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Neuer Trainer des SC Idar sagt. "Ich will nicht plötzlich Herr Riedl sein"

Als Spieler feierte Thomas Riedl mit dem SC Idar-Oberstein die Meisterschaft in der Oberliga. Jetzt kehrt er als Trainer zurück. Foto: Joachim Hähn

Joachim Hähn

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Idar-Oberstein – Seit knapp einer Woche steht fest, dass Thomas Riedl in der kommenden Saison Regionalliga-Absteiger SC Idar-Oberstein trainieren wird. Für Trainereinsteiger Riedl bedeutet das eine neue Herausforderung in seiner Karriere. Im Interview mit der Nahe-Zeitung nimmt der 189-malige Bundesligaspieler unter anderem Stellung zu seinen Vorstellungen als Trainer und zu den Personalplanungen beim SC Idar-Oberstein.

Herr Riedl, wie kam es zu Ihrem Engagement als Trainer beim SC Idar-Oberstein?

Nach dem Rücktritt von Sascha Hildmann hat mich Manager Christian Schupp angerufen. Für mich hat das gepasst, weil ich dieses Jahr eh ins Trainergeschäft einsteigen wollte. Außerdem hatte mir der SC schon vor zwei Jahren angeboten, als spielender Co-Trainer von Sascha Hildmann zu bleiben.

Warum haben Sie sich damals nach der Oberliga-Meisterschaft dagegen entschieden und sind zum FK Pirmasens gegangen?

Damals war ich komplett in der Ausbildung zum Versicherungskaufmann. Zudem hätte ich in der Regionalliga einen ganz anderen Trainingsaufwand betreiben müssen. Damals habe ich mich entschieden, meine Berufsausbildung konsequent durchzuziehen.

Sie haben ein halbes Jahr beim SC gespielt. Haben Sie danach den Weg der Mannschaft beobachtet?

Ja klar. Es ist doch immer so, dass man auf ehemalige Vereine ein besonderes Auge hat. Außerdem habe ich mit Sascha Hildmann immer guten Kontakt gehabt.

Haben Sie nach seinem Rücktritt mit ihm gesprochen?

Wir haben telefoniert, ja.

Sascha Hildmann ist wohl auch zurückgetreten, weil es ihm an Unterstützung gefehlt hat und er sich deshalb nicht nur auf seine Trainertätigkeit konzentrieren konnte.

Erschreckt Sie das nicht ein bisschen?

Ich will nicht in alten Geschichten kramen. Fakt ist, dass der SC Idar kein normaler Trainerjob ist. Aber ich denke, wir werden das alle zusammen gut hinkriegen.

Gibt es Veränderungen beim Funktionsteam?

Ja. Ich werde definitiv mit einem Co-Trainer arbeiten, mit dem ich alles durchsprechen werde.

Wer wird das sein?

Das steht noch nicht fest.

Der SC Idar ist Ihre erste Trainerstelle. Erwarten Sie deshalb Schwierigkeiten?

Nein. Fußball ist der Job, den ich mein ganzes Leben lang gemacht habe. Ich habe Lust, Trainer in Idar zu sein und kenne das Umfeld und die meisten Spieler.

Wie schätzen Sie die aktuelle Kadersituation beim SC im Moment ein?

Es wird wohl einen größeren Umbruch nach längerer Zeit beim SC Idar geben. Bisher gibt es elf, zwölf Spieler, die zugesagt haben. Das Problem ist, dass wir ein bischen spät dran sind.

Eric Wischang geht, Karsten Schug auch, wie sieht es personell ansonsten aus?

Es ist schade, dass Eric uns verlässt. Er ist charakterlich und sportlich top. Dasselbe gilt auch für Karsten Schug. Vielleicht wäre es für ihn leichter gewesen, sich für uns zu entscheiden, wenn er früher gewusst hätte, dass ich komme. Jetzt muss man es hinnehmen. Mit den anderen, also Holger Knartz, Dino Medjedovic oder Patrick Stumpf laufen die Gespräche. Aber es ist natürlich klar, dass die Jungs lieber bei einem Regionalligisten spielen würden.

Wie sieht es mit Neuzugängen aus?

Das ist nicht einfach, zumal beim SC Idar keine horrenden Gehälter bezahlt werden.

Manager Christian Schupp hat gesagt, dass Sie auch wegen Ihres „Netzwerks“ der Wunschtrainer des Vereins waren. Wie können Sie Ihr Netzwerk nutzen?

(lacht) Die Leute, die ich kenne, sind für Idar nur schwer zu finanzieren. Aber natürlich unterhält man sich – auch mit Spielerberatern, obwohl es erschreckend ist, wie viele es davon gibt.

Ist die Mannschaft überhaupt oberligatauglich?

Das Gerüst steht. Defensiv sind wir für meine Begriffe sogar Spitze in der Oberliga. Wo es noch fehlt, ist offensiv und auf den Außenbahnen. Daran müssen wir arbeiten.

Christoph Schmell hat im Interview gesagt, dass er sofort wieder oben in der Oberliga mitspielen möchte. Was halten Sie davon?

„Schmello“ ist in der Mannschaft sehr angesehen, und ich finde es gut, wenn ein Führungsspieler solche Ziele hat. Dann wird er auch vorneweg marschieren. Ich will mit Aussagen über Ziele aber vorsichtig sein, weil wir abwarten müssen, wie wir unseren Kader offensiv belegen können.

Manager Christian Schupp hat vor drei Wochen im Interview gesagt, dass es auch im Falle des Abstiegs Anspruch des SC Idar sei, wieder zu jenen Mannschaften der Oberliga zu gehören, die um den Aufstieg mitspielen.

(lacht) Wenn der Christian das sagt, dann hat er vielleicht ein paar Spieler in der Hinterhand. Wie gesagt, ich denke, alles hängt von unserer Offensive ab, und grundsätzlich steht der SC Idar vor einem Neuaufbau.

Sie haben mit einem Großteil der Mannschaft noch zusammengespielt. Befürchten Sie Autoritätsprobleme?

Nein. Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Vom Führungsstil bin ich so gestrickt, dass ich die Spieler mit ins Boot nehme, auch wenn ich die letzte Entscheidung treffe. Und ansonsten bin ich authentisch. Nur weil ich jetzt Coach bin, will ich von den Jungs mit denen ich noch zusammengespielt habe, nicht plötzlich mit „Herr Riedl“ angesprochen werden. Das wäre lächerlich.

Sie haben in Ihrer Profizeit einige Spitzentrainer erlebt. Wer hat Sie am meisten geprägt?

Da kann ich nur mit der Standardantwort kommen. Jeder auf seine Art ein bisschen. Natürlich hat mich Otto Rehhagel geprägt, aber auch ein menschlich schwieriger Trainer wie Werner Lorant hatte seine Vorzüge. Von ihm habe ich zum Beispiel gelernt, was man bewegen kann, wenn man fitter als andere ist.

Wird es den Spieler Thomas Riedl noch einmal im Haag geben?

Nein. Definitiv nicht. Dann müssten schon sechs, sieben Leute ausfallen, dass ich mir das noch einmal überlegen würde.

Das Gespräch führte Sascha Nicolay