Mainz – Annette Ludwig und Andrea Stockhammer sind die beiden neuen Frauen an der Spitze von Gutenberg- und Landesmuseum.
Sie haben die Nachfolge der Grandes Dames der Mainzer Museumslandschaft übernommen, von Eva Hanebutt-Benz, die in den Ruhestand gegangen ist, und Isabella Fehle, die zum Stadtmuseum-München gewechselt ist. Beim Wachwechsel in Mainz gibt es heftige Nebengeräusche.
Im Vorfeld der Wahl von Annette Ludwig wird ihr Name und der ihres aussichtsreichen Mitbewerbers trotz Datenschutzes in der Öffentlichkeit bekannt. Daraufhin schießt Martin Welke, ehrenamtlicher Kurator der Abteilung Deutsches Zeitungsmuseum und Begründer der entsprechenden Stiftung im Gutenberg-Museum, gegen Ludwig. „Bei dieser Personalentscheidung handelt es sich um eine Grundsatzentscheidung über die künftige Ausrichtung des Museums. Somit gibt es nicht den geringsten Anlass, beiden Bewerbern mit ihren sehr verschiedenen Ausbildungsprofilen die gleiche Qualifikation für die anstehende Aufgabe zu attestieren: Kunstwissenschaft ist Kür, Geschichtswissenschaft ist Pflicht.“ Welke fürchtet offenbar um seine pressehistorische Sammlung, die er dem Museum geschenkt hat.
Die 1963 geborene Ludwig hat Kunstgeschichte und Germanistik studiert und war vorher als Mitarbeiterin der Städtischen Museen Heilbronn angestellt. Sie tritt ihr Amt im Mai an.
Auch Andrea Stockhammer bekommt die offenbar raue Mainzer Museumsluft zu spüren, bevor sie ihr Amt im September antritt. Die Entscheidung für die 39-jährige Österreicherin hat die aus sieben Personen bestehende Entscheidungskommission einstimmig getroffen. Doch als öffentlich bekannt wird, dass die Kunsthistorikerin mit Falko Daim, dem Direktor des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) verheiratet ist, schlagen die Wellen hoch in Mainz. Von Familienzusammenführung und Vetternwirtschaft ist plötzlich die Rede. Es stellt sich jedoch heraus, dass Daim mit der Berufung von Stockhammer überhaupt nichts zu tun hat. Berührungspunkt wird das geplante Archäologische Zentrum sein, in dem neben dem RGZM als Hauptmieter auch das Landesmuseum und die Landesarchäologie Flächen für Ausstellungen bekommen.
Zum Ende des Jahres schließt sich ein Kreis: Am Tag vor Weihnachten gibt die Stadt Mainz bekannt, dass der Kurator Martin Welke mit seiner pressehistorischen Sammlung nach Augsburg geht. Das Gutenberg-Museum wird aus dem Stiftungsnamen eines möglichen Zeitungsmuseums gestrichen. Die Abteilung „Zeitungsgeschichte“ bleibt dem Museum aber erhalten. Die Stadt gibt keinen Kommentar dazu ab.
Armin Thomas