Mainz
MRZ-Kommentar: Joachim Knapp zu Lars Reichow und Thilo Sarrazin

Mainz - Mit Thilo Sarrazin würde ich mich nicht schmücken, auch nicht als Fastnachtsgarde. Der Mann steht gewiss nicht für Frohsinn, nicht für Humor, nicht für Toleranz. Der Mann provoziert und spaltet, mit Absicht und mit Genuss.

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Mainz – Mit Thilo Sarrazin würde ich mich nicht schmücken, auch nicht als Fastnachtsgarde. Der Mann steht gewiss nicht für Frohsinn, nicht für Humor, nicht für Toleranz.

Der Mann provoziert und spaltet, mit Absicht und mit Genuss. Gewiss wird er lieber beschimpft als übersehen. So Leute gibt es in vielen Vereinen. Man kann sie ja nicht einfach rausschmeißen, aber neben denen ist oft ein Platz frei. Von so einem Menschen gelobt zu werden, hat mehr als einen faden Beigeschmack. Um sich auf so eine „Laudatio“ auch noch zu freuen, muss man ansonsten schon einen sehr harten Alltag haben.

Die Reaktion von Lars Reichow ist eine satte Enttäuschung – für mich zumindest. Vielleicht ist es mein falsches Bild von Kabarettisten und deren Rolle in der Gesellschaft, das mich in die Irre geführt hat. Menschen, die aus Klischees, Vor- und Pauschalurteilen ihren Honig saugen, sollten einem Kabarettisten eigentlich zuwider sein – habe ich gedacht. Sarrazin, so formuliert es Reichow selbst, teilt Menschen „in gewinnbringende oder verlustreiche Gruppierungen“ ein. So etwas schlicht eine „ungeschickte Methode“ zu nennen, ist eines Wortkünstlers eher unwürdig.

Letztlich muss man Generalfeldmarschall Johannes Gerster allerdings auch fragen, warum er den ausgesprochen integrationsunwilligen Sarrazin überhaupt eingeladen und damit eine neuerliche Diskussion über dessen Muslim-Gen-Thesen wieder angestoßen hat.

Ach übrigens: Anthropologen der Mainzer Uni haben gerade herausgefunden, dass die ersten Bauern Mitteleuropas in der Steinzeit aus dem Nahen Osten zugezogen sind. Welch eine Erblast ...