Trampolinturnen – Steffen Eislöffel ist eine Autoritätsperson. Auf ihren Trainer hören die Trampolinturner des MTV Bad Kreuznach, sie vertrauen ihm blind. Da verwundert es auch nicht, dass Anna Dogonadze und Co bei den deutschen Mannschaftsmeisterschaften in Cottbus die Vorgaben des Übungsleiters detailgenau umgesetzt haben. Einen Titel und eine weitere Medaille wollte Eislöffel, einen Titel und eine Bronzemedaille bekam der Coach. Das Frauen-Team des MTV wurde Deutscher Meister, die Männer belegten Rang drei.
Zugegeben, eine große Überraschung war der Sieg des MTV-Quartetts nicht. Schon bei der EM und bei der WM hatten die Bad Kreuznacherinnen den Großteil des deutschen Nationalteams gestellt. So setzte sich in Anna Dogonadze, Jessica Simon, Alexandra Kohler und Sarah Eckes der Favorit durch. Es war der vierte DM-Titel für die MTV-Frauen in Folge.
Eislöffel hatte dabei bewährte Taktik vorgegeben, die Schwierigkeit runterzufahren und sicher zu turnen. „Das war die richtige Entscheidung“, befand MTV-Abteilungsleiterin Tilly Grusdat. Mit 104,7 Punkten verwies der MTV im Finale die TGJ Salzgitter (100,5) und den TV Weingarten (95,0) auf die Plätze. Im gesamten Wettkampf – dabei wurden auch die Pflicht und die erste Kür, die zur Final-Qualifikation dienten, mitgerechnet – war Anna Dogonadze die beste Turnerin. Sie erhielt 102,4 Punkte. „Anna ist geschwebt wie eine Feder, hat eine leichtere, aber dafür sehr schöne Übung geturnt“, lobte Tilly Grusdat den Final-Auftritt des MTV-Aushängeschilds.
Neben der Olympiasiegerin von 2004 stand in Cottbus eine andere MTV-Turnerin im Mittelpunkt des Interesses: Jessica Simon, die ihr Comeback nach dem Handbruch bei der deutschen Einzel-Meisterschaft feierte. „Jeder hat nach ihr geschaut. Zumal ja alle wissen, dass sie mehr turnen kann. Deshalb war sie auch sehr angespannt“, berichtete Tilly Grusdat. Doch auch hier fand Eislöffel die richtigen Worte und den passenden Wiedereinstieg. Beide Kürübungen turnte Jessica Simon sauber und absolut sicher. „Sie war beruhigt und glücklich, dass alles gut gegangen ist, richtig erleichtert. Da sind dann auch die Tränen der Erleichterung geflossen“, erzählte Tilly Grusdat. Mit 93,4 Punkten kam Simon auf mehr Punkte als ihre Teamkolleginnen Alexandra Kohler (93,3) und Sarah Eckes (91,4) – eine insgesamt sehr konstante Mannschaftsleistung, die den Titel bescherte.
Bei den Männern wusste Martin Gromowski zu überzeugen. Für seinen extrem eleganten Final-Vortrag erhielt er von einem Wertungsrichter sogar die auf diesem Niveau seltene Note 9,8. Gromowski kam mit seinem ebenfalls abgespeckten Programm auf 38,3 Final- und 103,7 Gesamtpunkte. Kyrylo Sonn erreichte 95,5 Punkte, Niklas Kühner 90,7. Probleme hatte Peter Drozdik. Er musste die Pflicht abbrechen und berührte auch in der ersten Kür die Matte. „Danach hat Steffen ihm ins Gewissen geredet. Peter hat sein Programm dann deutlich runtergefahren“, erläuterte Tilly Grusdat. Drozdik beendete die zweite Kür mit 30,9 Punkten und war damit am Gewinn der Bronzemedaille beteiligt. Im Finaldurchgang holte der MTV 107,9 Punkte. Silber war in Reichweite. Die Frankfurt Flyers hatten mit 108,3 Punkten lediglich vier Zehntel mehr auf ihrem Konto. Deutscher Meister wurde wie erwartet die mit drei WM-Fahrern angetretene TGJ Salzgitter.
In der mit 18 Teams stärksten Klasse, bei den Schülerinnen, erreichte der Bad Kreuznacher Nachwuchs das Finale der besten fünf und wurde mit 83,9 Punkten Fünfter. Der DM-Titel ging an Ikarus Münster (91,8). „Damit war Nachwuchstrainer Heiko Berger zufrieden“, sagte Tilly Grusdat. In der Pflicht hatten die Mädchen den besten Wert aller Teams geturnt. Das zeigt, welches Potenzial sie haben. Das zweite MTV-Team kam auf Rang 16. Olaf Paare