Doch nicht so hohe Werte für AfD: Zweitstimmen liegen bei 11,6 Prozent
Nach Verunsicherung wegen Wahlergebnis in Bad Ems: Doch nicht so hohe Werte für AfD
Die Stimmen, die über Briefwahl abgegeben wurden, wurden separat ausgezählt. Deswegen gab's Verunsicherung hinsichtlich einiger Prozentzahlen.
Michaela Cetto

Für Verwirrung sorgen die Zahlen bei den Ergebnissen zur Bundestagswahl. Durch Bad Ems ging bereits der ein oder andere Aufschrei über die vergleichsweise große Prozentzahl an AfD-Wählern. Nun wurde noch einmal Klarheit geschaffen.

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Die Stimmen, die über Briefwahl abgegeben wurden, wurden separat ausgezählt. Deswegen gab's Verunsicherung hinsichtlich einiger Prozentzahlen.
Michaela Cetto

17,6 Prozent der Zweitstimmen weist das Statistische Landesamt für die Kurstadt aus. Demnach haben 275 Bad Emser ihr Kreuzchen bei der Alternative für Deutschland gesetzt.

16,1 Prozent der Bad Emser, 252 Personen, wählten laut dieser Statistik den Direktkandidaten der AfD mit der Erststimme. Diese Zahlen betreffen aber nur die Wähler, die am vergangenen Sonntag ins Wahllokal an die Urne gegangen sind, um ihre zwei Kreuzchen zu setzen. Die Briefwähler tauchen in dieser Statistik nicht auf. Das heißt, dass es zwar summa summarum noch mehr Stimmen für die AfD gab, aber der Prozentsatz deutlich niedriger als 17,6 Prozent liegt.

Die über Briefwahl abgegebenen Stimmen wurden in Bad Ems in zwei Briefwahlbezirken erfasst und ausgezählt. Der Rekord an Briefwählern in Rheinland-Pfalz spiegelt sich auch in der Kurstadt wieder. Landesweit nutzten gut 1,45 Millionen Menschen, 61,3 Prozent, die Möglichkeit zur Briefwahl. Das sind 26,4 Prozentpunkte mehr als bei der Bundestagswahl 2017 und entspricht dem zweithöchsten Briefwahlanteil, der überhaupt jemals bei einer Bundestags-, Landtags- oder Europawahl in Rheinland-Pfalz erreicht wurde. In der Kurstadt kamen circa 2600 der Stimmzettel durch den Briefschlitz.

Stadtbürgermeister Oliver Krügel fühlte der Sache auf den Zahn. „Ich wollte das nicht so stehen lassen, dass die AfD in Bad Ems so hohe Werte erzielt“, erklärte der Stadtchef. Also setzte er sich mit der Verwaltung der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau in Verbindung, sammelte die Zahlen der einzelnen Briefwahlbezirke zusammen und addierte sie zu den Urnenergebnissen – eine Fleißarbeit im Dienst der Bürger, die er gern für seine Stadt erledigt habe, sagt er im RLZ-Gespräch.

Insgesamt ergebe sich daraus folgendes Bild: Bei 4135 gültigen Erststimmen konnte die AfD 478 Stimmen und damit 11,56 Prozent verbuchen, also deutlich weniger als in der Statistik. Die restlichen Stimmen verteilen sich auf CDU (958 Stimmen, 23,17 Prozent), SPD 1258 Stimmen, 30,42 Prozent), FDP (481 Stimmen, 11,63 Prozent) und Grüne (443 Stimmen, 10,71 Prozent).

Damit liegt die AfD in Bad Ems knapp hinter der FDP auf Platz vier. Bei den Erstimmen für die Direktkandidaten wurden für den Vertreter der Alternative für Deutschland Carsten Dittmann 443 Wählerstimmen gezählt, das entspricht 10,74 Prozent. Josef Oster (CDU) verbuchte mit 1317 Wählern, 31,94 Prozent, die meisten Erststimmen auf sich, gefolgt von Dr. Thorsten Rudolph (SPD) mit 1147 Stimmen, 27,82 Prozent.

Markus Wieseler (FDP) holte 398 Erststimmen, 9,65 Prozent. Die Grüne Direktkandidatin Lisa Etzkorn überzeugte 320 Wähler, 7,76 Prozent, in der Kurstadt. 114 Bad Emser gaben ihre Erststimme Michael Brüggemann (Die Partei), das entspricht 2,76 Prozent. Der Direktkandidat der AfD liegt in Bad Ems demnach an Position drei. „Insgesamt liegt der Wert für die AfD in Bad Ems immer noch zu hoch“, betont Krügel. „Für meinen Geschmack zumindest.“

In der Wahlnachtanalyse hat das Statistische Landesamt die Ergebnisse des Bundestagswahl in einen größeren Zusammenhang betrachtet. Die AfD, die im 19. Deutschen Bundestag drittstärkste Kraft war, erhielt in Rheinland-Pfalz 215 000 der abgegebenen Zweitstimmen. Das sind 50 700 Stimmen, 19 Prozent, weniger als 2017. Die AfD kommt damit auf einen Stimmenanteil von 9,2 Prozent (minus zwei Prozentpunkte gegenüber 2017). Die Partei liegt damit landesweit hinter den Grünen und der FDP.