Grund Nummer eins: Wenn Rheinböllen den Ball hatte, das war vor der Pause kaum, nach dem Seitenwechsel öfter der Fall, dann spielte der TuS durchaus gefällig nach vorne. Nur kamen die Gastgeber nie gefährlich in den Strafraum. „Bis zum 16er war das gut, aber der letzte Pass fehlte leider, das ist derzeit unser großes Manko“, sagte Rheinböllens Trainer Kevin Schneck. Dennoch verbuchte der TuS zwei Lattenschüsse. Das war ein Fall aus dem Kuriositätenkabinett: Rheinböllens Rechtsaußen Alex Schleicher traf in der 39. und in der 40. Minute innerhalb von 100 Sekunden zweimal die Latte – mit zwei verunglückten Flankenbällen von der Seitenauslinie. Der erste Versuch landete auf der Latte, der zweite klatschte gegen das Gebälk und zurück ins Feld. Es war Rheinböllens beste Phase, denn in der 41. Minute prüfte Joker Christopher Rott den Andernacher Keeper Steffen Weber mit einem 23-Meter-Weitschuss. „Davon hätte auch mal einer reingehen können“, sagte Schneck. Es wäre das 1:1 gewesen.
War es aber nicht, am Ende hieß es 0:3 – wegen Grund Nummer zwei: Rheinböllen bekam die Andernacher Standardsituationen einfach nicht verteidigt. Alle drei Treffer fielen nach dem Muster. Immer Ausgangspunkt: Gäste-Kapitän Kim Kossmann. Seine Ecke wurde nach 19 Minuten noch abgewehrt, doch der Ball kam wie ein Bumerang zurück in den TuS-Strafraum – genau auf den Kopf von Jan Hawel, der optimal den völlig blank stehenden Kevin Kowalski bediente. Beim 0:2 nach 60 Minuten landete Kossmanns Ecke dann direkt auf dem Kopf des sträflich alleingelassenen Trainersohns Kowalski. Beim 0:3 verlängerte Maximilian Hilt einen Kowalski-Freistoß mit den Haarspitzen ins lange Eck (86.).
„Gute Standardsituationen, das ist unsere Qualität“, sagte Andernachs Coach Franz-Josef Kowalski: „Rheinböllen war ein laufstarker Gegner, der die Räume gut zugestellt hat. Da war es schwer, Lücken zu finden. Dann müssen die Tore eben nach Standards fallen. Nach drei Niederlagen in der Meisterschaft bin ich mit dem Ergebnis und der Leistung zufrieden.“ Schneck erkannte die Andernacher Qualität an, ärgerte sich aber dennoch: „Es gibt eine klare Zuteilung bei Standards. Ich weiß es nicht, ob wir dann abschalten, oder ob es vielleicht doch daran liegt, dass der Gegner eine Klasse höher spielt. Im Endeffekt war Andernach cleverer und reifer. Unsere Leistung war trotzdem in Ordnung.“
Michael Bongard