer Peter Geisen: „Die Jungs sind heiß ohne Ende. Die hoffentlich große Kulisse muss Ansporn für uns sein und kein Hemmnis.“ Ob Geisen wie gegen Metternich die Sache mit einem Stürmer (Patrick Stein) angeht, oder ob der immer noch leicht an der Wade angeschlagenen Matthias Tutas neben Stein aufläuft, entscheidet Geisen kurzfristig. Der Einsatz von Julian Hartmann, der gegen Metternich schon in der 23. Minute wegen Knieproblemen runter musste, ist sehr fraglich.
Bei der TuS hat der Rheinlandpokal einen ähnlichen Stellenwert wie die Liga. Der Grund ist finanzieller Natur, der Rheinlandpokalsieger qualifiziert sich bekanntermaßen für den DFB-Pokal und kassiert dort rund 110 000 Euro Antrittsprämie.
Für zwei Koblenzer Akteure ist das Duell in Laubach fast ein Heimspiel: Stürmer Tobias Jakobs kommt aus Treis-Karden, der Kapitän und Abwehrchef André Marx aus Möntenich. Marx ist mit vier Treffern nach sechs Spieltagen der beste Koblenzer Schütze – gefolgt von Jakobs mit zwei Treffern. Jakobs war zwei Wochen verletzt, feierte in der vergangenen Woche zwei ganz kurze Kurzeinsätze und könnte von dem ehemaligen Bundesliga-Trainer Petrik Sander wieder von Beginn an aufgeboten werden. Kapitän Marx wird auf jeden Fall spielen.
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass die TuS Koblenz im Rheinlandpokal in der Vordereifel ihre Visitenkarte abgibt: Am 14. Dezember 1985 gastierte der damalige Verbandsligist Koblenz beim Landesligisten SG Forst/Binningen – und erlebte beim 0:6 in Binningen sein blaues Wunder. Rainer Hürter (2), Egon Fuhrmann, Ulli Rössel, Andreas Nick und Joachim Knieper sorgten mit ihren Toren vor 30 Jahren für die Pokalsensation. Vielleicht finden sich am Mittwochabend einige Nachahmer.
Von unserem Redakteur
Michael Bongard