Mainz
Mit der Ernährungsberaterin über den Weihnachtsmarkt

Fettige Reibekuchen sind Ernährungsberaterin Rita Rausch ein Dorn im Auge. Allerdings ist ab und an der Genuss okay - wenn abends dann Gemüse auf dem Speiseplan steht.

Harry Braun

Mainz - Schmalzgebäck, Würstchen, gebrannte Mandeln, Lebkuchen: Wer über den Mainzer Weihnachtsmarkt bummelt, ist an jeder Ecke kulinarischen Verführungen ausgesetzt. Die MRZ nimmt mit Rita Rausch, Ernährungsberarterin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, die Köstlichkeiten unter die Lupe.

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Mainz – Schmalzgebäck, Würstchen, gebrannte Mandeln, Lebkuchen: Wer über den Mainzer Weihnachtsmarkt bummelt, ist an jeder Ecke kulinarischen Verführungen ausgesetzt.

Traditionelle Kalorienbomben, über die auch Besucher stolpern, die sonst eher auf die schlanke Linie achten. Doch muss man wirklich auf die Leckereien verzichten, weil sie zu gehaltvoll sind? Die MRZ nahm mit Rita Rausch, Ernährungsberarterin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, die angebotenen Köstlichkeiten genauer unter die Lupe.

Und siehe da, es ist gar nicht so schlimm, wie es scheint. Das macht Rausch gleich am ersten Stand deutlich, der umringt ist von Gästen, die Kartoffelpuffer verputzen und das heruntertropfende Fett genüsslich von den Fingern lutschen. „Natürlich sind sie sehr fett“, sagt die Fachfrau. 100 Gramm haben rund 460 Kalorien, und diese Portion ist deutlich größer und ersetzt ein komplettes Mittagessen. Aber wenn abends nur noch Rohkost auf dem Speiseplan steht, kann ich mir die Puffer ruhig gönnen. Es kommt darauf an, was ich sonst noch über den Tag verteilt esse.„ Wer allerdings noch Bratwurst hinterherschiebt, die zu einem Drittel aus Fett besteht, und das ganze mit einer frittierten Mutzenmandel abrundet, ja, der kann sich die Leckerlis am besten gleich an die Hüften tuckern.

An der nächsten Bude, die mit Spießbraten, Würstchen und Co. lockt, empfiehlt Rausch den Prager Schinken.

Denn der kommt mit Krautsalat daher, und in der Gemüsebeilagestecken jede Menge Vitamine und Mineralstoffe. Zudem stärkt der hohe Anteil an sekundären Pflanzenstoffen das Immunsystem.

Fischbrötchen als Alternative

Eine gute und gesunde Alternative ist auch das Fischbrötchen, das in vielen Variationen in der Auslage den Appetit anregt. “Da kann man auch ruhig mal zu den fettreicheren Sorten wie Lachs, Makrele oder Thunfisch greifen, denn sie sichern die Zufuhr von wertvollen Omega-3-Fettsäuren„, erläutert Rausch. Auch von der Suppenküche ist die Ernährungsberaterin begeistert. Hier können sich die Genießer Zutaten für die Rinder- oder Hühnersuppen selber aussuchen, “und Nudeln, Reis oder Gemüsse essen wir ja auch zu Hause„, so ihr Urteil.

Nun kommen wir zur Abteilung, in der Naschkatzen ihren Hunger auf Süßes stillen. “Beim Crepes kommt es auf die Zutaten an„, weiß Rausch. Wer kalorien sparen möchte, sollte statt Nutella lieber Zucker und Zimt wählen. In der Riege der Schokofrüchte kommt es auf das Volumen des Obstes und des Sckoladenmantels an. Hier ist der Apfel eindeutig der Favorit der Ernährungsberaterin. “Bananen sind an sich schon energiereich, und dann noch der Überzug....„

Lebkuchen sieht nur harmlos aus

Der Lebkuchen sieht eigentlich ganz harmlos aus, hat es aber in sich. “Von der Kalorienzahl kommt er einem Crêpes gleich.„ Auch bei der Auswahl weiterer Weihnachtsleckereien entscheidet der Einzelfall über das spätere Hüftgold. Christstollen (etwa 400 Kalorien pro Stück) und Dominosteine fallen stärker ins Gewicht als Spekulatius (49) oder Vanillekipferl (35). Figurfreundlichere Alternativen sind auch Pfeffernüsse oder Anisgebäck.

Beim Anblick der gebrannten Mandeln rollt Rausch mit den Augen. Sünde pur? “Nur dann, wenn man die ganze Tüte isst„, sagt die Beraterin. “Aber wenn man wenig nimmt und genießt, dann tut es Körper und Seele gut." Und da lasse sich diesen Kalorienenbomben durchaus etwas Gutes abgewinnen.

Maronen sind empfehlenswert

Eine empfehlenswerte Knabberei sind Maronen. Bei einer 200g-Portion spart man im Vergleich zu den Mandeln mit ihrer gehaltvollen Kruste locker 600 Kalorien ein. Außerdem enthalten die Esskastanien wertvolle B-Vitamine, Vitamin C und Mineralstoffe wie Kalium und Magnesium. Ballaststoffe kurbeln zudem die Verdauung an, die im bewegungsarmen Winter oft etwas träge ist. Zum Abschluss des Rundgangs beißt Rausch dann herzhaft in einen Kartoffelpuffer. Wohlgemerkt einen: Denn, so die Expertin, wer seinen täglichen Kalorienbedarf nicht überschreite, der kann auf dem Weihnachtsmarkt eigentlich überall zugreifen.

Sabine Jakob