Waren die Footballer bisher ein Bestandteil des TuS Treis-Karden, haben sie sich nun von ihrem Stammverein gelöst – und sind nun ein eigenständiger eingetragener Verein. Präsident Sebastian Bach benennt im Interview die Gründe für diesen Schritt, spricht über die Entwicklung seiner Tigers und wagt einen Ausblick in die Zukunft, wenn die Corona-Lage auch das American-Football-Spielen wieder ermöglicht.
Herr Bach, seit einem Monat ist der American Football Club Mosel Valley Tigers ein eigener Verein, sie firmieren nicht mehr unter dem Dach des TuS Treis-Karden. Warum sind Sie und Ihre Mitstreiter diesen Weg nach vier Jahren gegangen?
Zuerst muss man sagen, dass wir ohne den TuS Treis-Karden nicht da wären, wo wir heute sind. Wir empfinden tiefe Dankbarkeit gegenüber den Mitgliedern, den Abteilungsleitern und dem Vorstand, die uns immer unterstützt haben, sogar uns bei unserer Entscheidung unterstützt haben, den Verein zu verlassen. Der Hauptgrund für uns war es, dass sich Mitglieder nicht mehr so recht mit dem TuS in Treis-Karden identifizieren konnten. Wir sind in Leienkaul heimisch geworden, die Entfernung zu Treis war gegeben. Zentral um unsere Wirkungsstätte des Leienkauler Sportplatzes hat sich das Team aufgebaut. Für die Gemeinde Leienkaul sind wir ein Bestandteil in der Vereinsgemeinschaft – was man beim Leienkauler Weihnachtsmarkt gesehen hat. Doch auch wenn wir in Leienkaul voll integriert gewesen sind, war unsere Lobby in der Eifel klein, wir waren ja ein „Treiser“ Verein. Wir erhoffen uns durch die Eigenständigkeit, das Team weiter bringen zu können und mehr Chancen auf höhere Akzeptanz und Mitsprache in der regionalen Sportwelt um Kaisersesch. Wir haben lange das Für und Wider diskutiert, in einem solchen Mutterverein wie dem TuS Treis-Karden zu sein, und haben uns dann dazu entschlossen, den Schritt in die Eigenständigkeit zu wagen.
Wie ist Ihr Verein jetzt aufgestellt? Wie sieht der Vorstand aus, wie viele Mitglieder haben Sie?
Wir haben zurzeit 70 aktive Spieler, 12 Jugendspieler von der U13 bis zur U19, 6 Trainer und kommen mit ehrenamtlichen Mitgliedern auf 100 Mitglieder. Den geschäftsführenden Vorstand bilden ich als Präsident, Vizepräsident Markus Kettner und Schatzmeister Sascha Gadomski. Zum erweiternden Vorstand gehören Jugendwart Torsten Stein, Datenschutzbeauftragter Nico Dietz, Social-Media-Beauftragter Robert Pelzer, Teammanagerin Christina Horst, Schriftführer Robin Stenzel, Zeugwart Stefan Wißmann und Beisitzer Patrick Peters. Dabei ist auch ein Teamarzt mit Björn Andreß aus Andernach. Wir haben mit Hetpix-Photodesign zudem einen eigenen Team-Fotografen.
In den vier Jahren ist viel passiert bei den Mosel Valley Tigers. Haben Sie mit so einer Entwicklung gerechnet?
Gerechnet haben wir damit nicht, aber natürlich haben wir gehofft, dass es so kommt. Das Team wuchs jede Saison, wir erregten Aufmerksamkeit, auch nach dem Aufstieg 2018. Spieler aus anderen Klubs kommen beispielsweise aus Trier, Koblenz oder Idar-Oberstein zweimal die Woche, um bei uns zu spielen, weil ihnen unser Konzept gefällt. Coaches bewerben sich, um bei uns trainieren zu können, das ist schon sehr gut. Das grandiose Feeling bei den Heimspielen mit so vielen Zuschauern, das ist schon etwas ganz Besonderes. Das hätte ich mir nicht vorstellen können 2016 und bin stolz, dass wir das erreicht haben. Zurzeit haben wir eine Herrenmannschaft im Spielbetrieb, eine Flagfootball-Einsteigermannschaft mit den Juniors von U13 bis U19, fünf ausgebildete Schiedsrichter, vier lizenzierte Trainer und ein funktionierendes Organisationsteam. Coaches aus Texas kommen jedes Jahr, um mit dem Team zu trainieren. Das alles macht mich sehr stolz, dass wir das erreicht haben.
Wegen Corona konnten Sie in diesem Jahr kein Spiel bestreiten. Wie haben Sie diese Zeit erlebt und überbrückt?
Besonders getroffen hat uns die Absage natürlich sechs Wochen vor dem Saisonstart im Frühjahr. Wir waren bereit, haben Sachen und Abläufe optimiert, neue Spieler für uns gewonnen, da wollten wir schon wissen, wie die Tigers 2020 performen. Gott sei Dank hatten alle für die Situation Verständnis. Bewusst waren wir eine der ersten Mannschaften, die sich gegen eine Saison ausgesprochen haben. Wir haben unsere schon stehenden Termine bewusst im Kalender belassen und uns an den Spieltagen an die letzte Saison und deren Erfolge erinnert. Wir haben uns ein Videochat-Portal angeschafft und Online-Trainingseinheiten abgehalten, viel theoretische und taktische Sachen besprochen, aber auch mal einfach nur Zeit verbracht. Diejenigen, die unsere Social-Media-Kanäle verfolgen, haben gemerkt, dass wir dort aktiver geworden sind. Im Sommer haben wir die kurze Zeit genutzt, und coronakonform trainiert – wohl wissend aber, dass wir kein Spiel bestreiten können. Ein Highlight war auch das gemeinsame Training mit den Fußballern des SSV Ellenz-Poltersdorf.
Wie lautet Ihre Prognose: Wann können Sie den Spielbetrieb und das Training wieder aufnehmen? Wie lauten die sportlichen Ziele in der Zukunft?
Wie und wann wir wieder auf dem Platz stehen werden, ist zurzeit noch ungewiss. Die Lizenzanträge für 2021 sind gestellt. Ob und wie es einen Spielbetrieb geben kann, ist noch unklar, das wird uns die Zeit zeigen. Jedoch müssen wir da zum Wohle anderer an einem Strang ziehen und vernünftig agieren. Wir wollen uns schließlich irgendwann alle gesund auf und neben dem Feld wiedersehen. Sportlich gesehen wollen wir das Team weiter ausbauen und langfristig in der Oberliga etablieren. Oberste Priorität hat zurzeit die Nachwuchsförderung mit den Juniors, damit wir unsere Spieler früh gut ausbilden können.
Das Gespräch führte unser Redakteur Michael Bongard