Emmelshausen. In und um Emmelshausen sollen an Pfingsten fast alle Hotelzimmer ausgebucht gewesen sein. Und dafür gab es einen Grund: den elften Schinder(hannes)-MTB. Obwohl die vier Strecken durch die Wälder und Täler des Vorderhunsrücks den Mountainbikern alles abverlangten und vor allem die Marathonstrecke über rund 104 Kilometer und 2500 Höhenmeter mit ihrer stundenlangen Schinderei dem Namen der Veranstaltung alle Ehre machte, hatten sich 1281 Teilnehmer angemeldet. Im Ziel gewertet wurden letztendlich 1062, was zusammen mit den 87 Kindern und Jugendlichen´dem Schinder(hannes-MTB-Verein einen neuen Teilnehmerrekord bescherte.
Obwohl fast 300 starke niederländische Starter gekommen waren, der Schinder(hannes) ist erstmals Teil des holländischen SFORZ-Marathon-Cups, schaffte nur Karen Brouwer bei den Frauen im Hauptrennen den Weg ganz oben auf das Siegertreppchen. Nach 5:10:01 Stunden gewann die Fahrerin vom Team KMC-Koga-Mitsubishi deutlich vor der Vorjahressiegerin Bettina Dietzen aus Ulmen (5:24:30/r2-bike.com MTB Racing) und Kirsten Halmschlag (5:34:01/Kona Factory). Die 39-jährige Dietzen aus Ulmen war aber auch mit Platz zwei hinter der 15 Jahre jüngeren Siegerin sehr zufrieden. „Mir war klar, dass ich gegen Karen keine Chance hatte, sie ist einfach zu stark. Zudem war das Rennen hart wie immer. Vor allem zum Schluss wird es immer zäher, es geht nur noch rauf und runter und das will irgendwie nie aufhören.“ Im Männerrennen gewann Mathias Frohn (Firebike-Drössiger) nach 4:11:34 Stunden vor dem Niederländer Ramses Bekkenk (4:13:09/KMC-Koga-Mitsubishi) und Rob van der Werf (4:25:06/Backdraft).
Allerdings hatte hier eine Aktion beim Zweitplatzierten für sehr viel Unmut gesorgt. „Wir sind fast 100 Kilometer zusammen gefahren und ich meistens vorne im Wind. Als wir dann in eine langsame Gruppe von hinten aufgefahren sind, ist Mathias nach vorne, während ich einen kapitalen Sturz hatte. Die sportliche Fairness hätte es geboten, dass er anhält und schaut, was mit mir ist. Dann hätte er immer noch gewinnen können. Ich bin sehr enttäuscht“, schilderte Bekkenk die Sicht seiner Dinge, weshalb es nur zum zweiten Platz gereicht hatte. Frohn dagegen war sich keiner Schuld bewusst. „Ich habe zwar gehört, dass Ramses gestürzt ist, aber das passiert halt öfter im Rennen.“ Womit er nicht Unrecht hatte. Auch Jens Hoyden (Radsport 360 Grad/Norco/RCW Arzheim) aus Gondershausen, der einen Top-Ten-Platz angepeilt hatte, aber nach 5:06:18 Stunden nur 47. wurde, hatte unliebsame Bekanntschaft mit seiner Heimaterde gemacht. „Schon nach acht Kilometern wurde ich vom Rad geholt, bin aufs linke Knie und die Schulter gefallen und konnte ab da keinen Druck mehr auf die Pedale geben. Bei meinem Heimrennen wollte ich trotz Handicap aber Flagge bis ins Ziel zeigen“, äußerte sich Hoyden abgekämpft im Ziel.
Den Halbmarathon (69 Kilometer/1600 Höhenmeter) gewannen Natascha Binder (3:19:01/r2-bike.com MTB Racing) und Christian Horstmann (2:48:18/EightyAid Racing). Und Horstmann, der erst im Zielsprint zeitgleich vor Patrick de Laat (FMC The Whoopers) gesiegt hatte, war happy und voll des Lobes über die Strecke. „Ich habe lange in Buchholz gewohnt, jetzt in meiner alten Heimat die mir bekannten Trails fahren zu können und noch zu gewinnen, macht mich einfach nur glücklich.“
Glücklich waren auch die weiteren Siegfahrer. Erik Hühnlein (1:27:42/TuS Stromberg/Radon) und Kim Anika Ames (1:53:11/RV Tempo Hirzweiler) triumphierten auf der Kurzstrecke (39 Kilometer/800 Höhenmeter), während der erst 14-jährige Aaron Weber (1:02:44/Team Bekond) und Jasmin Berger (1:13:55/RV Adler Lüttinghausen) auf der Fun-Strecke (28 Kilometer/500 Höhenmeter) vorne lagen.
Aber ganz vorn in der Gunst der Sportler lag auch der „Schinderhannes“ selbst. Äußerungen im Ziel, Einträge im Gästebuch oder Kommentare in Facebook bescheinigen dem Ausrichter eine tolle Arbeit. Natürlich war Streckenplaner und Ausschilderer David Hermann-Kapell deshalb mehr als zufrieden, dass die im Baybach- und Ehrbachtal gesammelten Kilometer, Höhenmeter und Trails so gut angenommen wurden. „Die Strecke war in diesem Jahr ungewöhnlich trocken und so kamen auch die schnellen Endzeiten zustande. Aber man ist immer froh und erleichtert, wenn die Fahrer ohne zusätzlich geschrubbte Kilometer ins Ziel kommen.“ Zu danken hatte er auch den vielen ehrenamtlichen Helfern, den fast 60 fest eingewiesenen Streckenposten, dem DRK der Ortsgruppe Emmelshausen und den Feuerwehrleuten aus der Verbandsgemeinde Emmelshausen. Alle hatten für einen großen Renntag am Pfingstsonntag im Hunsrück gesorgt.
Von unserem Mitarbeiter
Alfons Benz