Region Mittelrhein – Mit einer großen Demo wollen heute die Koblenzer, unterstützt vom Umland, der Unesco zeigen, wie wichtig für sie „ihre“ Seilbahn am Rheinufer ist. Zu der um 13.30 Uhr an der Talstation beginnenden Kundgebung werden als Redner Innenminister Roger Lewentz (SPD), Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig (SPD) und CDU-Bundestagsabgeordneter Michael Fuchs erwartet. Die Organisatoren, Dehoga und Buga-Freunde, erwarten gut 2000 Teilnehmer.
Von unserer Redakteurin Ursula Samary
Sie alle hoffen auf die Einsicht der Unesco, dass die zur Festung Ehrenbreitstein schwebende Bahn gut ins Welterbe-Tal passt und nicht verschwinden muss, wie es vom Internationalen Rat für Denkmalpflege (Icomos) gefordert wird. Und da gibt es Signale, die Mut machen: „Ohne die Seilbahn fällt die Festung Ehrenbreitstein, wo die Menschen Geschichte pur erleben, wieder in die Finsternis. Die ästhetische Seilbahn ist das einzige Mittel, sie bequem und ökologisch zu erreichen“, sagte der Vorsitzende der Unesco-Welterbe-Stätten Deutschland, Horst Wadehn, unserer Zeitung.
Das Gutachten lässt Wadehn gelassen, weil sich die im Welterbe-Komitee entscheidenden 21 Mitglieder „eigene Gedanken machen“. Wadehn hat noch gut im Ohr, dass der Präsident von Unesco Deutschland, Walter Hirche, bei einem Besuch in der Seilbahn keine Gefahr für den Welterbe-Status sah.
Für Wadehn stellt sich die Frage Seilbahn oder Welterbe nicht, wenn die deutsche Delegation bei der Unesco-Konferenz in Kambodscha klug „für die Vorzeigeregion“ verhandelt. Der Welterbe-Titel sei „ein Segen“ für die Region, die von viel Müll befreit worden und richtig aufgeblüht sei. Einen Vorteil haben der Welterbe-Beauftragte des Landes, Walter Schumacher (SPD), und der deutsche Unesco-Botschafter Michael Wrobs bei der Konferenz: Einige Mitgliedes Welterbe-Komitees schwebten als Buga-Gäste 2011 auch mit der Seilbahn zur Festung. Damit haben sie einen eigenen Eindruck davon, wie sie Natur und Kultur verbindet. Der Unesco wird zudem angeboten, die sie störende Talstation neu zu gestalten.
Das umstrittene Icomos-Gutachten mit der „kompromisslosen Forderung nach einem Rückbau der Seilbahn“ liegt dem Land seit Mitte Februar vor, bestätigte Schumacher Informationen unserer Zeitung. Da es durchaus auch umfassend positive Seilbahn-Aspekte würdigt, ist es für ihn umso unschlüssiger.
Über das von der Unesco als vertraulich eingestufte Papier seien „sofort vertrauliche Gespräche aufgenommen worden“, in engem Kontakt mit dem Auswärtigen Amt. Die Stellungnahme des Landes folgte am 8. April. Da der Beschlussvorschlag für die Unesco-Tagesordnung aber nur „eine Empfehlung und keine ultimative Forderung enthält“, sei die Aufregung auch nicht groß gewesen. Schumachers Signal an die Demo: Nach seiner Erfahrung mit der Unesco ist „nur ein von Vermittlung und Überzeugungsarbeit geprägtes Vorgehen erfolgreich“.
Aus einem Problem macht Schumacher keinen Hehl – mit Seitenhieb auf Vorgänger Hofmann-Göttig: „Eine besondere Schwierigkeit für mich liegt heute darin, dass der frühere Regierungsbeauftragte für das Welterbe und heutige Koblenzer Oberbürgermeister im Jahr 2008 in einem Brief an die Unesco ausdrücklich einen zeitlich eng begrenzten Betrieb der Seilbahn angezeigt hat. Auf diese Zusage bezieht sich der Beschlussvorschlag.“ Nun setzt die Delegation aber alles daran, dass die Erfolgsgeschichte der Bahn nicht abrupt endet.