Handball: Trainer üben im Rückblick Kritik - Neue Spielzeit wieder zur Normalität führen - Beim TuS Holzheim geht's am 15. Juli schon wieder los
Nach der Chaos-Saison gibt's nur eine kurze Pause – Trainer üben im Rückblick Kritik
Raus aus dem Trikot, raus aus der Halle, rein in die Sommerpause. Die Handball-Saison 2021/22 fühlte sich für viele unendlich an. Foto: René Weiss
Weiss

Holzheim. Es war die wohl längste Saison aller Zeiten im hessischen Handball. Bis weit in den Juni hinein schwitzen die Ballwerfer in den Hallen, ehe endlich alle Entscheidungen gefallen waren. Und somit wird es auch die kürzeste Sommerpause aller Zeiten. Zeit zur Regeneration haben die Spieler kaum.

„Am 15. Juli werden wir mit der Vorbereitung beginnen“, erklärt Dominik Jung, der Trainer des heimischen Landesligisten TuS Holzheim. „Hinter uns liegt eine zehrende Saison. Auch wenn wir mit unserem Abschneiden als Dritter der Aufstiegsrunde gut durchgekommen sind und der Teamgeist trotz der Reizüberflutung der langen Saison groß war, sind wir froh, jetzt endlich durchatmen und den Ball zur Seite legen zu können“, ergänzt der Garbenheimer.

Der Hallensport wurde vor dem Hintergrund der Pandemie ein weiteres Mal auf die Probe gestellt. „Der Hessische Handball-Verband befand sich in keiner einfachen Situation“, zeigt Jung Verständnis für die vielen Ungereimtheiten, die auch die HHV-Funktionäre nicht verhindern konnten. Trotzdem wird in der Handball-Szene Kritik laut an so mancher Entscheidung: Was den Umgang mit Spielverlegungsanträgen angeht, wurden innerhalb der Saison von wachsweich bis knallhart vollkommen unberechenbar hantiert. Der späte Zeitpunkt des Saisonstarts Ende Oktober ließ den Spielplan aus den Fugen geraten. „Ich hätte mir insgesamt mehr Transparenz seitens des Verbandes gewünscht“, sagt TuS-Trainer Jung. Vor allem die Wertung im Fall der HSG Eppstein/Langenhain, die in der ersten Saisonphase nur sieben Partien bestritt, während die sechs übrigen Teams mindestens elf Spiele absolvierten, und über die Quotientenregelung in die Aufstiegsrunde einzog, sahen viele kritisch. Jung: „Wir alle hätten bevorzugt, dass der sportliche und nicht der rechnerische Wege die Entscheidungen herbeiführt.“

„Das Wort chaotisch bezeichnet den Saisonverlauf wohl am besten“, resümiert Johannes Schuster, der Holzheims Reserve in die Bezirksoberliga führte. „Wir wussten nie, ob der Gegner absagt. Gerade in der Aufstiegsrunde war die Situation grenzwertig“, kritisiert er die offenbar überschaubare Spielmoral der Mannschaften, für die es um nichts mehr ging. Unter anderem schenkten Eintracht Frankfurt und die TSG Eddersheim II die letzten beiden Saisonspiele kampflos ab. Die TSG habe gegenüber dem Holzheimer Trainer bereits nach dem Hinspiel angekündigt, zum zweiten Vergleich nicht mehr nach Diez kommen zu wollen. „Das ist sehr schade für unsere Mannschaft, weil wir gerne den Aufstieg vor unseren Zuschauern gefeiert hätten. Den Jungs wurde somit etwas genommen“, bedauert Schuster. Er hofft, dass solche Fälle nicht zur Regel werden und fordert den Verband auf, den abschenkenden Vereine drastischere Strafen aufzuerlegen, sie richtig zur Kasse zu bitten. „Man muss auch sehen, dass dem Heimverein somit ordentliche Einnahmen entgehen. Wir hätten am letzten Spieltag mit Sicherheit eine gute Kulisse gehabt.“

Kurz hinter der rheinland-pfälzisch/hessischen Landesgrenze hat ein weiterer Verein den Aufstieg gefeiert. Die HSG Eschhofen/Steeden schaffte den Sprung in die Bezirksliga A. Dort trägt der ehemalige Holzheimer Christian Weiner die sportliche Verantwortung, und auch bei ihm ist die Aufstiegsfreude erheblich getrübt: „Die Verantwortlichen des Verbandes und des Bezirks müssen einige Bestimmungen und Entscheidungen überdenken. Ich verstehe nicht, warum die Saison so spät begann, und warum wir diese Aufstiegsrunde noch brauchten. Die Spieler haben eine Saison bis Mitte Juni gespielt, waren an der Belastungsgrenze, und jetzt haben sie gerade einmal vier Wochen frei, ehe das Training wieder beginnen muss. Das ist gefährlich für unseren Sport. Es besteht die Gefahr einer Überfrachtung. Und hinzu kommt, dass solche Warnungen nicht erhört werden, wenn sie von kleinen Vereinen kommen.“

Für die Saison 2022/23 sieht der HHV derzeit eine Rückkehr zur Normalität vor. Es soll keine Unterteilung der Spielklassen in jeweils zwei Staffeln geben, Mitte September soll die Runde beginnen.

Von René Weiss