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Darmstadt
Mathildenhöhe entdeckt "Expressionismus" neu

Gruselfaktor: Eine Videoprojektion aus dem Film "Das Cabinet des Dr. Caligari".

dpa

Darmstadt - Mehr als 70 internationale Leihgeber haben ihre Exponate zur neuen Schau auf der Mathildenhöhe geschickt. Die will den Expressionismus neu entdecken.

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Darmstadt – Den Expressionismus neu entdecken – das hat sich eine neue Ausstellung in Darmstadt mit rund 450 Exponaten aus den Gattungen Kunst, Film, Literatur, Theater, Tanz und Architektur zum Ziel gesetzt. Unter dem Titel „Gesamtkunstwerk Expressionismus“ solle die Schau auf der Darmstädter Mathildenhöhe mehr sein als ein Spiegelbild des „Blauen Reiters“, sagte Ralf Beil, Direktor des Instituts Mathildenhöhe.

„Wir bieten eine Neuentdeckung des Expressionismus, ein kulturhistorisches Panorama“, kündigte er an. Die Werke stammen aus der Zeit zwischen 1905 und 1925. Ausgestellt wird unter anderem erstmals die mit realen Abmessungen und originalen Ausstellungsstücken rekonstruierte Ateliernische aus Ernst Ludwig Kirchners Dachwohnung in Berlin-Friedenau von 1914.

Besonderes Augenmerk legt die Schau auf die Netzwerke der Künstler jener Zeit und das Zusammenspiel aus Literatur, bildender Kunst und Film. Zu den mehr als 70 internationalen Leihgebern gehören die Neue Nationalgalerie Berlin, das Kirchner- Museum Davos, Cinematheque Paris, die Nationalgalerie Prag und das Leopold Museum Wien.

Die Schau ist als Parcours konzipiert und setzt sich aus Schauräumen, Rampenanordnungen und Filminstallationen zusammen. Die Exponate, darunter Gemälde, Tuschezeichnungen, Skulpturen und handschriftliche Notizen der im Ersten Weltkrieg eingezogenen Künstler, sollen in Darmstadt im historischen Zusammenhang zu sehen sein.

„Die Mathildenhöhe Darmstadt entdeckt den Expressionismus neu als kollektive Bewegung vor und nach dem Ersten Weltkrieg“, sagte Beil. Der Gesamtkunstwerksgedanke vereine Künstler aller Gattungen und Gruppierungen jener Zeit.

„Die Ausstellung könnte an keinem treffenderen Ort realisiert werden“, sagte Beil. „Wir sind hier selbst ein Gesamtkunstwerk par excellence.“ Die Einheit von Kunst und Leben seien Kernthemen der Mathildenhöhe, die nicht allein für die Kunstrichtung Jugendstil stehe. 1904 sei mit den Bildhauerateliers von Joseph Maria Olbrich ein richtungweisender Bau entstanden, dessen Erscheinungsbild Formen expressionistischer Architektur vorwegnehme. Der 1908 fertiggestellte Hochzeitsturm ist das Wahrzeichen der Stadt.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Filmmuseum Frankfurt und dem Kulturfonds Rhein/Main, der die Schau finanziell unterstützt hat. Zur Schau gehört ein Begleitprogramm aus Sonderführungen, Konzerten, Tanzaufführungen, Filmvorführungen, einer Familienwoche und einem Kinder-Audioführer.

Die Ausstellung ist bis 13. Februar dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr zu sehen. Der Eintritt kostet 8 Euro, ermäßigt 6 Euro.

Sonja Jordans