„Rheinland-Pfälzer erzählen vom Leben zwischen den Reben“ – so ist die Ausstellung auf etwa 45 Quadratmetern mit zwei Medienstationen umschrieben, bei der 21 Zeitzeugen aus der Region zu Wort kommen und ihre ganz persönlichen Einblicke über das Kulturgut Wein, ihren Beruf oder ihre Berufung schildern. Insofern sei eine Lücke zu Land und Leuten und den Menschen in der Gegenwart geschlossen worden, freute sich die Museumsdirektorin und Kuratorin der Ausstellung, Sabrina Hirsch, die alle Beteiligten in höchsten Tönen lobte und ihnen dankte.
Von der mittleren Nahe erzählen als Zeitzeugen Eckhard Schlarb und Katja Hilt aus Meddersheim, Laura Weber aus Monzingen und Nicole Praß-Anton von BollAnts im Park. Das vermutlich als Wohnhaus im 14. Jahrhundert erbaute Kelterhaus Bruttig mit seiner gewaltigen Kelter von 1811 nahe dem Haus Enkirch am Fuße zum Museumsweinberg ist dafür geradezu prädestiniert und wurde nach Worten von Hirsch „wachgeküsst“.
Der Weinanbau und seine Vermarktung sind „ein wichtiger Wirtschaftszweig gerade in Rheinland-Pfalz, wo in sechs Anbaugebieten auf etwa 65.000 Hektar Rebfläche das Kulturgut eine dominante Rolle spielt“, sagte der amtierende Stiftungsratsvorsitzende und Stadtbürgermeister Michael Greiner in seiner Begrüßungsrede und verlas ein Grußwort von Julia Klöckner, die als ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin dieses Projekt forcierte.
Das Freilichtmuseum erhielt zur Neugestaltung des Hauses Bruttig im August 2021 eine Zusage vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Diese Förderung in Höhe von knapp 20.000 Euro aus dem Soforthilfeprogramm für Heimatmuseen beschloss der Deutsche Bundestag.
Im Auftrag des Bundes begleitet der Deutsche Verband für Archäologie (DVA) die Antragsteller und koordiniert die Verwendung der Mittel. Allen wurde gedankt. Neben Bürgermeister Uwe Engelmann (VG Nahe-Glan), Markus Stein (MdL) und Mitgliedern des Freundeskreises hieß Michael Greiner Fritz Schellack und Kai-Michael Sprenger, Referatsleiter im Mainzer Ministerium, besonders herzlich willkommen, die als Gäste vor Wochenfrist der Sitzung des Stiftungsrates beiwohnte.
„Frühling lässt sein blaues Band, wieder flattern durch die Lüfte“ – treffender als von Lyriker Eduard Mörike umschrieben konnten das Frühlingserwachen am Sonntag und der Saisonstart mit der ganzen Familie im rheinland-pfälzischen Freilichtmuseum bei strahlend blauem Himmel nicht sein. „Raus in Gottes freie Natur“, lautete da die Devise.
Im Nachtigallental wurden seit den 1970er-Jahren auf 35 Hektar aus allen Landesteilen 40 historische Gebäude transloziert, und unter dem Slogan „Erleben, wie es wirklich war …“ kann die Bevölkerung nun auf dem vier Kilometer langen Rundweg Geschichte hautnah erleben. Neben dem Trafoturm Zellertal in der Baugruppe Pfalz-Rheinhessen ist seit zwei Jahren eine durch „Crowdfunding“ erworbene Trinkhalle aus der Barbarossastadt Kaiserslautern ein Blickfang. Seit 1939 war sie als ein Stück Lebens- und Straßenkultur bekannt und ist jetzt weiterhin ein ultimativer Treff- und Veranstaltungspunkt in der Felkestadt.
Und unterhalb der Metzgerei Staab aus Wöllstein mit ihrer hochwertigen Villeroy-und-Boch-Keramikeinrichtung als Blickfang ist mit dem „Haus Hördt“ aus dem Kreis Germersheim eine historische Baustelle eingerichtet, wo die Besucher den Handwerkern beim Wiederaufbau über die Schultern schauen können (wir berichteten).
Handwerksvorführungen am ersten Sonntag im Monat
Apropos Handwerker: Bei Drechsler Wolfgang Eisenbrand flogen die Holzspäne, als er sein Können an der Drechselbank demonstrierte; Volker Priewe heizte derweil die Esse in der Museumsschmiede an und fertigte Hufeisen und Zimmermannsnägel an. Immer am ersten Sonntag im Monat sind während der Saison Handwerksvorführungen geplant. Geöffnet ist bis zum 6. November 2022 dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre zahlen keinen Eintritt. Letzter Einlass ist jeweils um 17 Uhr. Weitere Infos finden sich im Internet unter www.freilichtmuseum-rlp.de