Lauterecken. Nichts sei für den Sammler grässlicher, als eine perfekte Motorsäge. „In meinem Museum müssen die Maschinen alt aussehen. Als ob man gerade mit ihnen aus dem Wald kommt. Man muss die Patina sehen!“, schärmte der Gründer des ersten offiziellen Motorsägenmuseums in Deutschland, Mathias Lukas (54).
Im zarten Alter von 53 Jahren gründete er im Juli 2009 sein Museum, nachdem seine Sammelleidenschaft ebenfalls nur drei Jahre davor begann: „Ich mache ja schon seit 30 Jahren Holz; aber die erste richtig alte Säge hab ich mir 2006 bei Bad Kreuznach besorgt. Ich konnte gar nicht glauben, auf was für Ideen die früher kamen, es war ein nicht nur sprichwörtlich scharfes Gerät.“ Ein Inserat folgte, und bald darauf standen 30 alte Motorsägen im heimischen Wohnzimmer, weil der Keller schon voll war. „Bei meiner Frau Christine dauerte es etwas mit der Begeisterung, aber inzwischen zieht sie voll mit“, berichtete Lukas dankbar.
ein Autotacho wuchs um mehr als 100.000 Kilometer, weil er ständig unterwegs war, um neue Geräte abzuholen. Der Fachmann sagt: „Je älter, desto lieber. Je seltener, desto besser. Inzwischen erwerbe ich nur noch Sägen, die vor den 60er Jahren gebaut wurden.“
Enorm wichtig sei es für den Sammler, dass jede Maschine voll funktionstüchtig ist. Somit nehme die Suche nach passenden Ersatzteilen viel Zeit in Anspruch.
Das Tüfteln übernehme er dann aber selbst: Als gelernter Werkzeugmacher und Chef der Metallwerkstatt an der Berufsbildenden Schule Kaiserslautern hat der Berufsschullehrer mannigfaltige Kenntnisse und Möglichkeiten.
Moderne Motorsägen – richtig öde im Vergleich zu den historischen
Moderne Motorsägen seien richtig öde im Vergleich zu den historischen: „Das ist so wie mit den modernen Autos – irgendwie sehen alle gleich aus“, kritisierte Lukas, dem allerdings die potentielle Gefährlichkeit der historischen Teile durchaus bewusst ist, und keine davon jemals selbst benutzen würde: „Von den alten Maschinen hat keine eine Kettenbremse. Wenn so eine hochschlägt, hat man keine Chance. Es ist schon sinnvoll, ,dass sie nicht mehr erlaubt sind.“ Das Gewicht vieler Großsägen von bis zu 85 Kilo und die damit verbundene Plackerei im Wald nötigt ihm großen Respekt ab.
„Motorsägen sind besser als Aktien. Sie steigen ständig im Wert“, sagte Motorsägen-Museumsgründer Mathias Lukas.
Seit April 2007 kümmerte sich Mathias Lukas den Umbau der Räumlichkeiten seiner alten, leer stehenden Familienschreinerei, zum ersten offiziellen Motorsägenmuseum Deutschlands. Wie so häufig, stand auch hier eine Schnapsidee eines Kumpels am Anfang. Gepackt von der Idee, investierte Lukas abertausende Stunden Eigenleistung in die Schreinerei und verwandelte sie in eine liebe- und kunstvoll gestaltete Ausstellung. Ein uralter Heuwagen, Sand-Fenstergewände, gemauerte Präsentationssäulen, eine historische Wagnerei-Werkstatt und die ideale Ausleuchtung lassen die Motorsägen perfekt zur Geltung kommen. Wie die älteste benzinbetriebene Kettensäge der Welt aus dem Jahr 1917, eigens entwickelt fürs deutsche Militär.
Oder die Klettersäge zum Entasten, die in Zeiten vor dem Harvester eigenständig bis zu 16 Meter hoch kletterte. Oder eine pressluftbetriebene Maschine, die keiner außer Lukas haben wollte. Von der Diesel-Motorsäge aus Schweden ganz zu schweigen. Ein Modell hat gar Wankel-Antrieb.
Dank Ebay in der ganzen Welt als Sammler unterwegs
In der ganzen Welt hält der Lauterecker Sammler seine Augen offen – Ebay macht’s möglich. In Deutschland wisse er von rund 20 Motorsägensammlern. Alle stünden in regem Kontakt, und vielleicht wird das Internationale Sammlertreffen 2012 in Lauterecken stattfinden, hofft der Museumsgründer.
Bis dahin will er seine Ausstellung um mindestens einen weiteren Raum erweitern: Der alte Schuppen hinter der Schreinerei soll Heimat von vielen der 60 Maschinen werden, die aktuell in seinem Lager stehen. Viel arbeit wartet also noch auf Mathias Lukas, der sich kein schöneres Hobby als Kettensägen vorstellen kann.
Von unserem Mitarbeiter Martin Köhler