RZ-Serie - Senioren im Leistungssport: Irmgard Richter aus Neuwied-Heddesdorf gehört zu einer äußerst begeisterten Schwimm-Familie
RZ-Serie – Senioren im Leistungssport – Schwimmerin Irmgard Richter: „Im Wasser sind die Oldies noch richtig flott“
Die Titelsammlung der Senioren-Schwimmerin Irmgard Richter ist mit Dutzenden Rheinlandmeisterschaften und zwei Händen voller Gold-, Silber- und Bronzemedaillen mehr als beachtlich. Foto: Jörg Niebergall
Jörg Niebergall

Neuwied-Heddesdorf. Die Neuwieder Deichwelle ist immer in Sichtweite: Wenn Irmgard Richter (75) auf dem Balkon im vierten Stock ihrer Wohnung steht, kann sie von dort aus einen Blick auf ihre Trainingsstätte werfen. Schwimmen als Leistungssport auch noch im hohen Alter, davon können die Richters mehr als ein Lied singen.

„Die Eltern sind noch im Rhein geschwommen“, sagt die 75-Jährige. Tochter Christina (48) schaffte es in den 1990er-Jahren mit dem SC Poseidon Koblenz ebenfalls ganz oben aufs Treppchen der DM. Eigentlich klar, dass auch Christinas Ehemann Volker aus der Koblenzer Schwimmerszene kommt. Der Enkel Florian (21) trainierte am Hamburger Olympiastützpunkt, hat sich mittlerweile aber dem Triathlon verschrieben. Die Enkelin Paula (17) hat ebenfalls das Talent von Oma, Mama und Papa geerbt und kann durchaus in deren Fußstapfen treten.

„Als die Enkel klein waren, bin ich mit denen sogar noch um die Wette geschwommen. Und dann hat mein Mann Dietmar mir gesagt, ich solle doch mal bei einer Meisterschaft teilnehmen“, erinnert sich Irmgard Richter. „Eigentlich tat ich das nur ihm zuliebe. Aber die Zeiten waren gut, und ich schaffte gleich zwei Mal die Qualifikation für die Weltmeisterschaften. Das war schon ein Erlebnis“, fügt Richter hinzu und kann sich noch genau an ihren Start im schwedischen Göteborg erinnern als der Sprecher sagte. „Irmgard Richter, Deutschland, auf Bahn acht“.

Irmgard Richter war zufrieden, auch wenn es nicht zu einer vorderen Platzierung reichte. „Die geschwommenen Zeiten waren okay“, sagt sie. „Das galt auch stets bei den weiteren Meisterschaften, an denen ich teilgenommen habe.“ Dass dabei eine Titelsammlung mit Dutzenden Rheinlandmeisterschaften und zwei Hände voller Gold-, Silber- und Bronzemedaillen von deutschen Titelkämpfen macht die lebensfrohe Heddesdorferin schon ein wenig stolz.

Und als dann nach dem zweifachen DM-Gewinn in Freiburg (100 und 200 Meter Rücken) im Dezember 2019 Corona die gesamte aktive Sportszene lahmlegte, war auch im Hause Richter erst mal eine lange Trainings- und Wettkampfpause angesagt. Die Fitnesseinheiten wurden aufs Fahrrad verlegt, aber das Motivationsloch musste zunächst gestopft werden.

Bei der Rheinlandmeisterschaft im Neuwieder Bad wird es am zweiten Juli-Wochenende einen Neuanfang geben. „Die Teilnahme an der deutschen Meisterschaft war in diesem Jahr für mich nicht drin“, sagt Richter. „Im nächsten Jahr vielleicht, zumal ich in der neuen Altersklasse Ü 75 keine Qualifikationszeiten mehr abliefern muss. Solange mir das Ganze Spaß macht, schwimme ich weiter. Bei der DM steht auch schon mal ein 95-Jähriger auf dem Startblock. Auch wenn er dabei auf Hilfestellung angewiesen ist. Aber im Wasser sind die Oldies dann noch richtig flott.“

Das Trainingsprogramm ist momentan jedenfalls genauso umfangreich wie vor Coronazeiten. Zwei Einheiten absolviert Irmgard Richter in der 13-köpfigen Trainingsgruppe von Jutta Deichmann montags und mittwochs und legt dabei jeweils zwei bis zweieinhalb Kilometer zurück. Darüber hinaus haben die Richters eine Jahreskarte in der Deichwelle, und wenn das Wetter stimmt, wird natürlich auch geschwommen. Mit dem Fahrrad sind es von zu Hause bis zum Trainingsort nur ein paar Minuten.

Jörg Niebergall