Koblenz. Unser Chefredakteur Christian Lindner bezog in seinem Leitartikel am Samstag eindeutig Stellung: Lieber auf den Welterbetitel verzichten als auf die Seilbahn in Koblenz über den Rhein zwischen Deutschem Eck und der Festung Ehrenbreitstein.
Die Resonanz auf seinen Kommentar ist gewaltig.
Hier finden Sie eine Auswahl aus den zahlreichen Zuschriften unserer Leser:
- „Und Lärm?“
Unser Rheintal wird vom Lärm zerpflügt, Touristen vergrault, Anwohner gesundheitlich geschädigt. Die Seilbahn verbindet die Stadt, fördert den Tourismus und ist ökologisch verträglich. Hallo? Wenn man das als Waage betrachtet, weiß zumindest ich, was für Koblenz wertvoller ist. Und ich stehe hier definitiv nicht alleine da! Idee: Sollen diese Unesco-Funktionäre eine Woche in einem Hotel direkt an der Bahn wohnen. Tag und Nacht. Und dann mit der Seilbahn fahren. Danach würde ich gerne deren Entscheidung hören wollen ...
Dr. Thorsten Neumann, Koblenz
- „Unterjocht“
Ich habe nie verstanden, warum man sich ohne Not unter das Joch einer Funktionärskaste begeben hat, die aus dem Wolkenkuckucksheim heraus weitreichende Entscheidungen treffen darf, die von den Menschen vor Ort ausgebadet werden müssen.
Eckhard Freund, Katzenelnbogen
- „Ohne Gängelei“
Auch mir Andernacher sprechen Ihre Worte zum Welterbe-Desaster aus dem Herzen. Ich frage mich, wie viele der Mittelrhein-Touristen sich zu einem Besuch allein durch den Welterbetitel veranlasst fühlten? Vielleicht sollten mal alle ehemaligen Welterbe-Titelträger eine gemeinsame Webplattform und Marketingstrategie schaffen, sozusagen unter dem Slogan „Herausragend sehenswert – ohne Gängelei“.
Michael Krupp, Andernach
- „Am Ball bleiben“
Als Einheimischer weiß ich, wie wichtig die Seilbahn für den Tourismus in unserer Region ist. Bitte bleiben Sie mit Ihrer Zeitung am Ball, damit Schlimmes verhindert wird! Viele Tausend Menschen werden es danken.
Dr. Wolfgang Gasteyer, Braubach
- „Konsequent“
Die Seilbahn ist eine Attraktion für Koblenz und den Eingang in das Welterbe-Tal. Koblenzer Politiker halten sich wieder ganz zurück! Ebenso ist die Sommerrodelbahn auf der Loreley ein Anziehungspunkt für die vielen Besucher. Die Rheinbrücke wäre seit Jahrhunderten (!) eine wichtige Verkehrsverbindung.
Ist unser Kulturstaatssekretär Schumacher auch mit den richtigen Argumenten ausgestattet, um in Kambodscha Erfolge zu erzielen? Wenn nichts mehr helfen sollte, so ist ein Verzicht auf den Titel „Welterbe“ eine logische Konsequenz! Siehe Dresden und denken wir wie die Bayern: Mir san mir!
Jörg Reichert, Lahnstein
- „Bürgerwille“
Mir kommt die Landesregierung in den Sinn, die ja sparen soll und will. Als Erstes würde ich vorschlagen, auf die vermutlich viele Tausend Euro teure Reise nach Kambodscha zu verzichten und sich um das Wohl und den Willen ihrer Bürger zu kümmern.
Nach dem Desaster am Nürburgring sollte man doch die durch jahrelange bürokratische Wege in Eigeninitiative rechtmäßig zustande gekommene Sommerrodelbahn unterstützen. Dass die Gondelbahn zu Koblenz gehört, steht auch außer Frage.
Außerdem: Was ist – angesichts der jetzigen Hochwassersituation – mit einer Brücke? Wie halten es die Pendler von hüben nach drüben, wenn die Fähren außer Betrieb sind. Schwimmen?
Christel Ruoff, Selters
- „Banausen“
Der Koblenzer OB setzt sich sehr für die Seilbahn ein, will aber bedauerlicherweise nicht auf den Welterbe-Titel verzichten und nimmt lieber den großen Schaden für die hiesige Region in Kauf. Es ist nicht zu fassen, dass wir uns von irgendwelchen „Kulturbanausen“, die vermutlich nie vor Ort waren, gängeln lassen müssen. Da waren die Dresdner schlauer.
Peter Franzen, Koblenz
- „Aus der Seele“
Ein glühendes Verfechten gegen inkompetentes und unqualifiziertes Gängeln von Entscheidungsträgern, die auf Prinzipien rumreiten und denen das Mittelrheintal perspektivisch scheinbar so egal ist, als falle in China (oder in Kambodscha) ein Sack Reis um.
Dieter Werner, Bendorf
- „Wollen Titel“
Hier schrieb ein „Kirchturm-Journalist“. Nein, Herr Lindner, so geht es nicht. Mögen auch die Koblenzer „ihre“ Seilbahn behalten wollen, wir im Tal wollen auch den Welterbe-Status behalten. Er ist für uns wichtig. Und wenn man von vornherein die Seilbahn länger in Betrieb haben wollte, warum hat man dann die Talstation so potthässlich in der unmittelbaren Nähe der Kastorkirche nicht „welterbeverträglich“ gebaut? Und jetzt sollen wir Mittelrheiner eventuell unter dieser Fehlplanung leiden?
Peter Kriechel, Oberwesel
- „Rückgrat“
Genau die richtige Sichtweise. Sie sprechen damit sicher vielen Koblenzern und Besuchern unserer Stadt direkt aus dem Herzen. Solch bürokratischen Schwachsinn – wenn er denn weit weg geschieht – belächelt man mitleidig. Wenn man dann selbst betroffen ist, treibt es einem die Zornesröte ins Gesicht. Ich hoffe, unsere verantwortlichen Politiker zeigen mal wirkliches Rückgrat und kämpfen für die Bürger und die Region ... und nicht für einen Parlamentssessel.
Gernot Weber, Koblenz
- „Kopfgeburt“
Vielen Dank für Ihren wunderbaren Leitartikel zur Seilbahn. Dem ist nicht viel hinzuzufügen außer vielleicht dieses: Hätte es die Unesco und diese Kopfgeburt von Welterbestatus schon im 19. Jahrhundert gegeben, dann hätten wir sicher heute nicht das Deutsche Eck mit dem Reiterstandbild. Andererseits vermutlich auch keine Eisenbahn und keinen Bahnlärm. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich pfeife mit Ihnen auf das Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal.
Ursula Kost-Schlief, Koblenz
- „Auf den Punkt“
Der Kommentar in der Rhein-Zeitung hat dieses Thema auf den Punkt gebracht. Die Entscheidung liegt hundertprozentig bei den Bürgern von Koblenz und nicht bei den Bürokraten der Unesco. Sollte die Seilbahn für die Stadt Koblenz ein wirtschaftliches Plus sein, wird diese Entweder-oder-Entscheidung nicht schwerfallen. Viel Glück!
Erwin Anhäuser, Upland, Kalifornien/ USA (immer noch Rheinländer)
- „Auch ohne“
Ich pfeife mit Ihnen – Ihr Leitartikel hat mir aus der Seele gesprochen. Obrigkeitsdenken und Furcht vor Konsequenzen bestimmen oft das Handeln der Menschen. Ohne Widerspruch gibt es keine Entwicklung, und gute Ideen werden bereits im Keim erstickt. Wir leben in einer der schönsten Ecken Deutschlands, und unsere Gäste werden das Rheintal auch ohne den Titel besuchen. Ich hoffe, dass sich viele Personen am Protest „Ich pfeife mit“ beteiligen. Da können wir froh sein, dass die Festung schon erbaut war, bevor das Welterbe-Komitee gegründet wurde.
Margot Werner, Koblenz