Der nächste Rückschlag für Koblenzer Kunstturner - Kein Training möglich - "Psychisch schlimm"
Schimmel im neuen Turnforum ist der nächste Rückschlag – Koblenzer Kunstturner können nicht trainieren
In der vergangenen Saison der 2. Kunstturn-Bundesliga hat Loran de Munck (Foto) mit den Turnern der KTV Koblenz wegen der Corona-Pandemie nur einmal das neue Turnforum auf dem Asterstein, das 2019 eröffnet wurde, im Wettkampf nutzen können. Jetzt wollte sich die KTV dort auf die neue Saison vorbereiten, doch die Kunstturner wurden ausgebremst: Die Halle hat einen Schimmelschaden und ist derzeit nicht nutzbar.
Wolfgang Heil

Koblenz. Seit etwas über einem Jahr erlebt die Kunstturnvereinigung (KTV) Koblenz ihre ganz eigene Version des Filmes „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Mit erstaunlicher Verlässlichkeit tritt bei den Koblenzern ein Problem nach dem nächsten auf, und eine schwierige Situation folgt auf die andere.

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Diese Entwicklung begann im März 2020 mit dem ersten Lockdown, der zwar nur bis in den Juni anhielt, aber einen nicht zu unterschätzenden Trainingsrückstand in der Vorbereitung auf die Saison 2020/21 in der 2. Kunstturn-Bundesliga schuf. Die im Herbst unter dem Eindruck der zweiten Coronawelle beginnende Saison verlief dann für alle Beteiligten mehr als unglücklich und wurde nach nur zwei Wettkämpfen abgebrochen und annulliert (die RZ berichtete).

Was folgte war der nächste Lockdown und die nächste Saisonvorbereitung mit Trainingsrückstand. Und gerade als es danach aussah, als würden die Koblenzer ihre Pechsträhne beenden und sich in Ruhe auf die neue Saison vorbereiten können, erreichte sie die nächste Hiobsbotschaft: Im neuen Turnforum auf dem Asterstein schimmelt es, der Trainingsbetrieb ist dort vorerst nicht mehr möglich. KTV-Trainer Ralf Schall kommentiert frustriert: „Da ist einfach der Wurm drin.“

Die neue Problemlage entwickelte sich folgendermaßen: Die 2019 in Betrieb genommene Halle hätte, wie es sonst üblich ist, nach einem Jahr, also 2020, inspiziert werden sollen. Diese Inspektion fand allerdings nicht statt, was zum einen der Coronalage geschuldet war, zum anderen aber auch der Tatsache, dass die Stadt Koblenz es versäumte, einen solchen Termin auszumachen. So wurde die Inspektion nun ein Jahr später nachgeholt.

Den Turnern war vorher im Training bereits aufgefallen, dass die Matten, die den Boden der Halle bedecken und eigentlich durch Federelemente an ihren Plätzen nebeneinandergehalten werden, verkantet waren und zum Teil an den Ecken hochstanden. Daher wurde bei der Inspektion die Bodenfläche geöffnet, um die Ursache des Problems herauszufinden.

Es stellte sich heraus, dass die Verschraubungen verrostet waren und dass die Feuchtigkeit, die diesen Rost ausgelöst hatte, darüber hinaus zu einer Schimmelansammlung unter den rutschfesten Kunststoffböden der Matten geführt hatte. Da es unter der Halle keine Wasserleitungen gibt und ausgeschlossen werden kann, dass es großflächig in die Halle geregnet hat, lautet die erste vorsichtige Erklärung, dass die Feuchtigkeit aus dem Estrich der Halle durch die Kunststoffbeläge der Matten nicht entweichen konnte und sich stattdessen unter den Matten angesammelt hat.

Die Halle muss nun ausgeräumt werden, damit die Bodenfläche ausgewechselt und neu verlegt werden kann. Für die KTV bedeutet das erneut eine schwierige Trainingssituation. Unter der Woche können die Turner nachmittags von 13 bis 17 Uhr die Halle des Schulzentrums auf dem Asterstein benutzen. Dieses Angebot kann jedoch nur von einem Teil der Mannschaft wahrgenommen werden, weil die meisten Sportler der Mannschaft berufstätig sind. Am Wochenende steht das Trainingszentrum in Niederwörresbach bei Idar-Oberstein zur Verfügung.

„Damit kann man vielleicht mal eine bis zwei Wochen überbrücken, aber das kann kein Dauerzustand sein“, ärgert sich Schall und verweist neben den logistischen Problemen auf die mentale Belastung seiner Turner: „Wenn man vom einen auf den anderen Tag keine Halle mehr hat, ist das auch psychisch schlimm.“ Denn das Training zu Hause und das Zurückkommen nach einer Trainingspause bedeuten immer auch einen Kampf gegen den inneren Schweinehund. „Ich befürchte, dass der eine oder andere auf der Strecke bleibt, gerade bei den Nachwuchsturnern“, sorgt sich der Trainer daher.

Für Schall ist es besonders wichtig, jetzt ein wenig Druck von seiner Mannschaft zu nehmen; den inneren Druck und den Druck der Erwartungshaltungen. „Wir hatten uns viel vorgenommen dieses Jahr. Natürlich ist der Klassenerhalt immer noch wichtig, aber das Hauptaugenmerk sollte ein bisschen mehr nach oben gehen und das Ziel war es, mit der Besetzung einen Platz unter den ersten drei anzustreben“, fasst der Trainer die hohen Ambitionen zusammen und ergänzt, dass diese in Anbetracht der erneut schwierigen Vorbereitung wohl kaum realisiert werden können. Daher bittet er auch die Fans und Beobachter um Geduld, deren hohe Erwartungen er verstehen kann: „Wenn ein Zentrum für Zigmillionen gebaut wird, erwartet man, dass die Leistungen steigen.“

Selbstverständlich werden sich die Koblenzer nicht tatenlos ihrem Schicksal ergeben, sondern sich der schwierigen Situation mit Krafttraining, dem Training in den Alternativhallen und Teambuildingaktionen wie Beachvolleyball stellen. Schall formuliert die neue Zielsetzung: „Mir ist wichtig, dass die Jungs einfach dabeibleiben, selbst, wenn wir nachher nicht die Leistungen bringen. Das Team ist wie eine große Familie, wir machen auch neben dem Sport viel zusammen. Ich hoffe, dass wir zusammen dadurch kommen.“

Abgesehen von der eigenen Mannschaft verweist der KTV-Trainer zudem auf die Regionalligamannschaft der Frauen des TV Moselweiß. Diese durfte erst Ende Mai wieder mit dem Training beginnen, da sie im Gegensatz zur KTV nicht als Profimannschaft gezählt wird. Jetzt stehen die Moselweißerinnen vor derselben Situation wie die KTV und werden vermutlich ebenfalls nach Niederwörresbach ausweichen müssen. „Für die ist es genauso schlimm“, erklärt Schall und weist darauf hin, dass die Saison in der Regionalliga früher beginnt als in der 2. Bundesliga.

Die KTV hat noch bis zum 25. September Zeit, um sich, so gut es eben geht, auf die kommende Turnsaison vorzubereiten. Dann empfangen die Koblenzer Turner den TSV Monheim, vielleicht ja sogar im bis dahin schimmelfreien Turnforum auf dem Asterstein. Denn dass auch eine Pechsträhne wie die der KTV Koblenz einmal reißen muss und am Ende doch ein neuer Tag kommt, haben ja nicht zuletzt Bill Murray und sein Murmeltier gezeigt.