Diskussion vor der Bundestagswahl in der Stadthalle Boppard sollte bei Wahlentscheidung helfen
Online und in Präsenz: Politik stellt sich in Boppard Fragen der Jugend
Das jugendliche Publikum in der Stadthalle richtete seine kritischen Fragen an die Bundestagskandidaten, die nach Boppard gekommen waren. Foto: JBS
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Boppard. „Das war ein wohltuend sachliches Gespräch“ – dieses Fazit zogen die Jugendratsvorsitzende Sophie Maser und der Leiter der Jugendbegegnungsstätte (JBS) St. Michael, Hermann Schmitt, die ein zweistündiges Gespräch mit den hiesigen Bundestagskandidaten in Boppard moderierten.

Aktualisiert am 22. September 2021 15:32 Uhr

In der Bopparder Stadthalle stellten sich den Fragen des Publikums und des Jugendrats: Harald Bechberger (AfD), Marlon Bröhr (CDU), Jochen Bülow (Linke) und Ruth Greb in Vertretung für Michael Maurer (SPD), Julian Joswig (Bündnis 90/Die Grünen), Carina Konrad (FDP) und Heinz Alfred Wössner (Freie Wähler). Der Livestream über den YouTube-Kanal der Stadt Boppard erreichte bisher 312 Aufrufe, heißt es in einer Pressemitteilung der JBS.

Der Ablauf wird folgendermaßen geschildert: Nach der Vorstellungsrunde der Kandidaten war das erste Thema die Generationengerechtigkeit. Sie wurde unter drei Aspekten diskutiert: Klimawandel und das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels, Alterssicherung für die junge Generation und die Arbeits- und gesellschaftlichen Lebenschancen für die jungen Menschen in der Gesellschaft.

Aus dem Jugendrat kam die Frage, was denn die Kandidaten an ihrer eigenen Partei nicht so gut finden. Hier distanzierte sich Bechberger vom rechten Flügel der AfD. Konrad, als studierte Landwirtin, wünschte sich mehr Einsatz für eine artgerechte Tierhaltung. Bülow waren die sicherheitspolitischen Vorstellungen seiner Partei nicht durchdacht genug. Joswig wünschte sich mehr Offenheit seiner Partei beim Thema Gentechnik. Greb wünschte sich eine progressivere Politik ihrer Partei, die es nicht immer allen recht machen will. Bröhr wünschte sich mehr Zeit und Ruhe in der CDU, um Entscheidungen zu treffen und dabei nicht nur auf laute Minderheiten zu achten. Vom Einzelkandidaten für den Bundestag, Hermann Krämer, kam die Frage nach einer Wahlrechtsreform mit dem Ziel, den Bundestag zu verkleinern. In der Diskussion wurde deutlich, dass gerade die CSU einen Wahlrechtsentwurf von FDP, Grünen und Linken blockiert. Aktuelle Überlegungen gehen davon aus, dass der neue Bundestag rund 870 Mitglieder aufgrund zu erwartender Ausgleichs- und Überhangmandate haben wird.

Wen würden die Kandidaten wählen, wenn sie ihre Partei nicht wählen dürften? Harald Bechberger würde sich für die CDU oder die FDP entscheiden, Marlon Bröhr würde die FDP wählen, Ruth Greb die Grünen, Julian Joswig die SPD und Carina Konrad die CDU. Jochen Bülow und Heinz Alfred Wössner sahen keine Alternative zu ihren Parteien. Auch nach dem Umgang der Politik mit der LGBTQ-Community (internationale Bezeichnung für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender und Queer) wurde gefragt. Alle Vertreter sprechen sich für einen respektvollen Umgang aus. Bülow wies daraufhin, dass das im Grundgesetz festgeschriebene Gleichheitsprinzip im Erb-, Familien- und Adoptionsrecht noch auf seine Umsetzung warte.

Die letzte Frage aus dem Publikum drehte sich um die Erlaubnis des Cannabiskonsums. Hier zeigten sich die Vertreter der Parteien offen für die Freigabe, da sich damit die Qualität des Cannabis sichern ließe und es aus dem kriminellen Milieu herauskäme. Bülow wies jedoch auf die Problematik des Führerscheinrechts hin. Denn es gibt bisher keinen wissenschaftlich belastbaren und gerichtsfesten Grenzwert, der zwischen Fahrtüchtigkeit und Fahruntüchtigkeit unterscheidet, so wie dies bei Alkohol der Fall ist.