Mainz
Mainzer Autofahrer zeigen Herz für 300 gestrandete Fahrgäste

Mainz - Die Solidarität der Mainzer funktioniert nicht nur im Fußballstadion: Nach dem plötzlichen Kälteeinbruch stranden am Mittwoch Abend gegen 20 Uhr drei voll besetzte Gelenkbusse der Mainzer Verkehrsbetriebe MGV am "Draiser Berg" Richtung Lerchenberg. Schnee und Glätte, nichts geht mehr.

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Mainz – Die Solidarität der Mainzer funktioniert nicht nur im Fußballstadion: Nach dem plötzlichen Kälteeinbruch stranden am Mittwoch Abend gegen 20 Uhr drei voll besetzte Gelenkbusse der Mainzer Verkehrsbetriebe MGV am „Draiser Berg“ Richtung Lerchenberg. Schnee und Glätte, nichts geht mehr.

300 Fahrgäste müssen hinaus in Dunkelheit und Kälte. Doch Busfahrer Michael Kraftner und seine Kollegen machen einfach einen „auf Anhalter“ und sorgen dafür, dass alle 300 von hilfsbereiten Pkw-Fahrern mitgenommen werden.

Nicht nur am Draiser Berg, auf allen Steigungsstrecken stellte die Verkehrsgesellschaft MVG ab 22.30 Uhr den Verkehr ein. Teilweise wurden noch Ersatzstrecken gefahren. So wurden die Linien 61 und 63 ab dem Weisenauer Friedhof über die Autobahn nach Laubenheim umgeleitet. MVG-Sprecher Michael Theurer widersprach jedoch Meldungen, wonach die Stadtbusse angeblich mit Sommerreifen unterwegs seien. „Alle Linienfahrzeuge entsprechen den Vorschriften der Straßenverkehrsordnung.“ Die schreibt für alle Antriebsachsen „wintertaugliche“ Reifen vor. Die Reifen auf den übrigen Achsen hätten eine Gummi-Mischung „mit besseren Hafteigenschaften“, die für den Ganzjahresbetrieb geeignet seien, so Theurer. Gestern Morgen fuhren die Stadtbusse weitgehend normal, allerdings mit wetterbedingten Verspätungen.

Ausgelöst wurde das Chaos von geringen Temperaturschwankungen: Waren es am Mittwoch gegen 17 Uhr noch 1 Grad plus, sackte der Wert gegen 22 Uhr unter den Gefrierpunkt, so das „Wetterkontor“ Ingelheim. Der Tiefstwert lag in den frühen Morgenstunden bei minus 3,7 Grad. Viele Pendler kämpften sich gestern Morgen über gefrorenen Untergrund – um dann am Vormittag einsetzendes Tauwetter zu erleben. Heute soll es wieder so werden.

Insgesamt gab es am Mittwoch 47 Unfälle in der Region, den Großteil im Landkreis Mainz-Bingen. Im Stadtgebiet zählte die Polizei elf Unfälle mit einem Verletzten und einem Sachschaden von 27 000 Euro. In der Innenstadt stürzten einige Bäume unter der Schneelast um. Polizeisprecherin Heidi Nägel lobte die Umsicht der Mainzer Autofahrer: „Sie waren vorsichtig.“

Im Umland stellte die Busgesellschaft ORN den Verkehr am Mittwoch bereits gegen 19.30 Uhr weitgehend ein. Die Verkehrslage blieb gestern auch tagsüber zunächst angespannt. „Betroffen sind etwa die Strecken um Undenheim und Nieder-Olm, die Linie 66, im Grunde aber alle Bereiche mit starkem Gefälle“, berichtet ORN-Betriebsleiter Joachim Mader. Mit Einschränkungen lief etwa der Verkehr Mainz-Undenheim-Alzey, da die Straße von Gau-Bischofsheim runter einfach zu glatt gewesen sei. Priorität haben die Hauptachsen von Mainz nach Sprendlingen und nach Nieder-Olm. Hier fuhr die ORN dennoch mit großen Verspätungen. „Der Schulverkehr ist wirklich ganz schwierig“, sagt Mader. „Wir versuchen, den Fahrplan schnellst möglich wieder aufzunehmen.“ Viele Fahrer versuchen die Wartenden an kleinen Haltestellen abzuholen, um sie dann zu den größeren Verkehrsknotenpunkten zu bringen. Der Shuttle-Bus Mainz-Flughafen Hahn fuhr übrigen planmäßig: Die Straßen dorthin werden als Hauptverkehrsachsen mit als erste geräumt.