Hermi Häring lässt seine Liebe zum Handball Revue passieren - Deutscher B-Jugendmeister, DHB-Pokalsieger und als Trainer in die 2. Liga aufgestiegen
Musikliebhaber, Heimatmensch und Handballikone – Hermi Häring lässt seine Liebe zum Handball Revue passieren
Auf seine Spielerkarriere ließ der aktuelle Trainer der HSV Rhein-Nette, seit 2018 ist er dort verantwortlich, eine Funktionärslaufbahn folgen.
Andreas Walz

Koblenz. Hermann-Josef Häring ist Handballer durch und durch. Der gebürtige Kärlicher konnte aus seiner großen Leidenschaft Handball längst seinen Beruf machen. Er ist Geschäftsführer des Handballverbandes Rheinland. Als Spieler wurde er Deutscher B-Jugendmeister und gewann während seiner zweijährigen Bundesligazeit den DHB-Pokal. Doch seine Heimatverbundenheit verhinderte eine steilere Karriere und zog ihn in den Amateurhandball zurück. Als Trainerneuling stieg er in die 2. Liga auf. Doch was macht der einstige Spieler heute, wie sah seine Funktionärslaufbahn aus und wie steht er zur Saisonunterbrechung?

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Kindheit, berufliche Ausbildung und große Leidenschaften

Hermann-Josef Häring, besser bekannt unter seinem Rufnamen Hermi, erblickte am 20. April 1958 das Licht der Welt. „Hermann-Josef wurde ich hauptsächlich von meinem Vater genannt, wenn ich etwas zu befürchten hatte. Aber eigentlich werde ich nur Hermi genannt“, erzählt der gebürtige Kärlicher. Er machte eine Lehre zum Bauzeichner und Statiker. Darin sah Häring jedoch keine Zukunft, und ohne einen Tag Berufserfahrung zu sammeln, konzentrierte er sich auf die Handballkarriere. Während seinem Intermezzo in der Handball-Bundesliga legte er das Fachabitur in Minden ab. Ein zweites berufliches Standbein baute er sich 1986 nach seinem Wechsel zum TV Vallendar auf: Häring lernte Bürokaufmann beim Sportbund Rheinland in Koblenz.

„Es wäre sicherlich mehr möglich gewesen, aber dafür war ich ein Stück zu weit heimatverbunden. Und wenn man den gewohnten Kirchturm nicht mehr sieht, ist vieles anders.“

Hermann-Josef Häring, der zwei Jahre lang für den Bundesligisten Grün-Weiß Dankersen spielte, dann aber in seine Heimat nach Mülheim-Kärlich zurückkehrte.

Seit dem Jahr 1993, der Handballverband Rheinland (HVR) schrieb die Stelle des Geschäftsführers aus, arbeitet er beim HVR. „Der einstige Vorsitzende des TV Vallendar, Willi Staudt, seinerzeit auch Vorsitzender des Handballverbands, machte mich auf die Stellenausschreibung aufmerksam und gab mir die Möglichkeit, mein Hobby zum Beruf zu machen. Meine sportliche Vita und mein Bekanntheitsgrad war dem Verband damals mehr wert als die teilweise höheren beruflichen Qualifikationen meiner Mitbewerber“, erinnert er sich zurück.

Ein Mann, der die heimische Handballszene aus dem Effeff kennt, arbeitet seit 27 Jahren in seinem Traumjob. „Als Geschäftsführer habe ich die Aufgabe, mich um die Organisation des Verbandes zu kümmern und in diesem Zusammenhang den Haushalt zu bewirtschaften. Ich arbeite sehr eng mit dem Präsidium des HVR zusammen“, berichtet der Vollbluthandballer.

Doch was macht der Handballfachmann in seiner Freizeit? „Ich verbringe am liebsten Zeit mit meiner Familie. Regelmäßig fliege ich mit meiner Lebensgefährtin und den Familien meiner beiden Söhne auf die Insel Mallorca. Vor Ort machen wir dann Familienurlaub in einer Finca“, teilt er mit. „Ich erkunde dann lieber die Gegend, entweder bei einem Tagesausflug oder bei einer kleinen Ausfahrt, gerne mit dem Roller, als dass ich mich zwei Stunden an den Strand lege und mich sonne“, plaudert er aus.

Als Spieler konnte Hermi Häring in der Heimat zahlreiche Titel gewinnen. Zwei Jahre agierte der Rückraumspieler in der Bundesliga und stand dem einstigen Nationaltrainer Heiner Brand gegenüber. Vor allem seine Durchsetzungsstärke verhalf ihm zu einigen schönen Treffern, wie auch in der Partie mit der Rheinlandauswahl gegen Vallendar.
Thomas Frey

Hinzu kommt, dass der Geschäftsführer des HVR gerne Kurztrips macht. „Vor nicht allzu langer Zeit stand eine Reise nach Porto an. Ich war bei einem ehemaligen Mitspieler zu Besuch. Es ist einfach schön, mit einstigen Weggefährten regelmäßig zu reden oder sich persönlich zu treffen“, führt er aus. Aber auch Handballreisen zu kontinentalen Wettbewerben erfüllen den Familienmensch. „Bei der Weltmeisterschaft 2007 in Deutschland verfolgte ich mit Weggefährten die Partien der deutschen Mannschaft. Zu einigen Spielern, aber auch zu Trainer Heiner Brand, den ich noch aus meiner Bundesligazeit kenne, habe ich noch heute ein freundschaftliches Verhältnis.“

Ein weiteres großes Hobby des 62-Jährigen: Musik hören. „Nach einem langen Arbeitstag relaxe ich gerne mal eine Runde, und dabei gibt es nichts Schöneres, als Musik zu hören. Entweder mit Kopfhörern oder ruhig mal lauter, wenn das Haus leer ist“, scherzt er. Die Musik aus den 60er- und 70er-Jahren, insbesondere die Beatles und die Rolling Stones haben den Musikgeschmack des zweifachen Vaters geprägt. „Ansonsten höre ich querbeet durch die unterschiedlichen Musikrichtungen. Vor allem beim Autofahren höre ich gerne meine selbst zusammengestellte Playlist. Schlager und ein wenig Techno dürfen nicht fehlen“, erzählt der Familienmensch.

In seiner Kindheit und als Heranwachsender ging Häring noch einer zweiten sportlichen Leidenschaft, dem Fußballspielen, nach. „Talent für Fußball hatte ich, da ich mit meinen Schulfreunden immer in den Pausen gekickt habe“, erläutert er. Hermi Häring erinnert sich an eine Anekdote zurück: „In der Sommerpause spielte ich mit der Männermannschaft des FC 1968 Kärlich im Pokalviertelfinale als C-Ligist gegen den TuS Neuendorf. Wir unterlagen zwar mit 2:4 Toren, jedoch konnte ich meine Kopfballstärke als Mittelstürmer unter Beweis stellen. Fortan bekam ich einige Angebote von Fußballvereinen, auch von der Turn- und Spielvereinigung. Hätte ich zu der Zeit nicht bereits bei Grün-Weiß Dankersen unterschrieben, wäre ich möglicherweise Fußballprofi geworden.“

Erste Erfahrungen im Trainergeschäft sammelte der Geschäftsführer des Handballverbands Rheinland Ende der 90er-Jahre bei der HSG Mülheim-Kärlich/Bassenheim.
Thomas Frey

Anfänge der Spielerkarriere und zwei Jahre Bundesliga

Das erste Mal einen Handball hielt Hermi Häring im Alter von sieben Jahren in der Hand. „Peter Reif, ein guter Spieler aus meinem Heimatverein, dem TV 08 Kärlich, und praktisch mein Entdecker, setzte es sich zum Ziel, die Jugendmannschaften am Leben zu halten. Eines Tages lag im Briefkasten meiner Eltern ein Wurfzettel mit der Einladung zu einem Schnuppertraining. Gemeinsam mit meinen Freunden absolvierte ich diese Einheit“, erinnert sich Häring zurück. 1966 trat er im Alter von acht Jahren der D-Jugend des TV 08 bei und blieb die ganze Jugendzeit über. „Wir hatten eine tolle Mannschaft, die über Jahre hinweg der Rheinlandauswahl entsprach und folglich einen Bezirks- sowie Rheinlandtitel nach dem nächsten gewann“, betont Häring.

Doch wie gelang es dem auf den Positionen Rückraum links und Rückraum Mitte eingesetzten Rechtshänder, gar Deutscher B-Jugendmeister und A-Jugendvizemeister zu werden? Er erläutert: „Damals gab es noch keine Leistungs-, sondern nur Altersklassen. Die Mannschaften waren in sogenannte Bezirke eingeteilt, deren Sieger den Rheinlandmeister ausspielten. Dieser trat dann in einem Turnier gegen die Meister aus den Regionen Mittelrhein, Niederrhein und Westfalen an, um den Westdeutschen Meister auszuspielen. Dieser wiederum trat dann bei einem zweitägigen Turnier gegen den Meister des Südens, Südwestens und Nordens sowie gegen den Vertreter aus Berlin an. Die Siegermannschaft durfte sich Deutscher Jugendmeister nennen.“

1974 wurde Häring mit der Kärlicher B-Jugend Deutscher Meister. Im Jahr darauf wurde der Rechtshänder mit der A-Jugend des Turnvereins Vizemeister. An die sehr erfolgreiche Jugendzeit hing der Spielmacher eine Oberligasaison bei den Männern dran. Auf Anhieb sprang der dritte Tabellenrang raus.

„Hätte ich zu der Zeit nicht bereits bei Grün-Weiß Dankersen unterschrieben, wäre ich möglicherweise Fußballprofi geworden.“

Hermann-Josef Häring erinnert sich an ein Fußballspiel seines Heimatvereins gegen TuS Neuendorf.

„In dieser Zeit stand ich natürlich schon bei einigen Talentspähern auf dem Zettel“, schildert der spielstarke Handballer. Als persönliche Stärken zählt der 62-Jährige, der von 1978 bis 1980 für den Bundesligisten Grün-Weiß Dankersen auf Torejagd ging und 1979 den DHB-Pokal gewann, folgende auf: „Spielmachertyp, eine Art Verschmelzung der heutigen Spieler Andy Schmid von den Rhein-Neckar Löwen und Nikola Karabatic von Paris Saint-Germain HB, Antizipation, Durchsetzungsvermögen in Eins-gegen-eins-Situationen sowie das blinde Verständnis mit dem Kreisläufer.“ Als Rechtshänder und einer Dynamik von 1,94 Metern Körperlänge und einem 100 Kilogramm schweren, durchtrainierten Körper, zeichnete sich Häring als guter und facettenreicher Schütze aus, der zusätzlich das nötige Gespür für das Siebenmeterwerfen mitbrachte. „In der Abwehr wurde ich auf der Halbposition eingesetzt, weil ich von dort die Tempogegenstöße einleiten konnte“, formuliert der Mann, der in der B- und A-Jugend im Schnitt zehn Treffer pro Spiel erzielte und deshalb mit 20 Einsätzen in den Jugend- und Juniorennationalteams belohnt wurde.

Nach dem zweijährigen Abstecher in die Handball-Bundesliga entschied sich Häring trotz zahlreicher Angebote, unter anderem war er 1981 bei TuSEM Essen gemeinsam mit dem heutigen Nationaltrainer Alfred Gislason beim Probetraining, für eine Rückkehr in die Heimat. „Es wäre sicherlich mehr möglich gewesen, aber dafür war ich ein Stück zu weit heimatverbunden. Und wenn man den gewohnten Kirchturm nicht mehr sieht, ist vieles anders“, sagt der Mann, der gerne noch einmal mit seinen einstigen Stärken gegen die Stars von heute spielen würde.

Rückkehr des Rückraumspielers in die Heimat als Spieler und Trainer

Ab der Saison 1980/81 spielte Häring vier Jahre bei der HSG Mülheim-Kärlich in der Regionalliga. Darauf folgte ein einjähriges Intermezzo beim klassentieferen Verein Olympia Bonn. 1987 erfolgte der Schritt zum TV Vallendar, dem Häring für acht Spielzeiten treu blieb. „Es war die schönste Zeit meiner Karriere, auch vom Team her. Unter Trainer Wolfgang Reckenthäler konnte ich viel lernen, auch für meine persönliche Trainerlaufbahn. Wir spielten in der Regionalliga und scheiterten einmal an den Aufstiegsspielen in die 2. Bundesliga.“

Nach einem Intermezzo in Trier kehrte er in die Heimat zurück und trainierte, wie hier 2006 gemeinsam mit Co-Trainer Harry Traubenkraut, in Mülheim.
Wolfgang Heil

Der HSG Mülheim-Kärlich/Bassenheim gelang es in der Runde 1995/96, den verlorenen Sohn für das Projekt „2. Bundesliga bis 2000“ zu gewinnen. Zuerst als Spieler, in der Folgesaison als Spielertrainer und 1997/98 gelang der HSG mit Trainer Häring der Aufstieg. Allerdings entschied er sich aus zeitlichen Gründen zum Aufhören. „In der Folge sprang ich immer mal wieder als Übergangscoach ein oder attestierte Heino Kirchhoff, da ich die Mannschaft und das Umfeld kannte“, sagt der Familienvater.

Nach einem Intermezzo bei der HSG Biewer/Pfalzel schlug der Rheinländer seine Zelte wieder in der Heimat auf. Erst als Trainer der Männer in der Regionalliga, dann baute Häring beim TV Mülheim ab 2007 eine Jugendmannschaft auf, die sich in der Saison 2011/12 in der A-Junioren-Bundesliga messen konnte. 2015 beendete Häring seine Karriere als Jugendtrainer und pausierte aufgrund einer Herzoperation. „Da ich ohne den Handballsport aber nicht kann und es wieder in den Fingerspitzen juckte, trainierte ich die Männermannschaft von Grün-Weiß Mendig.“ Seit 2018 ist der einstige Rückraumspieler Trainer der HSV Rhein-Nette in der Rheinlandliga. „Der Handball hält mich jung. Für viele Spieler bin ich ein väterlicher Freund, da ich genau weiß, wie du Jungs ticken“, gibt er zu Protokoll.

Auf seine Spielerkarriere ließ der aktuelle Trainer der HSV Rhein-Nette, seit 2018 ist er dort verantwortlich, eine Funktionärslaufbahn folgen.
Andreas Walz

„Ich habe gelernt, was es heißt, für seine Kameraden da zu sein“

„Der Handballsport gab mir sehr viel, denn meine Lebensphilosophie hängt eng mit dem Handball zusammen. Durch den Handball habe ich gelernt, positiv zu denken und dass man immer im Hier und Jetzt leben muss“, erzählt er. „Durch den Handball konnte ich mir ein riesiges Netzwerk aneignen und viele Freundschaften bilden. Des Weiteren ist durch den Sport mein soziales Empfinden gewachsen, da ich lernte, was es heißt, für seine Kameraden da zu sein“, führt er fort.

Aber natürlich möchte Hermi Häring auch alle seine Erfahrungen weitergeben. Hinzu kommen sportliche Momente und seine drei persönlichen Highlights: das Erringen der Deutschen Meisterschaft als B-Jugendlicher mit dem TV 08 Kärlich, der Gewinn des DHB-Pokals 1979 sowie der Aufstieg in die 2. Bundesliga 1997/98 als Trainer mit der HSG Mülheim-Kärlich/Bassenheim.

Von unserem Reporter

Maurice Brüseke