Koblenz
Seilbahn erschließt das "neue" Koblenz

Koblenz - Die Chancen, dass die Seilbahn den Koblenzern über das Jahr 2013 hinaus erhalten bleibt, sind gestiegen. Derzeit sieht es so aus, dass sich auch der Betreiber Doppelmayr mit dem Gedanken anfreunden kann, die neue Verbindung vom Konrad-Adenauer-Ufer zur Festung Ehrenbreitstein dauerhaft im Oberzentrum zu belassen.

Koblenz – Die Chancen, dass die Seilbahn den Koblenzern über das Jahr 2013 hinaus erhalten bleibt, sind gestiegen. Derzeit sieht es so aus, dass sich auch der Betreiber Doppelmayr mit dem Gedanken anfreunden kann, die neue Verbindung vom Konrad-Adenauer-Ufer zur Festung Ehrenbreitstein dauerhaft im Oberzentrum zu belassen. Diesen Eindruck nahmen zumindest die Zuhörer mit nach Hause, die zur Podiumsveranstaltung „Buga: Wie geht es weiter?“ in die IHK-Zentrale gekommen war.

Gleich acht Akteure hatte die Industrie- und Handelskammer aufs Podium geladen, die sich nach einem Impulsreferat des IHK-Vizepräsidenten Martin Fuchs zu Wort meldeten. Vor allem der Beitrag von Wolfgang Auer hatte es in sich. „Ich würde die Seilbahn gerne weiterhin hier sehen!“, so das Bekenntnis des für das Koblenzer Projekt zuständigen Ingenieurs.

Tarifsystem muss her

Wolfgang Auer gab aber auch deutlich zu verstehen dass eine Seilbahn in diesen Dimensionen nur dann erfolgreich betrieben werden kann, wenn sie komplett in den ÖPNV und ein einheitliches Tarifsystem eingebunden ist. Wie dies in der Praxis funktioniert, zeigte er an Beispielen aus den USA, Österreich und Algerien. Vor allem in dem nordafrikanischen Land setzt man auf Seilbahnen, um die unkontrolliert wachsenden Städte zu erschließen, ohne zu stark in den Bestand einzugreifen. Und: Seilbahnen können durchaus Entwicklungen einleiten, die positive Auswirkungen auf den Einzelhandel und den Wohnungsmarkt haben können – auch in Koblenz. Denn die neue Stadtteilverbindung eröffnet für die Niederberger Höhe, vor allem aber für das Gelände der Fritsch-Kaserne enorme Potenziale.

Wolfgang Auer machte am Beispiel der kleineren Lösungen in Köln und Rüdesheim deutlich, dass es bereits ab 500 000 Fahrgästen pro Jahr möglich ist, eine Seilbahn wirtschaftlich zu betreiben. Allerdings ist die Koblenzer Variante mit einer Kapazität von 7600 Personen pro Stunde die derzeit modernste und leistungsfähigste Anlage der Welt, sodass wie bei der Bahn zum Uniklinikum in Portland wohl die Grenze von einer Millionen Fahrgästen überschritten werden dürfte. Ist dies im Buga-Jahr, in dem am Ende weit mehr als 3 Millionen Tagesbesuche gezählt werden dürften, kein Problem, hängt der Erfolg der Bahn später vor allem vom Erfolg der Festung Ehrenbreitstein ab. Die preußische Anlage zog vor der Buga im Jahresdurchschnitt nur 300 000 Besucher an. Die immensen Investitionen in die Substanz und das kulturelle Angebot lassen aber auf deutliche Steigerungen hoffen. Ziel ist es, 75 Prozent der Touristen, die nach Koblenz kommen, auf die Festung zu „locken“. Klappt das, würde sich die Seilbahn schon wegen der Festung rechnen.

Unternehmer sind gefordert

Auch das wurde deutlich: Die öffentliche Hand kann „danach“ nicht mehr so großzügig sein wie im Vorfeld und während der Buga. OB Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig gab deutlich zu verstehen, dass Stadt und Land immense Vorleistungen erbracht haben und es nun eine Sache der örtlichen Unternehmer ist, ihre Chancen zu nutzen. Dem schloss sich Christoph Krepele grundsätzlich an. Dennoch forderte der Vorsitzende des Stadtforums „Alle lieben Koblenz“ die Stadtspitze auf, gestalterische Aufgaben nicht zu vernachlässigen. Exemplarisch nannte Krepele die Neugestaltung des Altlöhrtors. Wird diese nicht zügig angegangen, besteht die Gefahr, dass der Zentralplatz ein Eigenleben entwickelt. Dr. Edelbert Dold blickte dagegen weit über den Innenstadtbereich hinaus. Der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer forderte mit Blick auf die Niederberger Höhe den großen Wurf. Demnach sollte bei den Planungen für die Fritsch-Kaserne auch Potenziale für Veranstaltungen und Messen samt Parkraum berücksichtigt werden. Diese Forderung überraschte: War es doch die IHK, die den Messestandort stets skeptisch bewertet und sich auf ein von ihr in Auftrag gegebenes Gutachten berufen hatte.

2012 nicht verschlafen

Fazit: Trotz einer Reihe von Unwägbarkeiten stehen die Chancen für Koblenz gar nicht so schlecht, vorausgesetzt, das Jahr 2012 wird nicht verschlafen. Prof. Dr. Martin Fassnacht betonte, dass das kommende Jahr alles entscheiden wird. Der WHU-Professor warnte davor, sich allzu sehr auf die Seilbahn und die erhaltenen Buga-Flächen zu verlassen. Sie sind für ihn nur Teil eines Produktes, das stimmen muss.

Von unserem Redakteur Reinhard Kallenbach