Rückblick: So haben sich die Menschen in den Wahlkreisen Ahrweiler und Koblenz in den Merkel-Jahren entschieden
Parteien, Personen, Prozente: So wurde in der Region in den vergangenen Jahren gewählt
2017 trat Angela Merkel erneut an und wurde trotz Verlusten für die Union Kanzlerin. Ihr Gegenkandidat Martin Schulz hatte das Nachsehen und kam mit der SPD nur auf 20,5 Prozent. Foto: Uli Pohl
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Mit Spannung blickt die Öffentlichkeit auf den kommenden Wahlsonntag und den Kampf ums Kanzleramt. Aber vor der Entscheidung über Olaf Scholz, Armin Laschet oder Annalena Baerbock lohnt sich der Blick auf die bisherigen Wahlergebnisse der Ära Angela Merkel in unserer Region.

Ende 2005 kam Angela Merkel nach der vorgezogenen Bundestagswahl ins Amt und führte eine große Koalition. Die Union lag mit 35,2 Prozent damals nur knapp vor der SPD (34,3). Auch 2009 und 2017 lag die Union mit 33,8 und 32,0 Prozent in etwa auf dem Niveau von 2005, nur 2013 gab es mit 41,5 Prozent einen Ausreißer nach oben.

Die SPD sackte hingegen 2009 auf 23,0 Prozent ab, erholte sich 2013 leicht und fiel vor vier Jahren mit 20,5 Prozent auf ihr schwächstes Ergebnis seit 1949. Die FDP konnte 2013 mit 14,6 Prozent ihr bestes Resultat einfahren, scheiterte aber 2013 an der Fünf-Prozent-Hürde und gelangte 2017 erneut in den Bundestag. Grüne und Linke blieben jeweils bei Werten um 10 Prozent, die AfD schafft 2017 erstmals den Sprung ins Parlament (12,6 Prozent). Wie haben die Parteien in den Wahlkreisen unserer Region abgeschnitten? Ein Blick in die Wahlstatistik zeigt, dass auch hier das Auf und Ab der (noch) großen und der kleineren Parteien wiederzufinden ist. Die Direktmandate wurden bei allen Wahlgängen von den Kandidaten der CDU gewonnen.

Der Wahlkreis Ahrweiler (198): Eine sichere Bank für die CDU war bislang der Wahlkreis Ahrweiler. Zu dem Wahlkreis gehören neben dem Landkreis Ahrweiler auch die Städte Mayen und Andernach sowie die Verbandsgemeinden Maifeld, Mendig, Pellenz und Vordereifel. Im Jahr 2005 wurde der Wahlkreis letztmalig von Wilhelm Josef Sebastian gewonnen, danach lautete das Duell bei den großen Parteien Mechthild Heil (CDU) gegen Andrea Nahles (SPD) – und es endete 2009, 2013 und 2017 jeweils mit einem klaren Vorsprung für Mechthild Heil, die 45,5, dann 55,5 und 42,8 Prozent der Erststimmen holte. Die frühere SPD-Fraktionsvorsitzende und Parteichefin Andrea Nahles gelangte jeweils über die Landesliste in den Bundestag. 2017 errangen für die AfD Kathrin Koch 8,8 Prozent, Christina Steinhausen für die FDP 8,7, Martin Schmitt für die Grünen 5,8 und Marion Morassi für die Linke 4,5 Prozent der Erststimmen. Auch bei den Zweitstimmen führt die Union das Feld klar an: von 43,1 über 39,9, dann 48,8 und schließlich 40,6 Prozent lag sie vorn. Die SPD sackte bei der Wahl 2009 um mehr als zehn Punkte auf 21,1 Prozent ab, erholte sich etwas (24,6) und ging wieder auf 22,7 Prozent der Zweitstimmen zurück. Die Liberalen hatten 2009 den meisten Zuspruch im Wahlkreis (18,9), stürzten auf 5,6 Prozent ab und kletterten 2017 auf 11,7. Bündnis 90/Die Grünen pendeln im Wahlkreis Ahrweiler zwischen 6 und 7 Prozent (2017: 6,7), 2009 gab es ein Zwischenhoch mit 8,9 Prozent. Die Linke lag 2013 unter der Fünf-Prozent-Marke, vor vier Jahren holte sie 5,7 Prozent. Die AfD errang bei der letzten Wahl 9,6 Prozent – ein klares Plus gegenüber 5,2 Prozent im Jahr 2013.

Der Wahlkreis Koblenz (199): Schwarz vor Rot – so gingen die Wahlen im Wahlkreis Koblenz immer aus. Neben der Stadt Koblenz gehören zu diesem Wahlkreis vom Landkreis MYK die Stadt Bendorf sowie die Verbandsgemeinden Rhein-Mosel und Weißenthurm. Vom Rhein-Lahn-Kreis kommen die Stadt Lahnstein sowie die Verbandsgemeinden Loreley sowie ein Teil der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau. Bisher waren im Wahlkreis 199 stets die Unionskandidaten erfolgreich, so auch Michael Fuchs 2005, 2009 und 2013 mit 45,4, 44,1 und 48,0 Prozent. Ursula Mogg (SPD) hatte mit 35,2 und 28,1 Prozent der Erststimmen das Nachsehen. Ihr Nachfolger wurde Detlev Pilger, der aber über 27,1 Prozent (2013) und 28,7 Prozent (2017) nicht hinauskam und der 2017 Josef Oster (CDU) unterlag (41,3). Mogg und später Pilger kamen über die Landesliste in den Bundestag. Vor vier Jahren errangen die Direktkandidaten Thomas Damson (AfD) 8,2 Prozent, Florian Glock (FDP) 6,5, Patrick Zwiernik (Grüne) 6,2 und Ulrich Lenz (Linke) 5,2 Prozent. Auch bei den Zweitstimmen hatte die Union die Nase vorn. Von 38,1 Prozent ging es über 36,0 auf 45,0 hinauf, bevor die CDU dann 2017 auf 37,8 Prozent zurückfiel.

Bei den Sozialdemokraten stand nach 2005 (35,1) immer ein Ergebnis deutlich unter der 30-Prozent-Marke an, zuletzt waren es 23,8 (2017). Die FDP musste auch im Wahlkreis Koblenz ein Auf und Ab in der Wählergunst hinnehmen: von 17,4 Prozent (2009) ging es auf 5,7 hinab und dann wieder hoch auf 10,8 (2017). Die Grünen erreichten 2013 und 2017 mit 7,7 und 7,9 Prozent stabile, aber unterdurchschnittliche Werte. Gleiches galt für die Linke, die 2013 5,2 und vier Jahre später 6,9 Prozent einfuhr. Auch die AfD blieb im Wahlkreis Koblenz mit 9,2 Prozent der Zweitstimmen unter dem Bundesschnitt (2013: 4,7).

Das Fazit: bei den Wahlen seit 2005 in den Wahlkreisen unserer Region kam die CDU immer auf den ersten Rang, wobei 2013 ein zwischenzeitliches Hoch erklommen wurde. Die SPD musste sich mit Werten unterhalb der 30 Prozent abfinden, die FDP konnte sich über Spitzenwerte im Jahr 2009 freuen, was auch zur Regierungsbeteiligung im Bund reichte. Vier Jahre später wandte sich ein Großteil der Wählerschaft von den Liberalen ab, 2017 stabilisierte sich die Lage. Grüne, Linke und die AfD errangen bei den vergangenen Wahlen schwächere Ergebnisse als im Bundesschnitt. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Trends der Umfragen bei der anstehenden Bundestagswahl verfestigen, die Verluste bei der CDU und ein Plus bei SPD und Grünen sehen – oder ob es angesichts zahlreicher unentschlossener Wähler ganz anders kommt.