Frauenfußball: Andernach will zum Finale der 2. Bundesliga in Köln punkten
SG 99 hat den Kampf um Platz zwei nicht aufgegeben – Andernach will zum Finale der 2. Bundesliga in Köln punkten
Die Andernacher Mittelfeldspielerin Lisa Umbach, hier links im Duell mit Gia Corley vom FC Bayern II, zählte mit zahlreichen Torvorlagen und fünf eigenen Treffern zu den Garanten für das gute Abschneiden.
Tobias Jenatschek

Andernach. 15 Spiele, 14 Siege und nur ein Remis, ausgerechnet beim Absteiger 1. FC Saarbrücken: Die Bilanz des 1. FC Köln in der Südgruppe der 2. Frauenfußball-Bundesliga liest sich eindrucksvoll, das Saisonziel, den Wiederaufstieg in die Bundesliga, hat das mit internationalen Profis und etlichen Nationalspielerinnen gespickte Kölner Team souverän erreicht. Auch die SG 99 Andernach konnte das Geißbock-Team bei der 1:3-Heimniederlage Mitte April nur eine Halbzeit lang ärgern. Zum Saisonfinale gastieren die Bäckermädchen nun an diesem Sonntag ab 14 Uhr im Franz-Kremer-Stadion und sind nicht gewillt, sich bei der Kölner Aufstiegsparty mit einer Statistenrolle zufriedenzugeben.

„Für uns ist es kein Spiel um die goldene Ananas“, kündigt SG-Trainer Florian Stein an, dass sein Team zum Abschluss einer „grandiosen Spielzeit“ noch mal hoch motiviert antreten wird. Zum einen steckt den Andernacher Fußballerinnen der Stachel der 0:6-Pleite in Frankfurt noch im Fleisch, zum anderen winkt ihnen im Falle eines (Teil-)Erfolgs die Rückkehr auf den zweiten Tabellenplatz, den sie fast die gesamte Saison über innehatten und erst nach dem Sechserpack bei der Eintracht-Reserve an die zweite Mannschaft des FC Bayern München abgeben mussten.

Das Rechenspiel sieht so aus: Bayern-Gastgeber Frankfurt II benötigt einen Sieg, um den drohenden Absturz auf Platz sechs und die zwei Relegationsspiele gegen den Sechsten der Nordgruppe zu vermeiden, weil Hoffenheim II und Ingolstadt gegen die Kellerkinder der Liga Siege zuzutrauen sind.

So könnte ein Punktgewinn in Köln den Andernacherinnen reichen, um sich das Prädikat „best of the rest“ zu verdienen. Außerdem, sagt Trainer Stein, „brennen die Mädels auf Wiedergutmachung“, auch weil ihre Niederlage in Frankfurt böse Bemerkungen vonseiten der abstiegsgefährdeten Teams in den „sozialen“ Netzwerken ausgelöst hat. „Den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung weisen wir jedoch zurück“, stellt Stein klar, „wir haben mit jeweils zwei Siegen gegen Würzburg und gegen Hoffenheim II unsere Pflicht diesbezüglich erfüllt.“

Zusätzliche Motivation erhoffen sich die Andernacherinnen von der Aussicht, endlich wieder vor Publikum spielen zu dürfen; zur Wochenmitte jedenfalls sah es danach aus, als würden immerhin 100 Zuschauer zur Kölner Saisonabschlussfeier zugelassen. Und sollten die Bäckermädchen dem besten Team der Liga tatsächlich auf dessen Platz einen oder gar drei Punkte abnehmen, was kein Team in dieser Saison geschafft hat, hätten sie sich den zweiten Tabellenrang mehr als verdient. „Das ist doch ein schönes Ziel“, stellt Florian Stein fest.

Hoffnung macht der SG 99 das Hinspiel, in dem Andernach nach verschlafener erster Halbzeit (0:2) den Favoriten im zweiten Durchgang „dominierte“, so Stein. Sein Fazit: „Wir schauen auf Platz zwei, aber wir müssen nicht Zweiter werden, um von einer herausragenden Spielzeit zu sprechen.“Angetreten waren die Bäckermädchen in der Corona-Saison, um den Klassenverbleib zu schaffen, unterm Strich steht unabhängig vom Ausgang des letzten Spiels eine durchweg positive Bilanz mit mehr Siegen als Niederlagen und dem Erreichen des Viertelfinales im DFB-Pokal als Highlight.

„Nach dem Spiel lassen wir die Saison im Biergarten ausklingen“, schildert Stein die Planungen, „am Dienstag werden wir dann ein letztes Mal zusammenkommen, ehe wir den Spielerinnen für die nächsten Wochen eine fußballfreie Zeit nicht nur gönnen, sondern sogar verordnen, denn sie sind in den vergangenen Monaten deutlich über ihr Limit gegangen und brauchen die Erholung.“

Währenddessen arbeitet die sportliche Leitung bereits an den Planungen für die kommende Saison in der dann wieder eingleisigen 2. Bundesliga. Dank des frühzeitig gesicherten Klassenverbleibs haben die Andernacher einen Vorsprung gegenüber den meisten Konkurrenten. Das Ziel laut Stein: „Wir werden unseren Kader vor allem in der Breite auffüllen, denn in der neuen Saison müssen wir davon ausgehen, dass wir an jedem Wochenende spielen.“