Koblenz
Schüler entdecken den Rhein vom Schiff aus
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Koblenz - "Igitt, die krabbeln ja rum", quietscht eine Schülerin der siebten Klasse der Realschule plus Bad Marienberg und zeigt auf kleine Flusskrebse. Das Mädchen hockt gerade zwischen großen Gesteinsbrocken, Sand und einer alten Socke.

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Koblenz – „Igitt, die krabbeln ja rum“, quietscht eine Schülerin der siebten Klasse der Realschule plus Bad Marienberg und zeigt auf kleine Flusskrebse. Das Mädchen hockt gerade zwischen großen Gesteinsbrocken, Sand und einer alten Socke. Ihre Klassenkameraden bearbeiten unterdessen die Steine mit Pinsel und Pinzette. Die Realschüler sind auf dem Mess- und Untersuchungsschiff MS „Burgund“, das im Rahmen des Bunten Klassenzimmers der Buga Kindern die Wunder des Rheins näher bringt.

„Die MS ‚Burgund‘ gibt es seit 1988, wir kontrollieren die umliegenden Flüsse unter anderem auf Schadstoffe und untersuchen Gewässerproben. Neben unseren Hauptaufgaben sind wir zudem für die Umweltbildung zuständig, auch auf der Buga“, erklärt Donald Mylius, einer der beiden Kapitäne an Bord. Die Kinder sollen während der Fahrt den Rhein besser kennenlernen und sich mit den Aufgaben befassen.

Zunächst werden die 19 Schüler aber in vier Expertengruppen aufgeteilt: Die Flussforscher sehen sich das Leben im Wasser an. Eigens dafür werden mit dem Bagger Steine aus dem Flussufer entnommen und auf dem Schiff nach Muscheln und Krebsen untersucht. Die Chemielaboranten untersuchen im schiffseigenen Labor Wasser auf seine Eigenschaften. Die Rheinentdecker lernen die Schifffahrtszeichen und Kilometeranzeigen kennen. Die Kapitänsbegleiter halten sich auf der Brücke auf. Dort schauen sie dem Kapitän der MS „Burgund“ über die Schulter.

Als jeder seinen Platz gefunden hat und die Vorbereitungen abgeschlossen sind, geht es los: Die Flussforscher durchkämmen den Sand nach Flohkrebsen und Körbchenmuscheln, die dann in einer Wasserschale mitgenommen werden. Drinnen werden die Tiere genauer unter der Becherlupe untersucht. Sara schaut durch das Vergrößerungsglas und stellt fest: „Die sehen ja aus wie Garnelen!“ Heike Hofmann von der MS „Burgund“ erläutert den Kindern die Lebensumstände dieser Wassertiere. Flohkrebse produzieren beispielsweise Sauerstoff und dürfen im Glas nur im Schatten stehen.

Die zweite Gruppe, mit weißen Kitteln und Schutzbrillen bekleidet, untersucht zunächst die Leitfähigkeit destillierten Wassers. Anschließend streut Daniel etwas Salz in das Wasser, um die Werte zu vergleichen. Mithilfe physikalischer Geräte machen die Kinder weitere Experimente und testen den Geschmack von gesüßtem und gesalzenem Wasser.

Die Kapitänsbegleiter auf der Brücke lernen, dass die großen dreistelligen Zahlentafeln am Rheinufer die Zahl der Flusskilometer – beginnend bei Konstanz am Bodensee – angeben. Außerdem erklärt Kapitän Hans Joachim Reisig, woher man auf dem Schiff Leitungswasser bekommt und wie man die Geschwindigkeit des fahrenden Schiffes errechnet.

Die Rheinentdecker erkunden das Ufer mit Ferngläsern und ermitteln die Rheinbreite mithilfe eines Lasermessgeräts. Sie setzen sich mit Sehenswürdigkeiten rund um den Mittelrhein auseinander und bestimmen die Orte, an denen sie vorbeifahren, anhand der Kilometerangaben am Ufer.

Nach jeder Runde wechseln die Gruppen, allerdings bleibt jeweils ein Experte zurück und erklärt den Mitschülern sein Fachgebiet. So bringen sich die Kinder gegenseitig ihre Themen näher. Klassenlehrerin Christine Bär befürwortet diese Lernart: „Erstens behalten die Schüler das Gelernte viel besser und müssen es verstehen, zweitens bleiben sie aufmerksam. Das ist wesentlich interessanter, als 90 Minuten lang einen Vortrag zu hören.“ Auch den Realschülern aus Bad Marienberg gefällt es: Sie sind mit Eifer dabei und machen konzentriert mit. „Das ist auch viel besser, als normaler Unterricht“, sagt die elfjährige Sara und schaut wieder durch ihre Becherlupe.

Von unserer Mitarbeiterin Nadin Rabaa