Regionalsport Mainz
Mainzer Ringer verpassen Finaleinzug denkbar knapp
ASV Mainz 88 vs. KSV Köllerbach: Bilder vom Kampf

George Bucur hatte gegen den giftigen Martrin Daum seine liebe Mühe,...

Harry Braun und Michael B

Ringen - Als alle Bemühungen von Pascal Eisele, den am Boden liegenden Konstantin Schneider in der dritten Runde durchzudrehen, gescheitert waren, stürmten Trainer und Betreuer des KSV Köllerbach die Matte. Der Anhang der Saarländer feierte lautstark. Schon vor dem letzten Kampf stand fest: Die Ringer des ASV Mainz 88 hatten das Finale um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft verpasst.

Ringen – Als alle Bemühungen von Pascal Eisele, den am Boden liegenden Konstantin Schneider in der dritten Runde durchzudrehen, gescheitert waren, stürmten Trainer und Betreuer des KSV Köllerbach die Matte. Der Anhang der Saarländer feierte lautstark. Schon vor dem letzten Kampf stand fest: Die Ringer des ASV Mainz 88 hatten das Finale um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft verpasst.

Am Ende gewannen die 88er den Halbfinal-Rückkampf mit 19:18. Doch das war zu wenig, um die 17:19-Niederlage aus der Begegnung in Köllerbach wettzumachen. Mit leeren, zum Teil etwas feuchten Augen saß ein Teil der Mainzer Ringer nach dem Ende der Begegnung auf der Matte und musste mit anhören und -schauen, wie die Trommler und Bläser der Gäste in ihrer Ecke den Gesamtsieg mit Pauken und Trompeten feierten.

So kurz nachdem die Träume vom Finale geplatzt waren, war es für die Mainzer Athleten schwer, zu realisieren, dass sie einen begeisternden Kampf geboten und bis kurz vor Schluss um ihre Chance gekämpft hatten. Die 88er hatten an diesem denkwürdigen Abend in einer ausverkauften Halle großen Sport gezeigt. Verloren hatten sie das Halbfinale nicht in Mainz, sondern in Köllerbach.

Thomas Geid brachte es auf den Punkt. „Wenn man bedenkt, dass 20 Kämpfe ausgetragen wurden, und am Ende ein Rundenpunkt entscheidet, sieht man, wie knapp das alles war“, sagte der KSV-Trainer. „Das ist für die Mainzer natürlich sehr bitter.“

Die 88er hatten lange gute Karten. Dafür hatte Daigoro Timonchini gesorgt. Die Köllerbacher hatten erstmals in dieser Saison Jimmy Lidberg eingeflogen. Von dem Schweden hatten sie sich einen Sieg im Halbschwergewicht erhofft. Doch Timonchini leistete Außergewöhnliches. In der ersten Runde musste der 88er in die Bodenlage. Lidberg drehte ihn durch, doch der Italiener konterte und glich aus. Aufgrund der letzten Wertung ging dieser Durchgang an ihn. Die zweite Runde gewann Timonchini durch eine Wertung im Stand. Es gelang ihm, Lidberg aus der Kampfzone zu stoßen. Dem Schweden schwanden die Kräfte. Der 88er war der aktivere Ringer, wählte in der dritten Runde die Bodenlage und ließ keine Wertung zu. Timonchini gewann 3:0, eine Bank der Köllerbacher war umgefallen.

„Vor der Pause ist es nicht so gut gelaufen“, räumte Geid ein. „Danach mussten Konstantin Schneider und Jan Fischer jeweils 3:0 ringen und einer der Freistiler eine Runde mitnehmen. Martin Daum ist das zum Glück gelungen. Er hat die Runde zum Gesamtsieg geholt.“ Es war eine ganz enge Rechnung, die der KSV da aufgemacht hatte. Aber sie ging auf. Patric Nuding lag nach der ersten Runde gegen Fischer noch im Plan. Er gab den Durchgang ab, ließ aber keine Wertung zu. Zwei Verwarnungspunkte wegen Beinarbeit in der zweiten Runde machten aber die Möglichkeit zunichte, dieses Mattengefecht lediglich mit 0:1 zu verlieren.

George Bucur verkaufte sich gegen Daum deutlich besser als im Hinkampf, als der 88er lediglich mit 3:2 gewonnen hatte. Doch Daum war wieder der giftige, sperrige Gegner und trotzte Bucur erneut eine Runde ab. Das war in Geids Augen der Siegbringer.

Die letzte Möglichkeit, die Mainzer ins Finale zu bringen, hatte Pascal Eisele im vorletzten Kampf. Er hatte in Köllerbach gegen Konstantin Schneider keine Wertung zugelassen und deshalb nur 0:1 verloren. Der Traum, das wiederholen zu können, platzte schon in der ersten Runde. Jetzt hätte der Youngster im Mainzer Team schon zwei Runden gewinnen müssen. Eisele versuchte sein Bestes. Doch der ausgebuffte Schneider hatte auf alle Angriffe eine Antwort.

Die Entscheidung war gefallen. Der letzte Kampf war bedeutungslos. Der Köllerbacher Andrij Shyyka stellte sich trotz eines Kreuzbandrisses mit bandagiertem Knie auf die Matte, kassierte gegen Kiril Terziev in der zweiten Runde die dritte Passivitätsverwarnung und wurde disqualifiziert. „Wenn es darauf angekommen wäre, hätte ich versucht, keine vier Punkte abzugeben“, sagte Shyyka. Ob es ihm gelungen wäre, ist die andere Frage.

Die Mainzer konnten trotz des unglücklichen Ausscheidens erhobenen Hauptes von der Matte gehen. Kaum war die erste Trauer über die verpasste Chance etwas gesackt, machte sich Trotz breit. „Klar sind wir ein Stückweit enttäuscht“, sagte ASV-Cheftrainer Baris Baglan. „Wir haben aber Historisches geleistet in dieser Saison. Das macht Lust auf die nächste Runde.“ Davyd Bichinashvili, der in einer hochklassigen Auseinandersetzung Konstantin Völk in drei Runden bezwungen hatte, konnte sich über seinen Sieg nicht richtig freuen. „Zufrieden wäre ich, wenn wir im Finale wären“, sagte der Mittelgewichtler. „Aber wir haben alles gegeben, gekämpft. Baris hat unsere Jungs super motiviert. Das hat richtig Spaß gemacht. Die Atmosphäre hier in der Halle war eine richtig große Motivation für uns. Es geht weiter. Im nächsten Jahr kommen noch mehr Zuschauer.“ Und eine Saison will der 36-Jährige auf jeden Fall noch dranhängen. Gert Adolphi