Koblenz. Der FC Karbach hat seinen Beitrag zu einem tollen Fußballabend im Stadion Oberwerth geleistet: Zwar unterlag der Oberliga-Neuling bei der TuS Koblenz mit 0:2 (0:1), aber der FCK verlangte dem Favoriten in dessen Heimstätte alles ab.
Oscar Feilberg verließ als Letzter gut eine halbe Stunde nach Abpfiff im Trikot den Rasen im Oberwerth. Dem Karbacher Stürmer stand der Frust ins Gesicht geschrieben. Die spielentscheidende Szene aus der Nachspielzeit in der ersten Hälfte schlug ihm aufs Gemüt. „Das war einfach naiv von mir“, stammelte Feilberg: „Ich darf da nicht so hingehen.“ Feilberg hatte kurz hinter der Strafraumlinie eine fatale Entscheidung getroffen, als er in den Zweikampf mit dem Koblenzer Lutz Radojewski ging. „Ich darf den langen Schritt niemals machen“, meinte Feilberg. Der Stürmer setzte im eigenen Strafraum aber zum Tackling an – und senste Radojewski um. Schiedsrichter Manuel Biesemann blieb keine andere Wahl, als Elfmeter für die TuS zu pfeifen. Kapitän André Marx (aus Möntenich) verlud mit einem Schuss in den rechten oberen Winkel FCK-Keeper Florian Bauer und brachte Koblenz mit dem Treffer zum 1:0 auf die Siegerstraße.
Sein Kapitän Maximilian Junk nahm den Bopparder in Schutz: „Wir haben da alle Mann schlecht verteidigt, und in der Szene zwei-, dreimal schlecht ausgesehen. Oscar stand eben am Ende der Fehlerkette. Er soll sich deswegen jetzt keinen Kopf machen.“ Damit nicht genug: Auch eine andere Szene bewegte Feilberg im Nachgang. Nach fünf Minuten war er auf der rechten Seite durchgebrochen, aber er übersah den in der Mitte völlig blank stehenden Selim Denguezli. „Ich habe Selim nicht gesehen und den Rückpass auf Enrico Köppen gespielt“, sagte Feilberg. Die Koblenzer konnten gerade noch so zur Ecke klären und vereitelten einen frühen Rückstand. „Ich glaube, ich habe viel zum Koblenzer Erfolg beigetragen“, war Feilberg ziemlich niedergeschlagen.
Sein Foul zum Elfmeter war die Schlüsselszene im Spiel, den Wendepunkt im Derby gab es aber in der 37. Minute: Die TuS war bis dahin sehr passiv aufgetreten, Karbach hatte das Heft des Handelns in der Hand – ohne zu Torchancen zu kommen. Dann foulte Julian Hohns (sah dafür Gelb) direkt vor den Trainerbänken den TuS-Japaner Akiyoshi Saito. Wie von der Tarantel gestochen stürzten sich die Koblenzer Offiziellen und Spieler auf Hohns, auch die Karbacher waren sofort am Ort des Geschehens. Eine schöne Rudelbildung, die sich schnell auflöste – die aber vor allem die TuS auf „Temperatur“ brachte, wie FC-Trainer Torsten Schmidt konstatierte. „Wir haben uns da auf ein Verbalscharmützel eingelassen, das war gar nicht notwendig und hat uns aus der Ruhe gebracht.“
Für die Koblenzer war die Rudelbildung „die Initialzündung“, wie nicht nur FC-Kapitän Junk meinte: „Die TuS hatte Respekt vor uns, sie kamen gar nicht richtig ins Spiel. Dann haben wir uns auf den Nebenkriegsschauplatz begeben, und dann hat sich das Spiel gedreht.“ Keine 60 Sekunden später donnerte Saito das Leder aus 25 Meter an den Karbacher Querbalken. Es war der nächste Weckruf für die TuS, die fortan viel engagierte auftrat – und mit dem Elfmetertor belohnt wurde.
„Das 1:0 war der Dosenöffner“, sagte TuS-Trainer Petrik Sander, der seiner Elf bewusst die Passivität in der ersten halben Stunde verordnet hatte: „Wir mussten Geduld haben gegen diesen sehr unbequemen Gegner.“ Sander ließ die Karbacher auch erst mal gewähren, weil der Ex-Bundesliga-Coach von Energie Cottbus genau wusste, dass den FC 47 Stunden nach dem Mittwoch-Sieg gegen Zweibrücken irgendwann die Kräfte verlassen würden. Karbach tat sich im zweiten Durchgang auch deutlich schwerer und kam nur in der 65. und 66. Minute dem Ausgleich nahe: Der abgefälschte Volleyschuss von Joker Dominik Kunz strich hauchdünn über das Tor, die anschließende Ecke bugsierte Patrick Birkner im Rückwärtsfallen knapp am TuS-Gehäuse vorbei. „Mit ein klein bisschen Glück machen wir da das 1:1“, meinte Schmidt. So wurden die Karbacher Beine jedoch immer schwerer. „Das hat man dann vor allem in der Rückwärtsbewegung gesehen“, sagte Schmidt. Die TuS durfte einige vielversprechende Konter laufen. „Das war der einzige Makel, dass wir diese Monsterkonter nicht schon früher zum 2:0 genutzt haben“, musste Sander bis zur Nachspielzeit zittern, ehe ihn Saito gegen eine völlig entblößte FC-Defensive mit dem 2:0 erlöste.
Es war das Ende eines höhepunktarmen, aber dafür sehr intensiven und bis zum Schluss spannenden Derby. Die Karbacher verkauften sich auf der großen Bühne im Oberwerth-Stadion vor 2014 Zuschauern sehr gut. „Das war ein weiteres Highlight, das wir in unsere Vereinschronik aufnehmen können“, sagte FC-Chef Daniel Bernd, der das Duell nicht auf der Haupttribüne, sondern mit 300 weiteren Karbachern im Gäste-Block verfolgte. Auch sonst sah man im weiten Rund zahlreiche Rhein-Hunsrücker Gesichter. „So ein Support für eine Auswärtsmannschaft muss man in der Oberliga erst mal hinbekommen“, sagte Bernd stolz: „Dieser Abend hat einfach Spaß gemacht.“ Nur seinem Stürmer Oscar Feilberg war kurz nach dem Abpfiff zum Lachen noch nicht zumute.
Von unserem Redakteur
Michael Bongard