Mainz – Entsetzen bei Christina und Volker Hans aus der Ludwig-Schwamb-Straße in Finthen: Als sie Donnerstagmorgen aus dem Urlaub kommen, finden sie einen Zettel ihres Sohnes Christian (20): Er habe am Donnerstag vergangener Woche gegen 12.30 Uhr einen kleinen Jungen aus dem 1,80 Meter tiefen Koi-Karpfenzeich im Garten seiner Eltern retten müssen, der zu ertrinken drohte.
Was war geschehen? Zwei Grundschüler hatten das benachbarte Gelände der Peter-Härtling-Schule unbeaufsichtigt verlassen, waren über das Zäunchen geklettert. „Das kann nur durch den dichten Bewuchs passieren“, sagt Volker Hans. Die Pausenaufsicht habe keine Chance wenn sich Knirpse davon machen. Dazu ist der Bewuchs zu dicht und zu unübersichtlich.
Laut Christian Hans war es reiner Zufall, der dem Jungen das Leben rettete. Der derzeitige Zivi war nur ins Haus seiner urlaubenden Eltern gekommen, um nach dem Rechten zu sehen, als er das hilflos in dem 1,80 Meter tiefen Teich versinkende, rudernde, schreiende Kind bemerkte.
Der zweite Junge habe am Rand gestanden, geschrien, um Hilfe gerufen. Das wurde aber wegen der Geräuschkulisse des benachbarten Schulhofs und eben durch den dichten Bewuchs nicht vernommen. Hans: „Das ist ja wie eine Schallschutzwand.“ Auch die Nachbarn der Familie waren nicht da.
Die beiden Jungs hatten sich durch einen Trampelpfad in den Büschen vom Schulgelände abgesetzt, überquerten den kleinen, fast zugewachsenen Weg, der das Schulareal von den Reihenhaus-Gärten trennt. Dann hatten sie zunächst Steine von außen in den Teich geworfen, waren dann aber über den Gartenzaun von Familie Hans geklettert.
Hier kickten sie die großen Kiesel vom Teichrand ins Wasser, als wohl einer der beiden abrutschte und hineinfiel. Volker Hans zeigt auf die deutlichen Spuren. „Das ist ja nichts Neues, dass die Kinder hier das Schulgelände verlassen und Unsinn machen. Aber dieser Vorfall ist alarmierend“, befindet Christina Hans.
Es könne auch nicht im Interesse der Schule sein, dass sie hier durch die örtlichen Gegebenheiten ihrer Aufsichtspflicht nicht nachkommen kann. Weder will Familie Hans ihren Teich zuschütten müssen, noch die Verantwortung für derlei Unfälle übernehmen. „Selbst als Erwachsener käme man aus diesem Teich ohne Hilfe nicht raus“, gibt Volker Hans zu bedenken. Der Teich stamme noch vom Vorgänger.
Ortsvorsteher Herbert Schäfer ist schockiert und will mit dem Grünamt Kontakt auf nehmen. Die Büsche müssten gestutzt werden, um den Ort wieder überschaubarer zu machen, der zu abenteuerlustigen Grundschülern zu viel Deckung gibt.
Die stellvertretende Schulleiterin Waltraud Schier erklärt, dass die Schulleiterin bereits Gespräche darüber geführt habe. Sie sei aber in Urlaub. Waltraud Schier selbst habe von dem Vorfall nicht mitbekommen.
Laut Volker Hans wurde davon offenbar auch nicht viel Aufhebens gemacht. Die Eltern wurden angerufen, brachten trockene Sachen mit und holten ihren unternehmungslustigen, nassen Sohn ab. Der war ja – zum Glück – mit dem Schrecken davon gekommen.
Jochen Dietz