W ar der SC Idar jetzt so schlecht oder war der SSV Ulm so stark? Das war die Frage, die sich Sascha Hildmann, der Trainer der Idarer unmittelbar nach dem 0:3 bei den „Spatzen“ in den Katakomben des Donau-Stadions stellte. Die Antwort ist so leicht nicht, und wie so oft ergibt sich die Wahrheit wohl aus einer Vermischung der beiden Thesen.
Tatsächlich war der SSV Ulm gut. Das Team war robust, ging aggressiv und zweikampfstark zu Werke und schaltete phasenweise in einer unglaublichen Geschwindigkeit von Abwehr auf Angriff um. Das Strickmuster war häufig gleich, doch die Ausführung fast immer perfekt. Pass auf die entgegen kommende Spitze, Ablage und Angriff über die Außenpositionen. Zudem agierte im zentralen Mittelfeld mit Sebastian Griesbeck ein überragender Sechser, an dem die Idarer Angriffsversuche oft zerschellten und der die Ulmer Offensive immer wieder mit überragender Physis ankurbelte.
Dort im Zentrum wurde das Spiel zu Gunsten der Ulmer unter anderem entschieden, denn die Doppel-Sechs des SC hatte einen weniger guten Tag erwischt, Christoph Lawnik für seine Verhältnisse sogar einen schwarzen. Sein Partner Tim Schwartz ackerte zwar unverdrossen, doch auch er zog immer wieder den Kürzeren in den Zweikämpfen. Klar besser war Ulm in der Eroberung der so wichtigen so genannten „zweiten Bälle“.
Der SC war also tatsächlich nicht gut, doch so schlecht, wie es das Endergebnis, das bei zwei Ulmer Alutreffern sogar noch deutlicher hätte ausfallen können, darstellt, war er auch wieder nicht. Das Idarer Spiel war nicht vergleichbar mit der Top-Vorstellung vier Tage zuvor beim 3:0 in Trier, aber eben auch nicht mit der Grottenleistung beim 0:3 in Kaiserslautern. Es gab drei markante Situationen in Ulm, in denen die Partie zu Gunsten der Idarer hätte kippen können. Immerhin hatte das Hildmann-Team die erste Torchance durch Eric Wischang, besaß eine Top-Ausgleichsgelegenheit kurz vor der Pause durch Jan Stutz und war nach dem Seitenwechsel bis zum Ulmer 2:0 sogar am Drücker mit einer weiteren Ausgleichsmöglichkeit für Holger Knartz. Andererseits habe ich den SC in dieser Saison noch nie derart konfus und unter Druck gesehen, wie in der Phase zwischen der 10. und 20. Minute, als Ulm nicht nur in Führung ging, sondern noch zweimal den Pfosten traf und drei weitere Großchancen hatte.
Die Balance stimmte also nicht. Es gab ganz gute Phasen, aber eben auch schrecklich schlimme. Der Grund dafür dürfte in der diesmal fehlenden mannschaftlichen Geschlossenheit liegen, denn zu groß waren die individuellen Leistungsunterschiede der elf SC-Akteure. Diesmal spielten zu viele nicht an ihrem Limit. Dass aber möglichst alle elf Spieler auf dem Feld ihre Leistungsgrenze erreichen, ist überhaupt die Basis dafür, dass der SC Spiele in der Regionalliga gewinnen kann.
Bei einer Einzelkritik käme nur Innenverteidiger Christoph Schunck wirklich gut weg. Ohne seine Rettungsaktionen wäre es noch viel dunkler geworden. Ziemlich schwach agierten die Außenspieler des SC und (wie schon angedeutet) war die Doppelsechs den Ulmern unterlegen. Alle anderen Akteure würden nicht über ein „naja, geht so“ hinauskommen. Übrigens auch Torwart Marin Michel nicht, der diesmal nicht so stabil wirkte wie bei seiner Gala in Trier.