Von unserem Redakteur Stefan Nitz
Es schneit. Kinder und Hunde sind gleichermaßen begeistert. Sie tollen durch die weiße Pracht, während Frauchen und Herrchen beim Schneeschaufeln und hinter dem Lenkrad bei der Fahrt zur Arbeit schwitzen. Jedes Jahr das Gleiche. Okay. Dieses Jahr kam der Schnee ein bisschen später und auch gar nicht so doll. Für Zoe ist es erst der zweite Winter. Sie findet ihn großartig. Sie pflügt durch den Schnee, hopst von einem Schneehügel zum anderen und jagt den weißen Flocken hinterher.
Schon im vergangenen Jahr stellten wir fest, dass unser Dackelmischling aus Griechenland ein richtiger Winterhund ist. Erst wenn sich zu große Schneemassen in seinem Fell zu Kugeln verfingen, strebte er den Heimweg an. Das ist in diesem Jahr deutlich schlimmer. Zoes Fell ist länger und wuscheliger geworden. Nach wenigen Metern hängen die ersten kleinen Eiszapfen in ihren Zotteln. Nachdem sie einmal über die verschneite Wiese gesprungen ist, baumeln an ihrem Brustfell und an den Vorderpfötchen schwere, harte Schneekugeln. Da kann sie sich schütteln wie sie will, die gehen nicht ab, die schleppt sie bis vor die Haustür. Mit Handtüchern kommt man auch nicht weit. Zoe muss abgetaut werden. So hockt unser Schneehund derzeit mehrfach in der Badewanne und wird vorsichtig mit lauwarmem Wasser von seiner schweren Winterlast befreit. Sie mit dem Fön zu enteisen, ist unmöglich: Zoe hat Panik vor dem surrenden Geräusch. Sollte es weiter schneien, kommt sie wohl noch in den Genuss eines Friseurbesuchs. Ein Fachmann kann vielleicht wenigstens ihre Beinbehaarung so kürzen, dass nicht jede Schneeflocke an ihr kleben bleibt und sie trotzdem nicht friert.
Neben dem Hundefriseur steht für unser Tier im kommenden Jahr vielleicht auch noch die Hundeschule auf dem Programm. Da sie die gängigen Kommandos (in der Regel) brav befolgt und wir (und sie auch nicht) irgendwelche Ambitionen auf eine Karriere als Rettungs-, Such-, Jagd- oder Zirkushund haben, dachten wir eigentlich, dass Zoe ohne fachliches Training auskommt. Allerdings entwickelt sie eine Unart, die für uns und andere zwar nicht gefährlich, aber unangenehm ist: Sie bellt und knurrt jeden an, der sich unserem Haus nähert. Ob Nachbarn, Besucher, Handwerker oder Briefträger – Zoe führt sich hinter der Tür auf wie eine Bestie. Der Mann vom Paketdienst öffnete neulich die Tür vorsichtshalber nur einen Spalt breit und war auch auf Frauchens verzweifelten Hinweis „Die tut nix“ nicht bereit, einen Fuß über die Schwelle zu tun. Also erst mal Hund wegsperren und dann Paket annehmen. Das Schlimme ist: Wir verstehen jeden, der Zoe nach so einem Auftritt für einen gemeingefährlichen Dackel mit ausgeprägter Beißlust hält – genauso hört sie sich nämlich an. Mittlerweile führt sie sich auch draußen oft so auf, läuft kläffend auf harmlose Spaziergänger zu, um im letzten Moment schüchtern abzudrehen. Denn Zoe ist ja in Wirklichkeit ein riesiger Angsthase.
Das konnte am vergangenen Sonntag auch der 13-jährige Mozart feststellen. Wir trafen den Mischling beim Schneespaziergang mit Herrchen und Frauchen. Der freundliche Rüde trabte neugierig auf Zoe zu, die ihm erst laut bellend entgegenging, um dann aber im letzten Moment jaulend abzudrehen und sich schnell hinter den nächstbesten Menschenbeinen zu verstecken. Mozart war irritiert. Erst bellt die ihn so an und will sich dann nicht mal ein bisschen beschnüffeln lassen? Da geht der brave Hundeherr lieber wieder zu Frauchen. Und was macht Zoe? Kläfft ihm noch mal ordentlich hinterher. Entschuldigung Mozart – unsere Dackeldame muss noch an ihren Manieren arbeiten.