„Es sinn die Alte Weiber. Sie könne's nit lasse. In Schwarz-Gelb steht das Bienenvolk hier vor dir, un alles, was heut' zählt, sinn mir“, riefen die Frauen Bürgermeister Dietmar Kron in der VG-Verwaltung und Stadtbürgermeister Werner Keym im Rathaus zu. Der übergab ohne Umschweife den Stadtschlüssel für die Frauenherrschaft.
Die närrischen Weiber waren früh auf den Beinen. Am Feuerwehrhaus ging's los. In der VG-Verwaltung wartete Bürgermeister Kron auf die gut gelaunte Schar. Ehefrau Karin sowie Tochter Anna-Lena mit Freund Sebastian Steil hatten bereits ab 5 Uhr ein reichhaltiges Büfett für die Altweiber und die ganze VG-Belegschaft vorbereitet. „Jetzt bin ich neu und noch nicht lange im Amt, und ihr nehmt mir das Zepter schon aus der Hand“, reimte Kron in seinem Dienstzimmer vor den als Bienen verkleideten Narrenweibern. „Die Türen schließen, mich drücken, fliehen und entkommen – von eurer Rache wäre ich sicherlich Jahre benebelt und benommen. Ihr lieben Bienchen, lacht und lasst uns fröhlich sein, als VG-Bürgermeister möchte ich jetzt euer Diener sein“, kündigte Dietmar Kron an.
Die Altweiber stellten lachend klar: „Mir brauche kä roter Teppich und aach sonst kä Gedöns. Awwer mir wolle schon, dass du uns heit ä bissje verwöhnst.“ Kron erhielt von den Bienchen zwei Geschenke: ein Töpfchen mit Honig („Ä echter Geheimtipp, unsre Wunderwaffe“) und einen Ball: „Nemm du ihn als Symbol für dei Amts-Meisterschaft. Als Dauerläufer hasch du jo ä gut Kondition. Unn mit deiner guten Mannschaft im Rücke klappt de Rest schon. Von Abwehr bis Sturm bisch du gut uffgestellt. Do han mir kä Angscht vor alle Probleme der Welt. Also mach Dir's Lebe nit so schwer, und versuch, viel zu lache. Dann wird dei Amtszeit ganz sicher eine runde Sache.“
Von der fastnachtlich eingestimmten VG-Verwaltung aus brummten die Bienchen singend durch die Amts- und die Untergasse, machten hier und da feucht-fröhlich in den Geschäften Station. Im historischen Rathaus wurden die närrischen Weiber von Stadtbürgermeister Keym im Sitzungssaal empfangen. „Dei Amtszeit is jetzt fascht erum, un heit kriegscht du es Zepter schon mol abgenumm. Bei de Biene is das nämlich ä ganz klare Sach: Do sin die Fraue an de Macht!“, summte ein Bienchen für alle: „Un laafsch du nitt in der Spur, do kenne mir nix, wersch du als Hilfs-Willi verpflicht. Das geht ganz fix.“ Die Alten Weiber verliehen Werner Keym, der einen mit zwei Stadtwappen versehenen Schal in den Meisenheimer Farben trug, eine Schärpe mit der Aufschrift: „Hilfs-Willi Werner“. Der revanchierte sich mit der Herausgabe des Stadtschlüssels. Die Frauen wünschten ihm alles Gute, schenkten ihm zum Abschied einen Ball: „Du kannst ihn nutze für Spaß, Sport und Spiel, dann bleibscht du aach im Alter lange mobil. Also mach' dir's Rente-Lebe nit so schwer, und versuch weiter, viel zu lache, dann wird aach dei Un-Ruhestand eine runde Sache.“
Werner Keym trug ein von Renate Gilcher verfasstes Gedicht über Narren vor. In Anspielung auf die Lichtkunst im Weinberg dichtete das bald scheidende Stadtoberhaupt: „Der ,Weingeist' strahlte freudig in der Winternacht. Heut' strahlt der Stadtchef an Altweiber-Fassenacht.“ Bevor die Besitz ergreifenden Frauen traditionell die vom Bürgermeister gestiftete Fleischwurst genossen, stimmten sie zusammen mit dem in die Tasten seines Keyboards hauenden Werner Keym das „Biene-Maja-Lied“ an. Im Rathaus waren danach alle bei einem oder auch mehreren Gläsern Sekt zufrieden.
Von unserem Redakteur Klaus Dietrich