Als Doppelmeisterin über 100 und 200 Meter krönte sich derweil Sophia Junk (LG Rhein-Wied) zur „Sprint-Königin“ vom Oberwerth. Die schnelle 22-Jährige war zu ihrem Heimspiel in Topform und schickte mit Bestzeiten über beide Strecken ein kkares Zeichen an die Konkurrenz, die bei der U 23-Europameisterschaft in zwei Wochen in Tallinn auf sie wartet.
Schon am Samstag dominierte Junk über die kurze Sprintstrecke und lief mit ihren charakteristischen Trommelschritten in höchster Frequenz in 10,30 Sekunden schneller als je zuvor als Erste ins Ziel. Tags darauf ließ die angehende Polizeikommissarin auch vom heftig blasenden Gegenwind (1,2 Meter pro Sekunde) nicht stoppen und absolvierte die 200 Meter in 23,03 Sekunden. „Zweimal Gold, zweimal Bestzeit“, strahlte Junk nach der erfolgreichen Titelverteidigung, „besser geht's nicht!“
Nur 16 Stunden nach ihrem ersten Titel musste sie bereits zum 200-Meter-Vorlauf antreten. „Da fühlte ich mich ein bisschen träge“, gestand sie, doch die Müdigkeit blieb ohne Folgen, da fünf ihrer Konkurrentinnen bereits im Vorfeld die Waffen gestreckt hatten, sodass sich nur sieben Sprinterinnen um die sechs Finalplätze bewarben. Zum Endlauf am Nachmittag hatte sich die Vielsprinterin so weit erholt, dass sie ihre Rivalin Talea Prepens aus Cloppenburg um 28 Hundertstel distanzierte und eine weitere Bestzeit ablieferte.
„Wenn ich die Wahl habe zwischen 100 und 200 Meter“, meinte sie hinterher, „würde ich immer die 200 wählen, auch wenn die doppelt so anstrengend sind. Ich liebe die Fliehkraft, wenn ich aus der Kurve beschleunige. So fällt ihr die Entscheidung nicht schwer, welche Strecke sie bei der EM in Tallinn angehen wird: „Neben der 4 x100-Meter-Staffel, mit der wir unseren Titel von 2019 verteidigen wollen, setze ich auf die 200 Meter.“ Ihr Ziel? „Die 23-Sekunden-Marke unterbieten und um eine Medaille mitkämpfen.“
Laufkollegin Majtie Kolberg von der LG Kreis Ahrweiler, deren souveräner Titelgewinn über 800 Meter ebenfalls keine Überraschung war, vermied bei ihrem EM-Ausblick das verheißungsvolle M-Wort (Medaille), meinte aber selbstbewusst: „Ins Finale möchte ich kommen und meine Bestzeit von 2:02,58 Sekunden verbessern. Ein Platz unter den ersten Fünf wäre schön.“
In Koblenz hatte die Lehramtsstudentin ihre Mitbewerberinnen sowohl im Halbfinallauf am Samstag (2:08,23 Minuten) als auch im Finale fest im Griff. Nach 2:04,53 Minuten hatte sie mehr als zwei Sekunden Vorsprung vor Sarah Fleur Schulze aus Hannover und strahlte regelrecht vor Tatkraft. „Alles lief genau wie geplant. Die Zeit ist okay nach 63 Sekunden für die erste Runde.“ Die EM-Norm hatte Kolberg mit 2:03,13 bereits unterboten, ehe sie sich ein zehntägiges Trainingslager in St. Moritz gönnte: „Das war ein Tapetenwechsel für die Seele“, schwärmte sie.
Eher kleinlaut kommentierte Lucia Sturm vom TSV Moselfeuer Lehmen ihren letzten Platz im Endlauf über 800 Meter: „Heute kam gar nichts, ich kann es nicht erklären“, ärgerte sich die 19-jährige Abiturientin über ihre 2:13,42 Minuten. Knapp zwei Sekunden fehlen der talentierten Mittelstrecklerin zur Norm für die EM der U 20 (2:06,75), die eine Woche nach der U 23-EM ebenfalls in Tallinn über die Bühne gehen wird.
Sicher bei der U 20-EM in Tallinn dabei ist die ebenfalls erst 19-jährige Olivia Gürth vom Diezer TSK Oranien nach der wohl spektakulärsten Vorstellung bei dieser DM. Über 3000 Meter Hindernis hielt sie sich die meiste Zeit unauffällig am Ende einer vierköpfigen Führungsgruppe auf, attackierte erst in der letzten Runde und lief der Favoritin Paula Schneiders aus Mönchengladbach noch um fünf Sekunden davon.
Am Ende standen 10:03,19 Minuten auf der Uhr, damit hatte Olivia Gürth nicht nur ihre bisherige Bestzeit um mehr als zwölf Sekunden verbessert, sondern auch die Führung in der europäischen Bestenliste der Altersklasse U 20 übernommen. Bei der EM in Tallinn darf die Senkrechtstarterin wohl nicht mehr damit rechnen, dass die Konkurrenz sie unterschätzt.
Kurz war der Auftritt von 400-Meter-Hürdenläufer Lennart Roos von der LG Rhein-Wied, der mit 55,29 Sekunden im Halbfinale den Endlauf um gut zweieinhalb Sekunden verpasste.