Hugo Schmitz ist kein Romanheld, ihn hat es tatsächlich gegeben und er dürfte noch vielen Menschen in der Region im Gedächtnis sein. In einer Garage der Burgbrohler Rhodius-Quellen begann seine Karriere, dort baute er 1946 sein erstes Motorrad zusammen. Beim spektakulären Rennen „Quer durch Neuwied“ 1948 holte er seinen ersten Sieg, deutschlandweit setzte er diese Serie fort. In Mayen war er 1949 mit seiner Erfolgsmaschine der viel bewunderte Star einer Großveranstaltung für die Jugend.
Die Biografie „Hugo“ ist nicht nur ein Rückblick in die glorreiche Ära des deutschen Motorradrennsports der frühen Trümmerjahre nach 1945, verbunden mit vielen bekannten Namen und interessanten Persönlichkeiten. Der Autor Wilfried Dieterichs dokumentiert auch eine verhängnisvolle Jagd nach Orden, Ehrenzeichen und Medaillen.
Die Geschichte beginnt in den frühen Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts mit einer turbulenten Jugend in unruhigen Zeiten der Weimarer Republik und den verführerischen Perspektiven er Hitler-Diktatur. Verlockungen von Ehre, Ruhm und Heldentum führen durch die finstersten Kriegsjahre, die Schmitz unter anderem in der berüchtigten SS-Totenkopfdivision mit wenigen Kameraden überstand und schließlich in amerikanischer Gefangenschaft geläutert abgeschlossen hat.
Es geht aber auch um einen Mann mit bemerkenswerter Nachkriegskarriere, der seine erste Maschine im Eigenbau konstruierte, damit bereits wenige Monate später ganz große Erfolge hatte. Schmitz war ein Draufgänger, der sogar die Frauen in Scharen an die Pisten lockte. Seit 1948 gehörte der damals 27-Jährige zur „ersten Liga“ der Motorrad-Asse. Es war die Zeit, als solche Rennen zum populärsten Volkssport wurden, die dröhnenden Maschinen ein breites Publikum faszinierten, damit die höchsten Zuschauerzahlen erreichten – und von Fußball bis zur Weltmeisterschaft 1954 nur noch am Rande die Rede war.
Als Test- und Vertragsfahrer für die Firma Horex holte Hugo Schmitz viele Siege. Damit schuf er auch die Basis für ein eigenes erfolgreiches Unternehmen mit Werkstätten, Tankstelle, Fahrschulen und namhaften Werksvertretungen. Seine Horex-Generalvertretung in Bad Ems war eine Anlaufstelle für Biker aus ganz Europa. Aber er war auch ein eigenwilliger Paradiesvogel, der seine Tankstellenkunden das ganze Jahr über mit Texaner-Hut, Baumwollhemd und Cowboystiefeln begrüßte. „Er war ein großes Kind“, sagen Freunde und Mitarbeiter, die sich an viele Beispiele erinnern können.
Es entstand eine Lebensgeschichte, die schließlich in der selbst gewählten Einsamkeit einer nordspanischen Küstenregion tragisch endet. Eine spannende Biografie mit zeitgeschichtlich begleitenden Ereignissen im Umfeld des Protagonisten. red
Das Buch (244 Seiten, illustriert) erscheint Ende des Monats im Rhein-Mosel-Verlag Zell (Mosel) und kostet 14.90 Euro.