Idar-Oberstein – Endlich kann im Idarer Haag-Stadion wieder Fußball gespielt werden. Nach ewig langen Winterwochen präsentiert sich der SC Idar-Oberstein wieder vor seinem Heimpublikum in einem Regionalliga-Punktspiel. Und die Zuschauer dürfen sich gleich auf einen echten Knaller freuen. Am Samstag stellt sich der aktuelle Tabellenführer, die TSG Hoffenheim II, im Haag vor. Für den SC ist das nur der Auftakt zu enorm intensiven und spannenden Wochen mit einer Vielzahl von Spielen. Für Trainer Sascha Hildmann sind die kommenden zweieinhalb Monate sogar die bisher wichtigsten seiner Amtszeit, denn danach soll natürlich der Klassenverbleib perfekt sein. Über die Tabelle, die bevorstehenden schwierigen Spiele, das Personal und natürlich auch über die Partie gegen die TSG Hoffenheim II spricht Hildmann im folgenden Interview.
Hallo Herr Hildmann, haben Sie schon den richtigen Bohrer gefunden für die dicken Bretter, die der SC in den nächsten Tagen bohren muss?
(lacht) Ich hoffe, dass wir den richtigen haben. Aber es ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, dass wir mächtige Bretter vor uns liegen haben. Wie spielen jetzt gegen den Tabellenführer, fahren am Mittwoch zum Zweiten nach Elversberg, dem gefühlten Meister, und müssen dann am Samstag zu Eintracht Trier. Es gibt leichtere Aufgaben zum Auftakt. Für mich ist das nämlich eine Art Auftakt. Erstens liegt unser letztes Punktspiel in Kaiserslautern schon wieder drei Wochen zurück und zweitens wirken die derzeitigen Ergebnisse in unserer Regionalliga so, als habe es die Vorrunde überhaupt nicht gegeben. Wie vor einer komplett neuen Saison scheint alles drin zu sein, scheinen sich alle Mannschaft Hoffnungen zu machen. Irgendwie wirkt das wie ein Neustart.
Auch wenn die Tabelle durch die vielen Ausfälle extrem schräg ist – Elversberg hat als Zweiter zum Beispiel erst 17 Spiele bestritten, Tabellenführer TSG Hoffenheim II dagegen schon 22 – der SC rangiert vor dem Heimspiel am Samstag auf dem sechstletzten Platz und damit seit langer Zeit wieder einmal auf einem möglichen Abstiegsrang. Wie sehr belastet Sie das?
Die Tabelle ist ein bisschen nervig, weil ihre Aussagekraft aktuell gering ist. Aber eigentlich interessiert sie mich null Komma null. Sie zeigt nämlich nur, was wir ohnehin schon wussten. Nämlich, dass es in dieser Regionalliga unglaublich eng zugeht, dass alles offen ist, dass jeder jeden schlagen kann.
Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?
Die Liga ist dermaßen ausgeglichen, dass man gegen jeden Gegner aufpassen muss, aber auch jeden schlagen kann. Man hat also auch gegen Spitzenmannschaften eine Chance. Und wir wissen, dass wir jetzt dranbleiben müssen, dass wir nicht den Anschluss verlieren dürfen.
Was vermitteln Sie in dieser Phase Ihrer Mannschaft konkret?
Ganz einfach. Jetzt zählt es. Wir haben nur noch Endspiele – zweieinhalb Monate lang. Diese Phase ist die wichtigste Phase überhaupt. Wir müssen volle Kanone rangehen. Aber wir dürfen zugleich nicht die Nerven verlieren, wenn wir mal verlieren. So etwas darf uns dann nicht aus dem Tritt bringen. Es gibt genügend Chancen in kurzer Zeit zur Korrektur.
Also ganz heißes Herz, aber mit kühlem Kopf?
So kann man es formulieren.
Wie wichtig ist es, dass gerade in dieser entscheiden Phase mit Kapitän Michael Lehmann und Innenverteidiger Christoph Schunck ihren Vertrag beim SC um zwei Jahre verlängert haben?
Das ist wahnsinnig wichtig und ein Superzeichen an die Truppe. Es zeigt, dass bei uns etwas am Laufen ist, dass wir alles dafür tun, um die Regionalliga zu halten und dass wir noch nicht am Ende unseres Weges sind.
Ist es denkbar, dass Tim Wiese am Samstag im Haag aufläuft?
Das kann ich mir nicht vorstellen. Aber zuletzt haben Torwart Koen Casteels und Sven Schipplock aus dem Profikader in der Hoffenheimer Zweiten gespielt. Außerdem ist der restliche Kader der TSG II auch so gut genug. Die Offensive mit Andreas Ludwig, Denis Thomalla, Kai Herdling oder einem der größten Talente in Deutschland, Kenan Karaman, ist für mich die Beste in der Regionalliga. Spielerisch ist die TSG Hoffenheim II die beste Mannschaft der Liga.
Trainer Frank Kramer saß nach der Entlassung von Markus Babbel schon in der Bundesliga auf der TSG-Bank. Was ist er für ein Typ?
Ich kenne ihn ein bisschen und schätze ihn sehr. Er ist fachlich hervorragend und arbeitet sehr akribisch. Ich glaube, für ihn gilt wie für den einen oder anderen seiner Spieler: wir werden sie noch in der Bundesliga sehen.
Wie hat der SC am Samstag gegen diese geballte Klasse eine Chance?
Wir müssen unangenehm sein, eckig, kantig. Wir müssen ihren spielerischen Qualitäten mit Zweikampfstärke begegnen. Und wir müssen die Hoffenheimer schon beim Spielaufbau stören. Sie dürfen auf keinen Fall ins Rollen kommen.
Stehen dafür alle Spieler zur Verfügung?
Leider nein. Michael Lehmann ist an der Nase operiert worden und fällt definitiv in den kommenden zwei Wochen aus. Patrick Stumpf fehlt langzeitverletzt sowieso. Außerdem steht ein Fragezeichen hinter Simon Maurer. Nach seiner Krankheit ist er zumindest wieder im Kader, ob er aber von Anfang an spielen kann, steht noch nicht fest.
Wird mit Christoph Schmell ein erfahrenerer Spieler Michael Lehmanns Platz einnehmen?
Das ist eine Option. Aber auch Christoph Lawnik hat schon oft einen starken Sechser gespielt – auch Jan Stutz hat hervorragende Leistungen im Training und den Testspielen gebracht.
Fehlt im Angriff nach dem Ausfall von Patrick Stumpf eine Alternative zu Ferhat Gündüz?
Natürlich fehlt uns „Stumpfis“ Qualität, aber Heraldo Jorrin sollte man nicht vergessen. Er kommt immer näher, auch weil er den gewaltigen Vorteil hat, dass er unglaublich schnell ist. In der nächsten Zeit kann auch er durchaus in die Bresche springen. Auch bei Dennis Schröder erhoffe ich mir einen Schub. Generell gilt, dass sich jetzt die Jungs, die bisher eher in der zweiten Reihe gestanden haben, zeigen können.
Wenn Sie sich für Samstag etwas wünschen dürften, was wäre das?
Es wäre natürlich richtig klasse, wenn wir mal so ein Brett packen würden. In der Hinrunde haben wir aus den kommenden vier Spielen (Hoffenheim II, Elversberg, Trier, Ulm; die Red.) nur zwei Punkte geholt. Vielleicht können wir das jetzt besser machen.
Das Gespräch führte Sascha Nicolay