Interview mit dem neuen Coach des Oberligisten FC Karbach und dem Nachfolger von Torsten Schmidt - Ein externer Co-Trainer soll noch kommen
Neuer Karbach-Chef Maximilian Junk im Interview: Ich sehe es als große Herausforderung
Hermann-Josef Stoffel

Karbach. Plötzlich Cheftrainer. Nach dem überraschenden berufsbedingten Ende der Ära Torsten Schmidt als Coach des Fußball-Oberligisten FC Karbach (wir berichteten), steht nun der spielende Co-Trainer Maximilian Junk mit seinen 28 Jahren in der ersten Reihe bei den Vorderhunsrückern. Er tritt die Nachfolge von Schmidt an, der den FCK im Sommer 2005 übernommen hatte.

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Im Interview verrät der Inhaber der B-Lizenz und der DFB-Elite-Jugend-Lizenz, der mit drei Jahren aus Daun nach Rheinböllen zog und seit neun Jahren in Karbach spielt, wie er die große Herausforderung angehen will und was er sich als angehender Grundschullehrer (Junk macht sein Referendariat in Emmelshausen und wohnt auch dort) in diesen Corona-Zeiten fast mehr wünscht als den Rückkehr zum Spielbetrieb bei den Senioren.

Maximilian Junk, wie groß war die Überraschung, als Torsten Schmidt am Montag anrief und Ihnen mitteilte, dass er als Trainer sofort aufhören würde?

Was heißt Überraschung? Ich war ja mit Torsten in Kontakt, er hat mich schon vor ein paar Wochen informiert, dass etwas im Raum steht bei ihm beruflich. Dass es der 1. Januar wird, war dann schon überraschend, aber ich bin nicht ganz aus allen Wolken gefallen, da Torsten mit offenen Karten gespielt hat.

Haben Sie direkt ja gesagt?

Als Torsten und unser Präsi Daniel Bernd miteinander gesprochen hatten und mich dann gefragt haben, ob ich es schon jetzt machen würde, habe ich direkt ja gesagt. Ich beschäftige mich gedanklich schon länger mit dem Trainergeschäft, in dieser Saison hatte ich als spielender Co-Trainer ja schon weniger Einsatzzeiten, insofern ist das ein weicher Übergang. Für mich war es jetzt keine Frage mehr gewesen.

Es ist schon viel von Fußstapfen die Rede gewesen. Wie groß sind die von Torsten Schmidt?

Wenn jemand 16 Jahre lang mit so einem starken Charakter den Verein geprägt hat, ist klar, dass die Frage nach den Fußstapfen aufkommt. Aber es geht für mich nicht darum, Torsten eins zu eins zu ersetzen. Ich sehe es als große Herausforderung, aber ich sehe mich deswegen nicht unter Druck.

Sind Sie froh, dass Torsten Schmidt als Sportlicher Leiter an Bord bleibt?

Absolut, ich bin sehr glücklich über diese Konstellation, die mich entlastet. Ich kann mich aufs Kerngeschäft konzentrieren, rein aufs Sportliche, auf die Spiele, wenn sie dann irgendwann wieder kommen. In der Oberliga anzufangen, ist eh nicht ohne. Die Kaderplanung ist ja mit Torstens Aufgabenfeld und darüber bin ich enorm froh, das ist auch für den Verein essenziell. Zudem weiß ich, dass ich Torsten gerne um Rat fragen kann. Ich bin ihm auf jeden Fall sehr dankbar, dass ich in dieser Saison in alles involviert war, was ich auch wollte. Ich wollte nicht nur einfach spielender Co-Trainer sein. Jetzt ist es natürlich mehr Verantwortung, ich sehe mich da aber vorbereitet.

Wäre ein noch weicherer Übergang im Sommer einfacher gewesen oder hat die Corona-Pause da auch etwas Positives?

Ob die Corona-Pause etwas Positives hat, ist schwer zu sagen. Es macht doch alles viel unplanbarer. Klar, im Sommer wäre es vielleicht einfacher gewesen. Vor allem wäre es für Torsten ein würdiger Abschied gewesen, den er aber ganz sicher auch so bekommt.

Spielen werden Sie nicht mehr?

Nein, ich habe das ja als Co-Trainer gemerkt, dass das schwer ist. Ich bin sehr froh, dass ich im Rheinlandpokal-Halbfinale und im Endspiel auf dem Platz gestanden habe, das war noch einmal ein Höhepunkt. Vielleicht spiele ich bei der Zweiten mal mit, wenn es juckt. Aber ansonsten werde ich rein Trainer sein, was bei meiner Verletzungshistorie vielleicht auch besser ist. Ich hatte ja einen Kreuzbandriss, zweimal den Innenmeniskus gerissen, eine schwere Schulterverletzung, das Syndesmoseband gerissen und das Sprunggelenk zertrümmert.

Wenn Sie nicht mehr spielen, denkt der Verein dann an Ersatz im Kader? Wie ist da die Planung?

Das wird generell erstes Thema sein, die Gespräche für die neue Saison hätten jetzt ja sowieso bald angestanden. Wir haben uns da schon Gedanken gemacht, es ist jetzt auch Zeit. Klar falle ich raus, aber ich habe in der Hinrunde ja wenig gespielt. Bei Jannik Mohr ist es noch nicht klar, wann er wieder in die USA kann, Sascha Kraft kam ja noch dazu. Der Kader ist gut genug. Wir gehen jetzt in die Gespräche für die neue Saison, es ist ja für alle Spieler eine neue Situation, dass Torsten aufhört.

Wird Ihre Co-Trainer-Stelle neu besetzt?

Ich bin zuerst einmal froh, dass Klaus Ohnesorge direkt gesagt hat, dass er weiter macht als Co- und Torwarttrainer. Tim Puttkammer hat ja schon viel gemacht, was den athletischen Bereich angeht, das werden wir verstärken, Putti hat den sportwissenschaftlichen Background, er wird das als spielender Co-Trainer machen. Aber er muss auf dem Feld vorweggehen. Deswegen hätten wir gerne noch einen externen „Co“ dazu, der nicht spielt. Ich kann gut einschätzen, wieviel Arbeit es ist. Wir haben da eine gute Idee, ich hoffe, wir können es umsetzen.

Der Name, bitte.

Wird nicht verraten.

Haben Sie Angst, dass es Probleme mit dem Respekt oder der Distanz zur Mannschaft gibt? Einige sind sehr gute Kumpels, mit denen Sie schon seit der Jugend zusammengespielt haben.

Da sehe ich kein Problem. Sie können gut zwischen Trainer und Kumpel unterscheiden, das war diese Saison schon so. Ich habe ja viel in Eigenregie beim Training gemacht und fühle mich da voll angenommen. Ich habe keine Angst davor, dass es schwierig wird. Es geht nicht darum, wie eng du mit einem bist oder ums Alter. Es geht darum, wie gearbeitet wird, dann gibt es wenig Diskussionen.

Was für ein Trainer werden Sie?

Das wird sich zeigen, was man für ein Trainer ist. Ich war jetzt sehr eingebunden, habe mit Torsten gut zusammengearbeitet. Klar macht man mal was anders, aber klar ist auch, dass die Oberliga harter Kampf ist und Fußball auch gearbeitet werden muss, gepaart mit dem Fußballerischen und individueller Klasse, die wir haben. Es wird sich entwickeln, ich will flexibel reagieren können als Trainer, auch auf den Gegner. Und wenn ich eines von Torsten gelernt habe, dann ist es der absolute Siegeswille, dieses Nicht-verlieren-Können.

Was nehmen Sie sonst noch von Torsten Schmidt mit?

Er hat einen ganz klaren Blick dafür, was erfolgreich sein kann. 16 Jahre fast nur auf überkreislichen Top-Niveau, das ist schon eine Leistung. Das machst du nicht, wenn du nur an deiner Linie stur festhältst. Es hat sich immer was gesucht, um was Neues zu machen. Wenn ich sehe, wie sehr er sich beim Kunstrasen eingebracht hat. Das ist ja auch eine Top-Qualität für seine neue Aufgabe. Es gab bei Torsten nie Stillstand, das Pensum war erstaunlich.

Wann denken Sie, wann die Mannschaft wieder ihr normales Trainings-Pensum abspulen kann?

Es kann alles passieren, ich tue mich da mit einer Prognose ganz schwer. Ich bin gespannt, wie wir aus der Sache nach Weihnachten und Silvester rausgehen. Vielleicht bekommen wir bald einen neuen Termin für einen möglichen Start, Mitte Januar ist ja nicht einzuhalten, dann muss man sich da entlanghangeln. Aber ganz ehrlich: So lange das gesellschaftliche Leben so leidet, ist es auch richtig, dass wir keinen Fußball spielen, so weh es tut. Mir tut es am meisten für die Kinder leid, ich sehe das ja in der Schule, da sitzen sie mit ihrem Mundschutz in den Klassen und leiden. Ihnen fehlt eine Riesenentwicklungsabschnitt. Dass sie vielleicht wieder trainieren könnten in kleinen Gruppen, wäre mir wichtiger, als dass wir unbedingt wieder in den Spielbetrieb kommen.

Noch ein kleiner Blick in die etwas fernere Zukunft: Wer wird dann 2036 der Nachfolger von Maximilian Junk in Karbach?

(lacht)Oh Gott, 2036. Das wären die 16 Jahre, ja. Ich muss ehrlich sagen: 16 Jahre sind die absolute Ausnahme auf diesem Level, da kann man nur den Hut vor ziehen. Ich konzentriere mich lieber auf das, was jetzt anliegt.

Das Interview führte Mirko Bernd