Lahnstein – Am Tag der ersten Saisonniederlage von Mainz 05 in der Fußball-Bundesliga rettete eine Rockband die Ehre der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt: Die Mainzer Gruppe Kolor gewann das „Rockbuster“-Finale in der Lahnsteiner Stadthalle. Ebenfalls mit Förderpreisen ausgezeichnet wurden Erin aus Koblenz und Hellespont Fairfax aus Ludwigshafen. 900 Besucher erlebten eine Marathon-Rockshow voller Gegensätze.
Wenn das „Rockbuster“-Finale ein Autorennen wäre, dürfte sich die Mainzer Band Kolor über einen klassischen Start-Ziel-Sieg freuen: Als erste Gruppe von der Pole Position gestartet, hielt das Quintett aus der Landeshauptstadt den ersten Platz souverän auch über einen langen, langen Konzertabend hinweg: Zum Schluss durften die vier Kerle und ihre Schlagzeugerin den Sieg bejubeln – ausgerechnet am Tag, an dem die beeindruckende Siegesserie des Fußballklubs ihrer Heimatstadt dann doch einmal gerissen ist. Mainz siegt also trotzdem weiter – und singt und lacht.
Der Landesnachwuchswettbewerb ist natürlich weder Autorennen noch Fußball, er ist nicht weniger als die wichtigste Veranstaltung seiner Art im Land. Öffentlich gefördert, von Sponsoren unterstützt und in der Musikszene des Landes fest verankert, wird der „Rockbuster“ seit bald 25 Jahren von der in Koblenz ansässigen Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Rock & Pop organisiert. Spitzenförderung in der Populärkultur: Dazu werden fünf regionale Vorfinals ausgetragen, deren Sieger automatisch für das Finale qualifiziert sind. Erstmals trafen sie in diesem Jahr dort auf zwei weitere Bands, die sich in einem Halbfinale durchsetzten, in dem die jeweils regional Zweitplatzierten eine weitere Chance erhielten.
Das nun mit Kolor aus Mainz und Erin aus Koblenz genau diese beiden Bands unter den „Rockbuster“-Siegern sind, bestätigt den neuen Modus, mit dem die LAG die Vielfalt und Qualität des Finales verbessern wollte. Die Rechnung ging auf: Sieben Bands aus jeweils ganz unterschiedlichen stilistischen Ecken sorgten für ein Finale mit bis dato kaum gehörter Bandbreite.
Und das hatte am Ende einen eindeutigen und verdienten Sieger. Kolor lassen ihren Indierock tanzen, betten Gitarrenmusik auf serielle Beats. Das hat Disco-Appeal und ist gleichzeitig festivaltauglich, auch weil die deutschen Texte in starke, hochmelodische Refrains münden, die im Ohr bleiben. Trotz der frühen Startzeit und einer nur mäßig gefüllten Halle lieferten Kolor eine coole Show ab – auch optisch macht die Truppe etwas her. Da werden Hemden gerade weit genug aufgeknöpft, schmücken prächtige Schnurbärte die Gesichter. Professionell, reif und lässig.
Auch Erin aus Koblenz hinterließen einen runden Eindruck – dabei bedienen sie ein gänzlich anderes Genre. Die vier Jungs spielen akustischen Pop mit hohem Piano-Anteil, sind leise und bedacht, kosten sanfte Melodien gekonnt aus. Lange nicht erlebt beim „Rockbuster“: Keyboarder Johannes und Sänger Peter ziehen sich zwischendurch für einen Quasi-Unplugged-Block aufs Schlagzeug-Podest zurück – leise und doch eindringlich.
Und noch ein Genre-Totalschwenk hin zu Hellespont Fairfax, die sich über den dritten Platz freuen durften: Irgendwo zwischen Deftones und Incubus schillert der kraftvolle Alternative Rock des Ludwigshafener Quartetts, hat keine Furcht vor schroffen Klang-Klippen, lässt Sounds über die Bühne wabern und erzeugt so dichte Atmosphären.
Das abwechslungsreiche Finale komplett machten die Nentershausener Ska-Punk-Crossover-Spaßmacher von 2 Times Wasted (mit der größten und am besten gelaunten Fangemeinde angereist), die kernigen Alternative Rocker von Sugar From Soul, die Trierer Rocker The Orange Indiependents und die Metal-Mosher von Saint Shelter aus Ahrweiler.
Viele der rund 900 Besucher feierten fröhlich zum Sound der Headlinergruppe Frittenbude der Siegerehrung entgegen. Für die drei Gewinnergruppen beginnt nun ein umfangreiches Förderprogramm mit CD-Produktion, Auftritten und Trainings. Und eine von ihnen darf im nächsten Jahr bei „Rock am Ring“ auftreten.
Tim Kosmetschke