Mainz – Um 15:30 Uhr ist Massenansturm in der Innenstadt. Am verkaufsoffenen Mantelsonntag liegt Musik in der Luft: An 19 Stationen spielen ganz unterschiedliche Bands.
„Es gibt viel Musik zu hören, das ist eine gute Idee“, freut sich Anja Meitzler. Sie findet: „In den Geschäften ist es einfach zu voll.“ Auch in der Römerpassage herrscht viel Betrieb. Meitzler und ihr Begleiter sind keine Fußballfans – ganz anders als Bernhard Schalk, der mit seiner Frau bei „Cook mal“ das Angebot prüft. Die gelbe Tüte mit dem schwarzen Schriftzug leuchtet auch im dicksten Einkaufsgewimmel.
„Wenn ich noch eine Karte bekommen hätte, wäre ich jetzt im Stadion“, erzählt Dortmund-Anhänger Udo Assmann, der ganz gelassen einkauft – wozu gibt es schließlich Internet?
Auf die Übertragung per Live-Ticker setzt dagegen Björn Schneider vom Vodafone-Shop, der um 15.50 Uhr im Kaufhof ein Halloween-Kostüm für die Party sucht. Stilecht verkleidet, steht Verkäuferin Diana Wisniewski zur Beratung bereit. Sie ist mit dem Umsatz zufrieden: „Das Kostüm „Kleines Gespenst“ ist schon ausverkauft.“
Auch am Brand sind die Geschäfte voll, und auf dem Markt ist um 16.05 Uhr fast kein Durchkommen. Dort erwarten nicht nur Weinstände und ein Rummel die Besucher, sondern das Unterhaltungsprogramm auf der Bühne, wo Bluesklänge der Gruppe „Billy Crash“ ertönen. „Die Band ist einfach super! Wir sind extra wegen der Musik hier“, sagt Martina Jung begeistert. „Das ist unser erster Mantelsonntag – es ist schöner als an Fastnacht.“
Viele Menschen bevölkern um 16.30 Uhr den Kirschgarten, wo Wein und Musik für gute Stimmung sorgen. Raumausstatter Oliver Daum vom Geschäft „Länge & Daum“ ist von der Resonanz positiv überrascht, die der Stoffbasar gebracht hat.
Zu den Kunden, die nichts vom Mantelsonntag wussten, gehört das Ehepaar Morschett aus Darmstadt: „Wir haben unseren Sohn vor dem Stadion abgesetzt – und drücken den Mainzern die Daumen!“ Wie Daum zum ersten Mal dabei, ist Anna-Sabina Schommer, Inhaberin der „Schönen Dinge“ in der Augustinerstraße: „Wir machen nächstes Jahr wieder mit.“
Eine positive Bilanz zieht auch Citymanager Klaus Hammer: „Wir hatten etwa so viele Besucher wie 2009. Als Verbesserung für die Geschäfte am Theater sollte nächstes Jahr allerdings der Burgundermarkt etwas anders platziert werden.“
Die Cafés am Schillerplatz sind voll, während sich die Geschäfte gegen 17 Uhr langsam lehren. „Trotz des Fußballspiels war es ein guter Tag für uns“, berichtet Franziska Becker vom Juwelier Willenberg. Dort gibt’s etwas Besonderes: Am Glühweinstand gibt’s Luftballons für die Kleinen. Lobenswert: Der Erlös geht an einen Mainzer Kinder-Hilfe-Verein. Um 17.20 Uhr dämmert der Abend, und es geht mit vollen Tüten nach Hause. Bleiche, schwarz gewandete Wesen der Nacht kreuzen den Weg und stimmen auf den Abend ein.
Caroline Eva Gerner