Mainz – Stillstand an der Mogat-Front? Nach den Aufregungen um einen potenziellen Standort im oder am Hechtsheimer Gewerbegebiets vor gut einem Jahr herrscht Funkstille. Der Manzer Traditionsbetrieb und bislang auf der Ingelheimer Aue ansässige Hersteller von Bitumenbahnen und Dachabdichtungssystemen war ins Schlaglicht der Öffentlichkeit geraten, weil er umziehen soll. Das Werk ist den Plänen der Stadt Mainz im Weg, den Containerhafen zu verlagern. Der muss seinerseits der geplanten Wohnbebauung am Zollhafen weichen.
Zuletzt hatte die Verwaltung Ende Juni auf eine CDU-Anfrage im Stadtrat mitgeteilt, dass eine Entscheidung zu einem künftigen Standort noch nicht gefallen sei. Verschiedene Verlagerungsmöglichkeiten würden hinsichtlich Baurecht, Umweltverträglichkeit, Grundstücksverfügbarkeit und Verkehrserschließung geprüft: „Abschließende Bewertungen sind noch nicht erstellt“, hieß es. Und daran hat sich bis dato noch nichts geändert.
In Hechtsheim hatte sich Widerstand in Form der „Bürgerinitiative für ein industriefreies Hechtsheim“ gegen die Ansiedlung formiert. Man fürchtete Geruchsbelästigungen durch die Bitumenverarbeitung. Auch Ebersheim, Nieder-Olm, Klein-Winternheim und Marienborn schlossen sich schnell dem „Nein, nicht bei uns“ der Hechtsheimer an.
Dann war vorübergehend das ehemalige Steinbruchgelände in Weisenau im Gespräch. Dabei waren sich alle einig, dass man nichts gegen die traditionsreichen Mogat-Werke habe und sie unbedingt in Mainz halten wolle. „Wir haben keine Eile. An uns soll es nicht liegen“, sagt Mogat-Geschäftsführer Ulrich Böving.
„Wir bekommen ein Grundstück auf dem Tablett serviert.“ Im Übrigen laufe die Produktion hervorragend und man fühle sich wohl am angestammten Standort. „Wir tun der Stadt Mainz einen Gefallen. Wie sie das umsetzt, ist ihre Sache“, sagt der Senior-Chef. Nach dem Widerstand der sich in und um den ursprünglich geplanten Standort regte, prüfe die Verwaltung derzeit in aller Ruhe und „völlig vorurteilsfrei“ alle erdenklichen Standorte, so Stadtsprecher Markus Biagioni. „Wir als Verwaltung wollen der Politik eine saubere Entscheidungsgrundlage liefern.“ Und um nicht erneut im Vorfeld Aufruhr und Widerstand zu provozieren, könne und wolle die Verwaltung sich derzeit noch nicht dazu äußern, in welche Standortrichtung sie denkt, überlegt und prüft. Biagioni versichert aber: „Wir sind dran.“
Birgit Zehe-Claus, stellvertretende Hechtsheimer Ortsvorsteherin, bleibt wachsam, auch wenn es ruhig um die Mogat-Frage geworden ist: „Die Gefahr für Hechtsheim ist wohl nicht mehr so groß. Aber uns hat man bislang in keiner Antwort bestätigt, dass Hechtsheim tatsächlich aus dem Rennen ist. Die Standortsuche verläuft sehr schleppend. Wir halten Augen und Ohren offen. Für eine 100-prozentige Entwarnung ist es noch zu früh.“
Jochen Dietz