Fußball Spektakulärer Trainerwechsel - Spvgg Wildenburg setzt Zeichen
Nicolay verlässt BSV und übernimmt seinen Heimatverein
Der Trainerstuhl beim Bollenbacher SV wackelt? Nein, Sascha Nicolay verlässt freiwillig die Kommandobrücke des Fußball-Bezirksligisten und schließt sich der Spvgg Wildenburg an. Foto: Manfred Greber
Greber

Idar-Oberstein. Das ist ein Hammer: Sascha Nicolay verlässt nach sieben Jahren den Fußball-Bezirksligisten Bollenbacher SV und übernimmt zur neuen Saison den Trainerjob bei der Spvgg Wildenburg, dem aktuell sieglosen Letzten der B-Klasse Birkenfeld Ost.

„Ich wohne in Kempfeld. Die Wege werden deutlich kürzer. Ich verspreche mir von der Entscheidung einfach eine große Zeitersparnis“, erklärt Nicolay und ergänzt: „Hinzu kommt, dass die Spvgg Wildenburg mein Heimatverein ist. Ich habe den Klub vor exakt 30 Jahren verlassen. Es schließt sich ein Kreis, nun zurückzukehren. Das hat Charme.“ Das finden die Verantwortlichen der Wildenburger auch, freuen sich sehr über die Zusage. „Wer nicht fragt, hat auch keine Chance auf eine positive Antwort“, sagt Frank Lorenz, Mitglied des Spielausschusses und einst Jugendtrainer Nicolays.

Der Funktionär redet dabei nicht um den heißen Brei herum: „Wir sind als Verein in einer schwierigen Situation.“ Vor der Saison haben viele Spieler, die von der Spvgg ausgebildet wurden, den Verein verlassen. Die Wildenburger sind folgerichtig mit zwei Remis aus 15 Spielen Letzter. „Mit der Verpflichtung von Sascha wollen wir ein Zeichen setzen. Der Fußball in unserem Verein soll und darf nicht sterben“, sagt Lorenz. Nicolay ist eine Art Strohhalm, mehr noch: ein Magnet, der die Ex-Spieler wieder an den Klub ziehen soll. Wildenburger nach Wildenburg – so könnte das Motto lauten.

Mit solch einer Entwicklung kennt sich der 46-Jährige bestens aus. „Als Sascha bei uns angefangen hat, hatten wir die Marschroute ausgegeben, dass Daaler wieder im Daal spielen sollen“, erinnert sich BSV-Abteilungsleiter Oliver Fuhr und sagt heute: „Die Umsetzung ist Sascha glänzend gelungen. Überhaupt kann ich nur Positives berichten. Es war eine fantastische Zeit mit ihm.“ Fuhr stellt klar, dass der BSV den Vertrag gerne verlängert hätte, der Verein aber die Entscheidung seines Noch-Coaches akzeptiert. „Der BSV hat in den vergangenen Jahren sehr von der Fachkompetenz und der Menschenführung Sascha Nicolays profitiert“, erläutert Fuhr.

Der Coach spielt den Ball gerne zurück: „Meine Entscheidung war in keiner Weise eine Entscheidung gegen den BSV, sondern ausschließlich eine für die Spvgg Wildenburg. Die Zusammenarbeit mit dem Verein und mit der Mannschaft war und ist sensationell. Großen Spaß hat es mir vor allem gemacht, diese Mannschaft aufzubauen. Es ist meine Mannschaft.“

Der ehemalige Regionalliga-Torhüter des SC Idar-Oberstein und Inhaber der Trainer-A-Lizenz lobt zudem das Innenverhältnis des Teams: „Ich finde es total spannend, dass bei einem Bezirksligisten die Spieler noch derart füreinander und für den Verein da sind. Das hat mir immer imponiert.“ Höhepunkt der Zusammenarbeit war die A-Klassen-Meisterschaft im Jahr 2015. „Das sehe ich auch so, der sportliche Gipfel war auch der emotionale Gipfel, zumal wir zuvor zweimal in Aufstiegsspielen gescheitert waren“, sagt Nicolay.

Wie eng seine Verbindung zum BSV auch weiter ist, zeigt die Tatsache, dass Nicolay in seiner Funktion als dritter Vorsitzender auch in die Nachfolgersuche involviert ist. „Kotrainer Florian Herzog, Sascha und ich suchen einen neuen Trainer, wobei die Messlatte angesichts Sascha Arbeit aber sehr hoch liegt“, erklärt Fuhr.

Bleibt noch ein Aspekt: Nicolay, für den Niederlagen früher als Spieler und nun als Trainer schmerzhafter sind als Zahn-, Kopf- und Bauchweh zusammen, steigt freiwillig von der Bezirksliga-Spitzengruppe in den B-Klassen-Keller ab, vielleicht sogar in die C-Klasse. „Das ist sportlich nicht nachvollziehbar, das weiß ich. Aber das Vereinsleben bei meinem Heimatverein zu beleben ist mir wichtiger als die Spielklasse“, sagt Nicolay. Und Lorenz ergänzt: „Wir sind uns alle bewusst, welches Risiko Sascha eingeht. Zumal er uns die Zusage auch für die C-Klasse gegeben hat. Dass er das trotz allem macht, macht es für uns noch wertvoller.“

Von unserem Redakteur Olaf Paare