Kirn/Bad Sobernheim. Nach der Neuordnung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes sind die Menschen in Kirn und Umgebung ungläubig, ja teilweise entsetzt. Müssen sie doch, wollen sie am Wochenende einen Arzt konsultieren, künfig nach Göttschied ins Krankenhaus fahren (wir berichteten). Noch schlimmer ist es in Bad Sobernheim und Umgebung. Dort fühlen sich die Leute schlichtweg an der Nase herumgeführt. Sie hatten bis heute noch an einen Zusammenschluss mit Kirn geglaubt, zumindest damit geliebäugelt.
Rückblick: Vor einem Jahr wurde bekannt, dass der ärztliche Bereitschaftsdienst, der bis dato von Medizinern in Bad Sobernheim, Odernheim und Umgebung übernommen wurde, ab Januar 2010 von der Bereitschaftsdienstzentrale in Meisenheim koordiniert und wahrgenommen wird. Alle Proteste halfen nichts. Auch eine Liste mit mehr als 3000 Unterschriften wurde von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) des Landes hartnäckig ignoriert. Dieter Starck aus Monzingen, entschiedener Gegner der Verlagerung nach Meisenheim, hat den KV-Vorstand mehrmals angeschrieben. Eine Reaktion hat er nie erhalten. Starck hatte zudem fünf hohe Politiker aus der Region um Mithilfe gebeten. Doch nur einer habe ihm geantwortet. „Vielleicht lag es ja daran, dass er Theologie studiert hat“, sagt Strarck schon mit einem Schuss Selbstironie. Bei einer Informationsveranstaltung mit eben diesem Politiker, Fritz-Rudolf Körper, wurde seitens der KV zumindest die Möglichkeit in Aussicht gestellt, dass der Bereitschaftsdienst für die Regionen Bad Sobernheim und Kirn zusammengelegt werden könnte. Wie sich nun herausstellt, war dies nie eine Lösungsvariante.
Denn: „Der Zusammenschluss von Kirn und Bad Sobernheim war nie ernsthaft geplant“, sagt nun Dr. Peter Schwebel, Bereitschaftsdienstbeauftragter der Ärzte für Kirn und Kirn-Land. Die Begründung liefert er gleich mit: „Damit sich eine Bereitschaftsdienstzentrale trägt (die ja von den Ärzten privat finanziert werden muss), muss sie sich auf mindesten 50 000 Einwohner erstrecken. Dies wäre nur mit Kirn, Bad Sobernheim und Meisenheim gemeinsam gegangen. Da aber die Anbindung an das Meisenheimer Krankenhaus bereits gegeben war, erschien uns der Zusammenschluss Kirns und dem Kirner Land mit Idar-Oberstein sinnvoller.“
Es sei durchaus richtig, dass der ärztliche Bereitschaftsdienst aufgrund einer Verordnung der Kassenärztlichen Vereinigung umgestaltet wird. Doch Dr. Schwebel möchte ins Detail gehen. „Der Hintergrund ist, dass es in ländlichen Regionen immer weniger Ärtze gibt und dass freie Arztsitze nur zu besetzen sind, wenn eine Bereitschaftsdienstzentrale vorgehalten wird“, sagt er. In Kirn habe sich seit 2002 kein Arzt mehr niedergelassen, fünf seien aber abgewandert.
Für Dieter Starck aus Monzingen und seine Mitstreiter heißt das nun, dass durch die Verlagerung des Bereitschaftsdienstes von Kirn nach Göttschied die Existenz der Dienstzentrale in Meisenheim natürlich gestärkt wird. Dennoch gibt er die Hoffnung nicht auf. „KV-Vorständlerin Sigrid Ultes-Kaiser könnte ja wenigstens einmal auf meine Schreiben antworten.“ Falls dies nicht schon in Kürze geschehe, wolle er erneut die breite Bevölkerung mobilisieren. Andreas Nitsch
In lebensbedrohlichen Fällen ist nach wie vor die Rettungsleitstelle zu rufen. Sie ist über die europaweit einheitliche 112 zu erreichen. Die bisherige Nummer 19 222 ist ein Auslaufmodell.