Boxen – Der Weltmeistergürtel des Verbands WBF im Cruisergewicht (91,2 kg) bleibt weiter in der Deichstadt. Am Samstagabend verteidigte Lokalmatador Hizni Altunkaya seinen Titel in der Sporthalle Niederbieber gegen Attila Palko. Nach 2:42 Minuten in der vierten Runde donnerte Hizni, der den Spitznamen „The Warrior“ („Der Krieger“) trägt, den Ungarn vor mehr als 800 Zuschauern mit einem rechten Aufwärtshaken endgültig auf die Bretter.
„Hizni hat schon bis dahin leicht nach Punkten geführt und zwei gute Wirkungstreffer geschlagen. Dann hat er geschickt auf seine Chance gewartet. Er ist weiter auf einem sehr guten Weg. Doch er muss noch souveräner auftreten und mehr Ausstrahlung zeigen“, freute sich Trainerlegende Ulli Wegner über den Sieg des Neuwieders. Wegner hatte am Nachmittag in Neuwied sein Buch „Mein Leben in 13 Runden“ vorgestellt (siehe Seite 11).
Turhan Altunkaya – Veranstalter, Trainer und Bruder des Weltmeisters – war mit Ergebnis, nicht aber mit dem Kampf insgesamt zufrieden: „Hizni wirkte zu Beginn unkonzentriert und hat einige dumme Fehler gemacht, die aber dieses Mal nicht entscheidend vom Gegner genutzt werden konnten. Attila war super motiviert und unheimlich stark. Wichtig ist, dass Hizni aus solchen Kämpfen seine Lehren zieht. Nur so kann er weiter Erfahrung sammeln.“
Jetzt macht der Champion Urlaub
Sehr realistisch schätzte auch der alte und neue Weltmeister selbst seine Leistung beim 21. Sieg im 21. Kampf ein und sprach von seinem bisher schwersten Fight. „Ich bin am Anfang nicht so richtig in den Kampf gekommen. Ich bin froh, dass ich Attila frühzeitig besiegen konnte. Sonst hätte es am Ende vielleicht noch einmal eng werden können. Wir hatten eine sehr gute und harte Vorbereitung. Mit etwas Abstand müssen wir den Kampf analysieren. Jetzt mache ich zuerst einmal Urlaub. Ich bin einfach nur froh, dass ich den Titel verteidigen konnte“, sagte Hizni, bevor er sich zum Ringarzt begab, der einen Cut über dem linken Auge und eine starke Nasenblutung behandeln musste.
Durch diesen Sieg wird sich der Neuwieder auch in der Weltrangliste wieder enorm verbessern können. Doch Wegner warnt vor zu viel Druck und empfiehlt einen behutsamen Aufbau. „Gerade in seiner Gewichtsklasse tummeln sich weltweit die absoluten Granaten. Da ist es momentan unheimlich schwer, ganz nach oben zu kommen. Er ist bei seinem Bruder Turhan in den allerbesten Händen. Er kann Hizni in den nächsten Jahren langsam an die Spitze heranführen. Wichtig ist auch, dass er noch in seinem gewohnten Umfeld bleibt. Man darf nicht immer nur aufs Talent schauen“, gab Wegener fast schon väterliche Tipps für den weiteren Verlauf der Karriere.
Noch ein Altunkaya siegte
Doch nicht nur wegen der Titelverteidigung war auch die 7. Neuwieder Boxnacht wieder ein voller Erfolg. Turhan Altunkaya hatte es erneut geschafft, ein abwechslungsreiches, fast vierstündiges Programm auf die Beine zu stellen. So kam unter anderem Nachwuchsboxer Yasin Altunkaya zu einem verdienten Unentschieden gegen Güven Aslanboga und schickt sich an, in die Fußstapfen seiner erfolgreichen Brüder zu treten.
Für viel Stimmung sorgte auch der Kampf um die Neuwieder Firmenmeisterschaft, den Thomas Holefeld durch Aufgabe seines Gegners Igor Likke gewinnen konnte. Dagegen waren die Meinungen über den K 1-Einlagekampf mit dem Sieger Arthur Grzechik (Neuwied) geteilt. Viele Zuschauer empfanden das Kickboxen als zu brutal und gesundheitsgefährdend.
„Es wird immer schwerer, unser hohes Niveau immer wieder zu toppen. Die Gagen für gute Kämpfer, insbesondere für die internationalen Gegner von Hizni, werden immer teurer. Doch wir wollen uns auch in Zukunft durch gute und ehrliche Arbeit von einigen anderen Veranstaltungen in der Region absetzen. Auch im Jahr 2013 wird es wieder eine Neuwieder Boxnacht geben“, versprach Turhan weitere sportliche Höhepunkte – auch unter immer schwerer werdenden Rahmenbedingungen.
Da werden die lobenden Worte von Landrat Rainer Kaul und dem Neuwieder Oberbürgermeister Nikolaus Roth („Turhan setzt alte Neuwieder Boxtradition seriös fort. Solche Veranstaltungen tun der Stadt gut.“) zusätzlich für Motivation sorgen.
Von unserem Mitarbeiter
Ludwig Velten