Mainz – Für die Fußballprofis des FSV Mainz 05 hat gestern die Rückrunde der Fußball-Bundesliga begonnen. Nach elf-tägiger Weihnachtspause bat Thomas Tuchel seinen Kader am Donnerstag um 15 Uhr zum Trainingsauftakt an den Bruchweg und zum Start der kurzen Vorbereitung auf den Beginn der Restsaison am 15. Januar beim VfB Stuttgart.
Bis Sonntag trainieren die Mainzer am Bruchweg, dann geht's zum Hallenturnier nach Mannheim. Am Montagmorgen hebt in Frankfurt der Flieger ab Richtung Barcelona, wo der Tabellenzweite bis kommenden Freitag sein Kurztrainingslager absolviert.
22 Feldspieler und drei Torhüter holen sich dann auf dem Gelände des spanischen Topklubs und 20-fachen Meisters FC Barcelona den taktischen Schliff und die Form, um auch in der zweiten Saisonhälfte wieder ein konkurrenzfähiger Gegner in der Bundesliga sein zu können. Die Mainzer gehen mit 33 Punkten in die Rückrunde und wollen am liebsten da weitermachen, wo sie am 17. Spieltag mit dem 4:2-Sieg beim FC St. Pauli aufgehört haben. „Dieser Erfolg hat uns allen ein sehr gutes Gefühl gegeben“, sagte Tuchel. „Mit diesem Gefühl kommen wir jetzt aus der Pause, und das wird uns durch die Vorbereitung tragen. Damit werden wir dann auch zum VfB nach Stuttgart fahren.“
Der 05-Trainer hat nicht vor, sich auf Meriten auszuruhen, aufgrund der überragenden Vorrundenbilanz die Zügel schleifen zu lassen. „Unser Tabellenstand hat keinen Einfluss auf die Menge der Arbeit, die wir leisten“, sagte der 37-Jährige. Er selbst verspüre in keinster Weise einen Druck, den dieser zweite Platz ausübe. „Mehr Druck als wir uns selber machen, gibt es sowieso nicht“, sagte der Coach. „Der Tabellenplatz führt eher dazu, dass vieles leichter fällt.“
Die Mainzer haben sich für Barcelona entschieden, um mal etwas Anderes zu machen, nicht in der Abgeschiedenheit eines Golfhotels zu arbeiten, sondern Mitten im pulsierenden Leben. Die kurze Anreise per Direktflug, die Aussicht, , vor Ort, die besten Bedingungen vorzufinden und sich den Kick zu holen, auf der Anlage des großen FC Barcelona zu trainieren, hat die 05er gereizt. „Wir wollten dieses Trainingslager unbedingt. Weil die Vorbereitung sehr kurz ist, war es wichtig, die Zeit wertvoll zu nutzen, fünf tage zusammen zu sein, um Gespräche führen zu können, Videos anzusehen, Sitzungen abzuhalten“, erklärte Tuchel. „Und als Gruppe noch einmal zusammenzuwachsen.“
Um von Beginn an klarzumachen, dass es auch im neuen Jahr wieder richtig rund gehen wird, verspricht der 05-Coach seinem Kader intensive Arbeit. „Wir wollen kein Business as usual, sondern Impulstage in Barcelona“, sagte der Coach. „Wir wollen das Bewusstsein der Spieler wieder schärfen und die Intensität etwas höher fahren.“ Tuchel will mit dem Kader bei anständigen Wetterverhältnissen viel in Gruppen trainieren und etliches erarbeiten. denn der Anspruch des Mainzer Fußballlehrers ist es, seine Mannschaft in der zweiten Saisonhälfte mindestens ebenso stark zu präsentieren wie das bisher der Fall war – unabhängig von der Tabellenposition. Weiterentwicklung des Einzelnen, der Gruppe und des Mainzer Spiels lautet die Aufgabe.
„Wir erhoffen uns durch die Auswahl der Stadt und des Klubs, bei dem wir arbeiten, einen besonderen Geist und ein Flair“, erklärte der Coach gestern. „Wir wollen zielgerichtet arbeiten und uns vorbereiten, auf dem hohen Niveau der Vorrunde aufsetzend. Wir werden uns in Barcelona auf sehr hohem Niveau vorbereiten.“
Bis auf Jan Simak und Haruna Babangida, der den Verein bereits verlassen hat, nimmt Tuchel den kompletten 05-Kader mit in die katalanische Hauptstadt. Bo Svensson, der seit Wochen wegen einer Verletzung fehlte, stürzt sich ebenfalls wieder in den Kampf um die Stammplätze. Auch Morten Rasmussen ist mit von der Partie. Der dänische Nationalspieler hat bislang keinen neuen Klub gefunden und trainiert so lange mit den 05ern, bis sich etwas anbietet oder der Stürmer sich entscheidet, am Bruchweg zu bleiben.
In Sachen Zugänge tut sich laut Tuchel nichts. „Wir sehen keinen tatsächlichen Handlungsbedarf. Ich will nichts ausschließen, aber wir sind nicht mit Hochdruck hinterher“, sagte der 05-Trainer. „Der Kader hat im Kalenderjahr Leistungen auf höchstem Niveau abgeliefert. Auch deshalb wollen wir jetzt keinen verunsichern.“ Jörg Schneider