Mainz – „Öffnungszeiten: Dienstag 10 bis 12 Uhr“, steht an der Tür zum Sekretariat der Leibniz-Grundschule in der Mainzer Neustadt. Nur zwei Stunden in der Woche können sich Eltern und Kinder mit ihren Fragen und Problemen an die Schulsekretärin wenden.
Mehr geht leider nicht, bedauert Schulleiterin Helga Kinsky. Denn die für Sekretariate zuständige Stadt hat der Schule insgesamt nur sechs Stunden pro Woche zugeteilt. Den meisten Grundschulen in Mainz und teilweise auch im Kreis Mainz-Bingen geht es ähnlich. Gemeinsam schlagen sie Alarm.
In einem Brief an Jens Beutel (SPD) als Mainzer Oberbürgermeister und Landesvorsitzenden des Deutschen Städtetags fordern die Grundschulleiter aus Mainz und den Verbandsgemeinden Bodenheim, Nackenheim und Oppenheim, die Empfehlungen für Schulsekretariate zu überarbeiten. Die stammen von 1993, als es noch keinen Ganztagsbetrieb, Realschulen plus oder Integration behinderter Kinder gab.
Kleinere Grundschulen kommen danach auf vier bis neun Sekretariatsstunden pro Woche, große auf zwölf bis 16. Das sind zwar Empfehlungen, die theoretisch überschritten werden können. Doch praktisch hat Kinsky einen schrittweisen Stunden-Abbau erlebt.
„Unabhängig von der Schulart ist eine Zuweisung von einer Stunde pro zwölf Schüler nötig“, sagt Armin Mößmer, Leiter der Schiller-Grundschule in Weisenau und Sprecher der Mainzer Grundschulen. „Seine“ Schule mit 250 Schülern muss mit 8,5 Stunden auskommen. Schon warnt die Gewerkschaft Verdi vor der endgültigen Überlastung der Sekretariate, wenn in zwei Jahren die gebührenpflichtige Schulbuchausleihe auf die Grundschulen ausgedehnt wird. „Da gibt es immense Probleme, das wissen wir von den weiterführenden Schulen“, sagt Verdi-Fachfrau Anne Wieland.
Bei der Stadt rennen die Schulen offene Türen ein, versichert die Schulverwaltung: „Wir müssen uns aber an die Empfehlung von 1993 halten. Wenn die Stadt davon abweicht, kriegt sie vom Landesrechnungshof einen auf den Deckel“, sagt Pressesprecherin Ellen König. Die Belastung der Schulsekretariate werde aber gesehen. Mainz habe sich daher mit anderen Städten an den rheinland-pfälzischen Städtetag gewandt.
Derzeit überprüft eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit dem Landkreistag die Richtwerte, bestätigt der Städtetagsgeschäftsführer Wolfgang Neutz. Ergebnisse sollen noch in diesem Jahr vorliegen.
Claudia Renner