Mainz – Es ist faszinierend: Nur zwei Mausklicks, und man hat die Geschichte der Niederlande im 16. Jahrhundert und den Konflikt mit Spanien auf dem Bildschirm – und zwar von seriösen Autoren, mit nachprüfbaren Inhalten und neusten Forschungserkenntnissen.
Aber das ist noch nicht alles – beim neuen Programm „Europäische Geschichte Online“ (EGO), das vom Institut für Europäische Geschichte der Universität Mainz entwickelt und in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur vorgestellt wurde, kann man bei der Suche ganz individuell vorgehen. So lässt sich der Fundus an Artikeln, der sich mit 500 Jahren europäischer Geschichte beschäftigt, nach unterschiedlichen Kategorien durchforsten: neben den verschiedenen Jahrhunderten auch nach Themen und geografischen Begriffen, sowie nach Sprache und Medien.
„Durch die intensive Verlinkung, auch mit Audio- und Videodateien, werden die Fakten lebendig dargestellt“, berichtet Irene Dingel, die mit Heinz Duchhardt das Institut für Europäische Geschichte leitet. Etwas Besonderes ist auch die Funktion: „Email an den Autor“, der für Transparenz und Kommunikation mit den Nutzern sorgt. Außerdem sind die einzelnen Artikel in Bibliothekskatalogen aufgelistet, was sie auf wissenschaftlicher Ebene zitierfähig macht – eine gute Nachricht, nicht nur für Studierende. Darüber hinaus kann jeder anonym Texte an das Herausgeberteam schicken, das die Veröffentlichungen prüft. Der Zugang ist kostenlos – wie bei Wikipedia, nur dass bei EGO die Qualität der Beiträge konstant hoch sein soll.
„Das Projekt ist auf Dauer angelegt – die Artikel werden alle zwei Jahre aktualisiert, um den wissenschaftlichen Standard zu sichern“, weiß Dingel. Dabei spielen Austausch und Kooperation mit den Instituten, Museen und Bibliotheken Europas eine wichtige Rolle. EGO, das nach einer Anschubfinanzierung durch das Land Rheinland-Pfalz seit 2009 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird, vernetzt das Wissen über Ländergrenzen hinaus, weshalb die Artikel in Deutsch und Englisch erscheinen. Die Freischaltung auf www.ieg-ego.eu erfolgt in der „heißen Phase“ der Planungen für „Mainz – Stadt der Wissenschaft 2011“, betont Kulturdezernentin Marianne Grosse.
Bei der Wissenschaftsallianz ist natürlich auch das Institut für Europäische Geschichte, das dieses Jahr seinen 60. Geburtstag feiert, mit von der Partie. „Der Start von EGO ist unser schönstes Geburtstagsgeschenk“, freut sich Heinz Duchhardt.
Caroline Eva Gerner