Pachtstreit auf der Ostseeinsel Hiddensee: Ausverkauf der Heimat
Trügerische Idylle: Das 280-Einwohner-Dorf Neuendorf auf Hiddensee ist ein beliebtes Ziel von Ostseeurlaubern. Doch ein ungeklärter Grundstücksstreit bedroht die Idylle. Die Bürger haben schon Kanzlerin Angela Merkel eingeschaltet, in deren Wahlkreis die Insel liegt. Sie haben Verfassungsklage eingereicht. Ohne Erfolg. Jetzt protestierten sie während eines Besuchs von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) auf der Insel. Für den Ueckermünder Buchhändler Holger Brandstädt hat der Ausverkauf der Heimat vieler Menschen an der Ostsee schon vor Jahren begonnen – auf Rügen und Usedom.
Als die „Wappen von Breege“ am Hafen von Neuendorf auf Hiddensee festmacht, erwartet die Politiker ein Meer von Demonstranten. Auf der Ostseeinsel westlich von Rügen, die aussieht wie ein Seepferdchen, trägt der Protest an diesem Erntedanksonntag nicht wie in Frankreich gelbe, sondern grüne Westen. Auf die haben die Bürger Parolen geschrieben: „Neuendorf, das Dorf mit den Wiesen aus Gold. Warum wird geltendes Recht bei uns nicht angewandt?“ und „Schluss mit den Stralsunder Machenschaften! Wir lassen uns nicht vertreiben!“ Den Schweriner Politikern um Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) rufen sie zu: „Aufwachen! Neuendorf ist auch Hiddensee!“
Unser Redakteur Christian Kunst war in Vorpommern unterwegs. Auf Hiddensee erlebte er, wie Menschen um ihre Heimat kämpfen.
Ihre Westen sind grün wie die Wiesen um die reetgedeckten Häuser der 90 Familien im kleinen Fischerdorf. 80 streiten seit mehr als zehn Jahren mit Stralsund um die jeweils mehrere Hundert Quadratmeter großen Wiesenflächen, die nicht bebaut werden können.
