Wiesbaden – Bis Mai 2012 soll auf dem Schlachthofareal in Hauptbahnhofnähe eine komplett neue Konzerthalle entstehen. Sechs Monate später soll auch der denkmalgeschützte alte Wasserturm saniert sein.
Zweimal in Folge wurde der Wiesbadener Schlachthof zum beliebtesten Club Deutschlands gewählt. Gerade die Freunde härterer Rockmusik fühlen sich in der mehr als 100 Jahre alten Schlachthofhalle, wo schon Ikonen wie Motörhead, The Sisters of Mercy oder Slayer spielten, wie zu Hause.
Das Stadtparlament beriet nun, wie es mit der sanierungsbedürftigen Halle weitergeht. Sanierung oder Abriss und Neubau standen zur Auswahl. Das Rennen machte das Neubaukonzept, für das CDU, SPD und FDP votierten. Bis Mai 2012 soll auf dem Schlachthofareal in Hauptbahnhofnähe eine komplett neue Konzerthalle entstehen. Sechs Monate später soll auch der denkmalgeschützte alte Wasserturm saniert sein. Vier Millionen Euro für den Neubau der Halle und weitere 600.000 Euro für energetische Erneuerungen stehen im Haushalt 2010/2011 bereit. Die restlichen Kosten sollen über den kommenden Wiesbadener Doppelhaushalt getragen werden.
In der Zwischenzeit bleiben das Café „60/40“ und die „Räucherkammer“, in der kleinere Konzerte stattfinden, für das Publikum geöffnet. Bei größeren Konzerten wie das von Motörhead am 8. Dezember wird auf die Rhein-Main-Halle in der Rheinstraße ausgewichen.
„Der Schlachthof ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Jugendkultur in der Stadt“, stellte Wiesbadens Kulturdezernentin Rita Thies (Grüne) heraus. Bis zu 150 Live-Bands im Jahr und bisher rund 1,5 Millionen Besucher sprechen eine deutliche Sprache. Allerdings hatte sich die Dezernentin gemeinsam mit den Fraktionen Grüne, Bürgerliste und Linke Liste für eine 7,6 Millionen Euro teure Sanierung ausgesprochen. „Die Aura des Kulturortes“ würde sonst verloren gehen, klagte Thies. Auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung stehe noch aus.
Eindringlich warnte die Dezernentin das Parlament, eine Lösung für das gerade erst fertig gestellte Mahnmal für die an dieser Stelle deportierten NS-Opfer zu finden. Es könne nicht sein, dass die neue Schlachthofhalle unmittelbar an die frühere Schlachthoframpe herangebaut werde. Das Mahnmal habe ein besonderes Flair und sei etwas Einzigartiges, das nicht nur von Wiesbadenern, sondern auch von Besuchern aus aller Welt aufgesucht werde.
Oliver Gehrig