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Regionalsport Mitte
Mit der Insolvenz geht Ära des SC 07 wohl zu Ende

Nationalspielerin Celia Okoyino da Mbabi (rechts) wird "ihren" SC 07 Bad Neuenahr nach acht Jahren wohl verlassen. Ohne sein Aushängeschild ist der Verein auch sportlich nicht mal mehr die Hälfte wert. Foto: Vollrath

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Frauenfußball – Im Juni jährt sich zum 25. Mal der größte sportliche Erfolg in der Geschichte des SC 07 Bad Neuenahr. Es wird ein trauriges Jubiläum. Genau ein Vierteljahrhundert, nachdem die Fußballerinnen von der Ahr ihren ersten und bis heute einzigen deutschen Meistertitel errangen, droht dem Traditionsverein das Aus.

Zehn Tage nach dem plötzlichen Tod des Vereinspräsidenten Bernd Stemmeler hat der SC 07 Bad Neuenahr beim Amtsgericht den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Wenn nicht noch ein (Sponsoren-)Wunder geschieht, muss der Klub wohl die Frauen-Bundesliga verlassen, der er seit 1997 ununterbrochen angehört hat.

Dass der SC 07, jahrzehntelang das Aushängeschild des rheinland-pfälzischen Frauenfußballs, in finanziellen Schwierigkeiten steckt, ist nichts Neues. Seit den 90er-Jahren mussten die Verantwortlichen Saison für Saison wahre Klimmzüge vollführen, um den Spielbetrieb mit einer wettbewerbstauglichen Mannschaft aufrechtzuerhalten. Doch nun scheint das Ende der Fahnenstange erreicht. „Die Situation ist viel dramatischer, als sie bisher nach außen dokumentiert wurde“, sagt Herbert Kommer, der seit November dem neu formierten SC-Präsidium angehört. „Die Altlasten sind erheblich.“

Offenbar haben Finanzamt, Berufsgenossenschaft und Sozialversicherungsträger, aber auch zahlreiche kleinere Firmen offene Forderungen an den Verein, die dieser nach derzeitigem Stand und nach menschlichem Ermessen nicht bedienen kann. „Wenn morgen ein Investor käme und würde 500 000 Euro auf den Tisch legen, könnte wir uns der Sorgen entledigen“. sagt Kommer, der als Mann der Praxis und altgedienter Funktionär beim Fußballverband Rheinland (FVR) natürlich weiß, wie wenig realistisch dieses Szenario ist.

Seit gestern Mittag, 13.30 Uhr, arbeitet der Insolvenzverwalter aus einer Anwaltskanzlei in St. Augustin daran, die Zahlen aufzuarbeiten. Ziel ist, bis zum offiziellen Saisonende am 30. Juni das Insolvenzverfahren zu eröffnen – oder festzustellen, dass es „mangels Masse“ abgelehnt werden muss. In beiden Fällen würde der SC 07 vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) zum Abstieg aus der Bundesliga verurteilt und könnte in der zweiten Liga einen Neuanfang starten.

Gelingt der Befreiungsschlag nicht, gehört der Verein ab 1. Juli weiterhin der Ersten Liga an und müsste vom Zeitpunkt des Insolvenzverfahrens an außer Konkurrenz weiterspielen – ein Katastrophenszenario für den Verein, für die Liga und für den Sport insgesamt. Denn welche Spielerin würde unter diesen Voraussetzungen schon ihre Schuhe für den SC 07 schnüren wollen?

Klar ist, dass die Mannschaft der kommenden Spielzeit wenig Ähnlichkeit mit der aktuellen haben wird, die die Saison auf Tabellenplatz sieben beendet hat. Nationalspielerin Leonie Maier wechselt zum FC Bayern München, Torfrau Almuth Schult wird mit Triple-Gewinner VfL Wolfsburg in Verbindung gebracht, und Celia Okoyino da Mbabi, Deutschlands Fußballerin des Jahres 2012 und seit vielen Jahre das strahlende sportliche Aushängeschild des SC 07, wird mit Sicherheit künftig auch ein anderes Trikot tragen. Zwar beteuert sie: „Ich habe noch nirgendwo unterschrieben“, doch sie hat offenbar zahlreiche Optionen. „Mein Studium habe ich bis auf die Abschlussarbeit so gut wie beendet“, sagt die Nationalspielerin, weshalb sie höchstens noch aus privaten Gründen an die Region gebunden ist. Folgerichtig betont sie: „Nichts ist ausgeschlossen. Natürlich ist es reizvoll, um Titel zu spielen. Ich traue mir auch zu, in einem Spitzenklub eine Führungsrolle zu übernehmen.“

Der frühere Serienmeister 1. FFC Frankfurt, der seit 2008 auf einen Titel wartet, hat vor der Saison bekanntlich intensiv, aber vergeblich um die hoch talentierte Stürmerin geworben. Glaubt man den Gerüchten, so ist aber auch der aktuelle Branchenführer VfL Wolfsburg nicht chancenlos, genau wie der andere Werksklub Bayer Leverkusen, dessen Frauenmannschaft im Oberhaus zuletzt eher eine Nebenrolle spielte.

Wo auch immer die allseits beliebte Angreiferin landet, ihr bisheriger Verein wird von dem Wechsel nicht mehr profitieren. „Die Verträge der drei Nationalspielerinnen laufen aus, da gibt es keine Ablöse“, stellt Herbert Kommer klar. Für ihn gibt es nur einen gangbaren Weg in die sportliche Zukunft: „Wir müssen die Planung für die Zweite Bundesliga vorantreiben. Dort können wir mit den verbleibenden Spielerinnen, mit den besten Akteurinnen der zweiten Mannschaft, die gerade aus dieser Liga abgestiegen ist, und mit den Talenten aus unserer U 17-Bundesligamannschaft eine schlagkräftige Truppe stellen.“

Aber das ist Zukunftsmusik, weiß Kommer. „Noch ist es zu früh für konkrete Pläne“, sagt er, „ich weiß nicht, wie viele Vaterunser und Gegrüßet-seist-du-Maria wir noch beten müssen.“

Von unserem Redakteur

Stefan Kieffer